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Stadtmöblierung

Responsive Street Furniture mit Beacons

Um Blinden, Tauben oder anders eingeschränkten Menschen die Nutzung interaktiver Street Furniture zu erleichtern - oder gar erst zu ermöglichen - haben ein Designbüro und ein Hersteller von Stadtmöblierungsanlagen nun barrierefreie Straßenmöbel entwickelt, die individuell via Bluetooth spezielle Services bereitstellen können.
Barrierefrei made in Britain - Responsive Street Furniture (Grafik/ Rendering: Ross Atkin Associates)
Barrierefrei made in Britain – Responsive Street Furniture (Grafik/ Rendering: Ross Atkin Associates)

Auch wenn man es oft ausblendet oder weghört: Es gibt Menschen, die aufgrund von Alterserscheinungen, von Geburt an oder durch Unfälle verursacht einen oder mehrere Sinne nicht oder nur eingeschränkt nutzen können. Allein durch demografische Faktoren bedingt, dürfte die Anzahl dieser Menschen in den kommenden Jahrzehnten sogar ansteigen.

In der Werbung macht dann und wann mal eine Aktion darauf aufmerksam – mal mehr oder weniger überzeugend. Jüngst etwa hat Coca Cola seine Share a Coke-Kampagne, die ja eigentlich nur daraus besteht, dass man eine rote Aludose mit einem eigenen Namen (etwa: Tina) bedruckt erwerben kann – was außer bei Kindern kaum jemand ernstlich interessieren dürfte – auch um blindengerechte Share a Coke-Dosen ergänzt.

Zu deutsch: Coke stellte Vending Machines auf, aus denen sich dann rote Aludosen mit personalisiertem Braille-Schriftzug ziehen lassen. Anstatt gleich alle Coke-Dosen entsprechend gestanzt auszuliefern (Markenname, Produkthinweise). Hier wurde also lediglich eine ursprünglich schon dünne Idee („Toll, Dosen mit Namen drauf“) demokratisiert. Der Gerechtigkeit halber: Schaut man sich die Social Media-Kanäle von PepsiMax an, sieht man, dass personalisierte 1,5- oder Noch-mehr-Liter Flaschen mit den Fotos von offensichtlich übergewichtigen PepsiMax- und PepsiMax Cherry-Fans einen unfreiwillig tragikomischen und markenschädigenden Subtext transportieren können.

Deutlich überzeugender als Coke und Pepsi war da in letzter Zeit das Blog der Britin Molly Watt. Die 20-Jährige muss seit etwa sechs Jahren mit den Folgen des Usher-Syndroms leben: kaum sehen und wenig hören. Sie testet seit einigen Wochen die Apple Watch, mit der sie nach eigener Aussage deutlich besser kommunizieren kann. Die Nachricht machte die Runde durch die Netzgemeinde – möglicherweise von Apple indirekt unterstützt einerlei. Gemeinsam mit anderen hatte Molly Watt zuvor einen kleinen Trust für von Usher Betroffene gegründet. Ende vergangenen Jahres testete die junge Frau, die von Geburt an taub und seit dem 14. Lebensjahr nahezu blind ist, bereits eine andere spezielle Uhr für Taubblinde, die Bradley.

Auch ältere Menschen sind in mancher Hinsicht eingeschränkt. Vom sprichwörtlichen „Ich hab‘ Rücken“ bis hin zu schweren Gehbehinderungen reicht die Palette.

Responsive Street Furniture - Prinzip (Grafik: Ross Atkin Associates)
Responsive Street Furniture – Prinzip (Grafik: Ross Atkin Associates)

Der Bedarf für barrierefreie Hilfsmittel ist also auf mehreren Ebenen da. Bei Digital Signage-Stelen kennen wir übrigens nur einen unter den diversen deutschen Herstellern, der seit Jahren ernsthaft in dieser Richtung eigene Produkte entwickelt und auch entsprechend vermarktet. Gerade öffentliche Institutionen oder halböffentliche (Beispiel: Sparkasse) haben ein Interesse, beziehungsweise sind verpflichtet, entsprechende Geräte vorzuhalten. Insofern dürften also mindestens auf mittlere Sicht auch entsprechende Mittel frei sein – oder frei werden.

Im Falle der Außenwerbung kommt hinzu, dass gerade in Verträgen mit Kommunen (und natürlich schon bei der Ausschreibung) ein Feature wie Barrierefreiheit einen großen Pluspunkt ausmacht.

Neben kleineren Anbietern sind auch solche mit Ansätzen vertreten, die in großen Stückzahlen liefern können. In diesem Jahr hatte Samsung eine videobasierte Digital Signage-Lösung gezeigt, die barrierefrei ist, und so auch Menschen erreicht, die nicht oder nur wenig hören können. Das Projekt in der Türkei erreicht dadurch 3,5 Millionen Menschen, die zuvor von diesem Kommunikationskanal zumindest partiell ausgeschlossen waren.

Einen weiteren ernsthaften Vorstoß in Richtung Barrierefreiheit, der wirklich Nutzwert für Menschen verspricht, gibt es jetzt in Großbritannien: Das Designstudio und Ingenieurbüro des Londoners Ross Atkins hat für Marshalls, einen Dienstleister für Stadtmöblierung und verwandte Bereiche, ein Responsive Street Furniture Set entwickelt. Das Besondere: Street Furniture wird sozusagen personalisierbar.

Ausgehend von der Idee des Responsive Design bei Websites hat sich das Team bei Ross Atkins Associates sich überlegt, wie es wäre, wenn Menschen einmalig für sich definieren, welche Anforderungen sie etwa an eine Infostele haben: Tonausgabe, stärkerer Kontrast auf dem Display, zusätzliches Lighting. Zusätzliche Sitzgelegenheiten lassen sich ausfahren, bei Ampeln ließe sich die Zeit, die man benötigt, um eine Straße zu überqueren, dehnen („Alter Mann ist kein D-Zug“ – das weiß schon jeder 40-Jährige).

Interessanterweise geht der Ansatz davon aus, so wenig Daten wie möglich zu erheben. Persönliche Infos wie E-Mailadresse oder Telefonnummer werden nicht benötigt, lediglich eine einmalige Vorabregistrierung. Der Nutzer nimmt sein Smartphone oder einen kleinen Chip von der Größe eines Schlüsselanhängers mit, fertig. Das System (zwei Videos, die zeigen, wie es funktioniert, haben wir unten eingebettet) arbeitet mit Bluetooth respektive Beacons (BLE) und Mobilfunktechnologie und ist noch ein Prototyp, der aktuell in der noch bis 23. August 2015 laufenden Ausstellung Designs of the Year 2015 am Design Museum in London gezeigt wird.

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Responsive Street Furniture Demo from Ross Atkin on Vimeo.

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