Von oben betrachtet kann einem die Schweiz vorkommen wie eine Modelleisenbahn-Welt. Zoomt man näher heran, lohnt ein Blick auf den guten alten Bahnhof – den realen des Jahres 2016 und der kommenden 5+ Jahre.
Statt Klischees und Panoramen im Modell zeigt die Schweiz dort, wie moderne Self Service Systeme, digitale Information sowie die dazugehörigen, vermarktbaren Zusatz Services gut funktionieren können.
In den letzten Jahren hat Bahnbetreiber SBB zahlreiche Großprojekte angestoßen, ausgerollt oder abgeschlossen. Man könnte sagen: die SBB versteht Bahnhof, und zwar: wie Bahnhof im Jahr 2016 geht – als Ansammlung verschiedener Touchpoints, als Retail Zone, als angenehmer Aufenthaltsort für Reisende, als Verkehrsknotenpunkt.
Unterschiedliche Maßnahmen wie die Umstellung von Fallblattanzeigern auf LED Boards, der Beacon Pilot am Hauptbahnhof Zürich oder die neuen regionalen Betriebszentralen, die schweizweit entstehen, sind die Bausteine, aus denen die SBB in der Schweiz eines der modernsten Infrastrukturprojekte im Bahnfern- und Nahverkehr zusammensetzt. Stück für Stück.
Im vierten Quartal 2015 wurden 1.000 Fahrkartenautomaten durch neue ePOS Terminals ersetzt, die barrierefreie Zugänge bieten, etwa eine taktile Erkennung für Nutzer mit stark eingeschränktem Sehvermögen. Dazu kommen Partnerschaften mit Außenwerbern wie der APG|SGA.
Wie in jeder Branche, ist manches Projekt auf Dauer nicht sinnvoll oder kostendeckend. Das Projekt SBB Businesspoint – eine Vermietung von Sitzungssälen mit Business Arbeitsplätzen und Lounge an Schweizer Bahnhöfen – etwa wird Ende März 2016 eingestellt. Die im Mai 2013 in Bern und im Mai 2014 in Genf eröffneten Businesspoints werden geschlossen.
All diese Elemente sorgten schon bislang dafür, dass die Digital Signage und LED Signage Industrie von den Investitionen partizipiert.
Das betrifft Hersteller wie Daktronics, aber selbstverständlich auch die Unternehmen aus der Schweizer Digital Signage Industrie wie Kilchenmann, gemessen am Umsatz aktuell die Nr. 5 unter den Schweizer Integratoren (Quelle: invidis Digital Signage Jahrbuch 2015/16, S. 39 ; Infos zum kostenlosen Download des Jahrbuchs nach Registrierung finden Sie an dieser Stelle).
Von Kilchenmann ist bekannt, dass sie bei manchen Projekten an Bahnhöfen dabei waren, etwa im Bereich Rail Beamer der APG an Bahnhöfen oder bei den Businesspoints der SBB. Ebenso wie beim großen Umbau der Bahnhofshalle in Luzern, der ein Gesamtvolumen von 9,6 Millionen Schweizer Franken hat. Teil dieses Projekts: das neue Reisezentrum des Bahnhof Luzern SBB.
Noch Ende 2015 eröffnete das Reisezentrum (Fotos der Eröffnung gibt es bei der Neuen Luzerner Zeitung an dieser Stelle online zu sehen), dessen modernes Ticketing System mit vier 55″ Multitouch Kiosken ausgerüstet ist. Diese sind zwar hochkant ausgerichtet in Betrieb, aber soweit geneigt, dass sie einen barrierefreien Zugang gewähren. An den Screens ziehen Kundinnen und Kunden die Nummern, die sie einem der 16 Counter zuweisen. Im Reisecenter selbst wird Digital Signage ebenfalls genutzt, wie das unten eingebettete Video der SBB zeigt.
Aufgrund der Größe des Projekts gibt es übergangsweise eine provisorische Automatenzone mit vier Ticketautomaten der neusten Generation sowie zwei ATMs im ersten Untergeschoss. Bis Ende Februar 2016 entsteht die definitive Automatenzone mit fünf Ticketautomaten sowie vier Geldautomaten im ersten Obergeschoss.
In diesem Jahr gehen weitere große Bauvorhaben der SBB los oder treten in eine neue Projektphase ein. Nicht in jedem dieser Vorhaben werden Digital Signage Systeme eingesetzt werden. Doch die SBB hat sich bislang durchgehend als technologie-offen gezeigt.
Modernisierung des Datennetzes: Ein 140 Millionen SFr schweres Projekt für die Erneuerung des weiterhin von der SBB selbst betriebenen Datennetzes. Bis 2019 investiert der Bahnbetreiber diese Summe für die Grundlage für alle Informatik- und Kommunikationssysteme der SBB. Zu diesen zählt die SBB die Zugleittechnik, alle Kundeninformationssysteme, Verkaufssysteme (Ticketautomaten), Web basierten Dienste für Reisende an den Bahnhöfen sowie die klassischen EDV Arbeitsplätze der Mitarbeitenden. Die Lieferung der Netzwerkkomponenten sowie deren Wartung erfolgen durch die Alcatel-Lucent Schweiz AG.
Modernisierung der Betriebsgelände: Auch große Industrieanlangen benötigen Informationssysteme, Kontrollräume und Medientechnik fürs Conferencing. Gut möglich, dass auch im SBB Werk in Olten Investitionen in Digital Signage und AV eingeplant sind. Der Instandhaltungsstandort mit 800 Mitarbeitenden wird bis Oktober 2018 modernisiert. Schwerpunkt sind die Betriebseinrichtungen, für die Baumaßnahmen sind 37 Millionen SFr budgetiert.
Das Jahr 2016 wird an Schweizer Bahnhöfen eine weitere Neuerung bringen, denn die SBB zieht sich aus dem Geschäftsfeld der Unterwegs-Verpflegung am Bahnhof zurück. Die Flächen der Segafredo Stände, die die SBB Tochtergesellschaft Elvetino heute als Franchising-Partner betreibt, werden ab Mitte 2016 neu vermietet.
Nomen est Omen: Im Gegenzug zum strategischen Gastro-Rückzug wird das gastronomische Angebot in den Schweizer Zügen ausgebaut.
Bislang sind lediglich 90 Speisewagen der SBB in Dienst. Bis 2021 sollen es 120 sein. In den Zügen soll es mehr Self Service Angebote bei der Gastronomie geben. Hier wäre ein Digital Signage Ausbau in der SBB Flotte mittelfristig denkbar (Beispiele: neue PoS Kassensysteme, gegebenenfalls Digital Menu Boards in der Zuggastronomie).