Im Rahmen der derzeit laufenden CeBIT 2017 in Hannover wird die Deutsche Bahn ihren seit Herbst 2016 laufenden Piloten „DB Kundeninformation 4.0“ genauer vorstellen. Im Vorfeld der Messe gab nun der im Projekt mit der agilen (Software-) Entwicklung des Projekts betraute Entwickler weitere Informationen im Rahmen einer Presseinformation sowie eines Promo-Videos frei.
Daraus geht hervor: Interactive Digital Signage wird bei der Deutschen Bahn sehr bald einen deutlich höheren Stellenwert bekommen als bislang – als einer von fünf neuen Touchpoints. Zudem lüftet man nun ein wenig den Schleier aus sehr allgemeinen Ankündigungen, den man von Seiten der DB AG zuvor über das Pilotprojekt gelegt hatte.
Aus der Pressemitteilung geht hervor, nach welcher Methodik das Projekt aufgesetzt wurde. In Bezug auf interaktives Digital Signage gibt das unten eingebettete Video weitere Hinweise.
Beauftragt war die Digitalagentur Basilicom. Diese entwickelte nach eigenen Angaben das IT System der DB Information 4.0 komplett neu. Ein Prototyp steht demzufolge bereits in Berlin im Bahnhof Südkreuz, dem bekannten Test-Bahnhof der Deutschen Bahn, an dem bereits 2015 interaktive Multitouch Large Format Screens am Bahnsteig getestet worden waren.
Die DB Information 4.0 in ihrer jetzigen Form wurde nach agilen Methoden entwickelt, nutzt das Daten-, Asset- und Content-Management-System Pimcore und soll bis 2020 bundesweit in den größten Bahnhöfen zum Einsatz kommen.
Aufgabe des Systems laut Website von Basilicom: „Die schnelle Ausspielung zeitsensibler Informationen auf große Displays, ein verbessertes Beratungserlebnis am Schalter und die Reduzierung von Wartezeiten am Informationsstand durch Selbstbedienungs-Terminals.“ Das neue Bahnhofsinformations-System ermögliche es „zeitsensible Reise-Informationen wie geänderte Abfahrtszeiten, Fahrplanänderungen oder Anschlusszüge auf weithin sichtbaren Monitoren einfach und effizient zu veröffentlichen. Ermöglicht werden soll das durch die Aggregierung und Zentralisierung komplexer Datenstrukturen aus verschiedenen Bahn-Systemen, sowie dem Einsatz innovativer Digital Signage Technologie.“
Laut dem Video setzt man dabei auf 60″ Screens. In einer Sequenz des Videos ist einer dieser Screens zu sehen (vgl Screenshot rechts unten). Da es sich bei diesem offensichtlich nicht um einen kastrierten 65-Zöller handelt, könnten hier Sharp Screens zum Einsatz kommen, da Sharp der einzige bekannte Hersteller von Professional Screens in dieser Diagonale ist, wenn es um Video Wall Displays geht. Genutzt werden die Displays – zumindest in dem Video – jedoch nicht in einer Video Wall.
Sowohl Screens mit Auflösungen von 1.366 x 768 p wie mit Full HD sowie in verschiedenen Luminanzstärken sind bei Sharp gelistet. Hersteller wie NEC, Samsung oder LG sind bislang mit Screens in 55″ oder darüber (wie: 65″) in Erscheinung getreten. Auch bei BenQ oder Toshiba sind DS Lösungen in 60 Zoll nicht zu finden. Gleichwohl wirkt das Display in dem Video nicht wie eines von Sharp, zumindest wenn man das Housing betrachtet. Auch bei bisherigen Display-Lösungen der Deutschen bahn sind uns bundeslang keine silber-glänzenden Rahmen aufgefallen – eher mattschwarz. Dieses Housing ähnelt schon eher dem eines Consumer TV Gerätes. Dies muss aber nichts bedeuten, da der Screen lediglich ein Dummy sein kann, den man für das Video Shooting aufgehängt hat. Da die Gerätehersteller sowie die Deutsche Bahn sicherlich keine Auskunft werden geben wollen oder können, macht nur ein Blick auf die fertigen Installationen in großen deutschen Bahnhöfen Sinn, die ja Ende 2017 stehen sollen.
Ein Foto, das die Bahn veröffentlicht hat, zeigt eine andere Kunden-Infotheke, die schon näher am Stadium eines fertigen Produkts ist – und definitiv auch kein Rendering. Dort ist der Screen oben in die weiße Kunststoff-Fassung der Theke verbaut und hat einen schwarzen Rand. Dieser Screen macht eher den Eindruck 65″ oder größer zu sein – womit wieder quasi jeder größere und kleinere Hersteller als einer der potenziellen Lieferanten aus der Displayindustrie in Frage käme. Dieses Foto haben wir als Aufmacher verwendet. Es dürfte in Berlin Südkreuz entstanden sein und muss daher ebenfalls nicht das endgültig für den Roll out vorgesehene Stadium abbilden. Auf dem Foto sieht es so aus, als sei hier ein nicht besonders luminanzstarker Screen verwendet worden, was aber durch den Blickwinkel und andere Einflüsse bedingt sein könnte. Jedenfalls wäre es angenehm, wenn die DB bei den Display-Lösungen auch auf den Lichteinfall durch die an vielen Orten (=Bahnhöfen) vorhandenen Glaselemente sowie die externe Beleuchtung gedacht hat.
Neben dieser neuen Large Format Lösung sind die interaktiven Selbstbedienungsterminals mit Touchscreen Teil des Konzepts, deren Vorgänger man in freier Wildbahn in der ein oder anderen Version schon mal gesehen hat. Hier gab es immer wieder verschiedene Modelle, die etwa in München oder Frankfurt am Main in den Reisezentren der DB Bahnhöfe zu sehen waren. Sie geben ebenfalls Fahrplan-Auskünfte, drucken Reisetipps und Bescheinigungen bei Verspätungen aus oder können genutzt werden, um eine Mobilitätshilfe zu bestellen. Die persönliche Beratung war zuvor aufwendig, weil die Informationen auf neun unterschiedliche Systeme verteilt waren, heißt es. Künftig kann das Service-Personal der neuen DB Information 4.0 mit einem einzigen Interface arbeiten, das die verschiedenen DB-Anwendungen zusammenfasst – eine Verbesserung also nicht nur für die Kunden.
Weitere Elemente des Systems arbeiten mit Tablets, von denen einige im Video zu sehen sind, teilweise mit dem Logo von Hersteller Samsung. Von Samsung ist bekannt, dass sie in den letzten Jahren teilweise auch als Mobile Devices Ausstatter für das Personal der Deutschen Bahn zuständig waren.