LCD ist das Plasma oder die Röhre von morgen: eine Technologie, die von einer oder mehreren abgelöst werden wird. Heiß gehandelte Kandidaten dafür sind LED, OLED sowie MicroLED (weitere international gebräuchliche Abkürzungen: Micro-LED, mLED oder µLED). MicroLED wurde im Jahr 2000 erstmals von Forschern vorgestellt. Wie OLED kann mLED mit absolut hervorragenden Schwarz- und Kontrastwerten punkten. Zudem ist µLED sehr langlebig und energieeffizient, was gerade in Profi-Szenarien interessant ist (Betriebs- und Laufzeiten, Unterhalt und Stromkosten). Im Unterschied zu OLED basiert MicroLED auf GaN, also einer LED-Technologie. Gegenüber OLED verweisen mLED-Befürworter auf eine höhere Lebensdauer sowie die hohe Luminanz der selbstleuchtenden LEDs.
Jetzt hat Samsung zur derzeit laufenden CES 2018 ein Consumer-Produkt – mutmaßlich im Preissegment High End – präsentiert, das einmal mehr zeigt, dass zumindest der große koreanische Hersteller MicroLED für eine der Zukunftstechnologien hält – und zwar für Screens in allen möglichen Größen und B2C- und B2B-Anwendungen: „The Wall“, ein 146″ mLED-TV, der weltweit erste modulare in dieser Klasse. Der Vorteil ist offensichtlich: Wie bei LED-Walls lassen sich aus Modulen sehr formfrei Screens in theoretisch beliebiger Größe bauen oder personalisieren.
Bereits in den letzten Jahren hatten auch chinesische Hersteller erste TVs mit LED-Modulen als Proof-of-Concept präsentiert, dies allerdings zumeist ausschließlich auf dem heimischen Markt. Als weltweit erster Micro-LED-TV gilt der bereits 2012 von Sony vorgestellte Prototyp eines 55″ Full HD „Crystal-TVs“. Er gilt als Vorfahr des CLEDIS (Canvas Display). Die selbst emittierende Technologie CLEDIS nutzt ultrafeine LEDs mit R (Rot), G (Grün) und B (Blau) auf der Displayoberfläche. Jeder Pixel besteht aus einer separaten ultrafeinen R-, G- und B-LED und die Lichtquelle ist nur 0,003 mm2 groß. Die verbleibende Fläche ist zu mehr als 99% schwarz.
Für Business to Business-Anwendungen haben sowohl Samsung wie auch andere Player wie Sony erste Produkte auf den Markt gebracht, die MicroLED-Architekturen nutzen: Sony hat seine Lösung CLEDIS, Samsung den Cinema-LED-Screen. Dabei setzen beide Konzerne auf extrem kleine, selbstleuchtende LEDs. Während CLEDIS auf der ISE 2017 in der Wirkung bereits überzeugte, könnten im Februar 2018 auch andere Hersteller neue MicroLED-Produkte auf der Fachmesse zeigen. Samsung ist zumindest ein Kandidat dafür – äußert sich derzeit allerdings noch nicht zum Thema.
Hätte, hätte, Lieferkette: Es gibt aus der Supply Chain der Displayindustrie mehr als einen Hinweis darauf, dass µLED noch in diesem Jahr in spezifischen Digital Signage-Produkten eingesetzt werden könnte – natürlich keine Garantie, aber doch starke Indizien. Denn auch der nun gezeigte 146″ MicroLED-TV von Samsung war laut Marktgerüchten aus dem Herbst 2017 zufolge erwartet worden, allerdings als 150″ TV.
Erstmals im Mai 2017 sowie dann im Herbst 2017 wurden Marktgerüchte laut, nach denen Samsung den 2014 gegründeten taiwanesischen mLED-Spezialisten PlayNitride Inc. kaufen, oder sich an diesem beteiligen würde. Während PlayNitride das dementierte, äußerte sich Samsung nicht zu den Berichten. Ende 2017 hieß es vonseiten PlayNitrides, dass es Kaufangebote von mehreren Firmen gebe. Bislang sind LED-Experte Epistar sowie der taiwanesische Halbleiterhersteller United Microelectronics Corporation (UMC) die einzig bekannten Anteilseigner von PlayNitride.
Aber auch ohne Kauf setzt Samsung auf µLED: Eigenentwicklungen sowie mögliche Lizenzierungen machen dies möglich. Wie im Falle des LED-Cinema-Screens ersichtlich, hat der Konzern hier schon ein erstes serienreifes Produkt auf den Markt – und in die reale Welt der Projekt-Installationen – gebracht.
Der für gewöhnlich mehr als gut unterrichtete Branchendienst Digitimes berichtete kürzlich von einem weiteren Hersteller, der konkrete MicroLED-Produkte in der Pipeline hat, der südkoreanische Hersteller Lumens (nicht zu verwechseln mit dem namensähnlichen taiwanesischen Hersteller Lumens, der auf der ISE 2018 unter den Ausstellern sein wird).
Dem Bericht von Digitimes zufolge sprechen Industriequellen von der Entwicklung von 0,57″ MicroLED-Screens bis hin zu einem 100″ Digital Signage-Screen, der 100 bis 300 Mikrometer „große“ µLED Module nutzen solle.
Ob auf der ISE oder bei der InfoComm oder einer der großen asiatischen Messen: Man sollte nicht zu überrascht sein, wenn in diesem Kalenderjahr der erste große Displayhersteller einen MicroLED Digital Signage-Screen präsentiert – etwa in der Klasse der 98″ Large Format Displays.