Was bleibt nach einer Woche ISE und DSS hängen. Auch wenn es für mich persönlich die 11. ISE in Amsterdam war kam auch 2018 keine Langweile auf. Das Thema LED ist schon lange nicht mehr nur an chinesischen Ständen zu sehen, fast alle Displayanbieter (jetzt auch Philips) haben LED im Portfolio. Die Weltpremiere der MicroLED-Lösung The Wall Professional von Samsung sowie ähnlicher Chip-on-Board Lösungen von Sony und Absen zeigen die Entwicklung für Digital Signage auf. NEC verkündete zur ISE die Übernahme des langjährigen fränkischen LED-Partner S-Quadrat der nun für das weltweite LED-Portfolio von NEC sich verantwortlich zeichnet.
Auch der NEC-Standnachbar BenQ nutze die ISE für eine Übernahme: Der OEM-Displayhersteller AuO (ein BenQ Tochterunternehmen) übernimmt den Digital Signage Software/Integrator ComQi. Der Kauf des amerikanischen Digital Signage Spezialisten mit israelischen Wurzeln ist den Taiwanesen umgerechnet bis zu 23 Millionen EUR (USD 28 Mio) wert. Eine sehr hohe Unternehmensbewertung die gerüchteweise über dem Betrag liegt, den Stratacache vor zwei Jahren für die Übernahme von Scala bereit war zu zahlen. Das Rational hinter der Übernahme und insbesondere die Bewertung erschließt sich auf den ersten Blick noch nicht.
Laser-Projektoren dominieren fast alle Produkt-Ankündigungen im Projektionsbereich. An Laser kommt auf der ISE 2018 keiner vorbei, weder bei den ganz großen Projektoren (Barco, NEC) wie auch bei smarten Retail Lösungen wie bei Epson.
An der Display-Front gab es wenig atemberaubend Neues – LCD ist eine reife Technologie die nur in Nuancen noch verbessert werden kann. Natürlich waren auch professionelle 8k Displays bei Sharp zu bewundern, aber sonst gibt es weder bei Größen, Helligkeit oder Features revolutionäres zu berichten. Die Produktinnovation der ISE 2018 war wohl Samsung The Flip – ein digitalisertes Flipchart das mit einem intuitiven Bedienungskonzept überzeugt. Keiner setzt so konsequent auf OLED wie LG. Ob gebogen, transparent oder doppelseitig – OLED waren bei LG das dominierende Thema.
An der Software-Front trennt sich zunehmen die Spreu vom Weizen: Im Vergleich zu den Vorjahren sind immer weniger Digital Signage Software Anbieter mit eigenen Ständen auf der ISE vertreten. Viele Anbieter argumentieren das die schmalen Marketingbudgets besser auf Endkundenveranstaltungen investiert sind. Unsere Beobachtung der letzten 10 ISE Jahre zeigt allerdings, wer keine ausreichende Sichtbarkeit auf der ISE hat verliert an Relevanz im Digital Signage Markt und hat es schwerer bei Suche nach Integrationspartnern und/oder Investoren. Easescreen, Broadsign oder Navori steigern dagegen von Jahr zu Jahr ihre Sichtbarkeit auf der Messe und kapitalstarke Anbieter aus Übersee (Stratacache/Scala, RMG) füllen dankbar die Lücken.
Enttäuschend war die wenigen Lösungsinnovationen im Bereich IoT und Artificial Intelligence. Hinter vorgehaltender Hand haben die meisten Softwareanbieter Lösungen in der Entwicklung, aber für die öffentliche Bühne reichte es neben z.B. einer Amazon Alexa idR noch nicht. Nur die Displayhersteller zeigten Innovationen: NEC präsentierte gemeinsam mit NEC Labs und Vitra Retail ein intelligentes Shelf und Samsung Lösungen des Schwesterunternehmen SDS.
Über die Konsolidierung des Marktes wurde viel auf der Messe debattiert – nicht nur auf der DSS ISE Konferenz. Das Tempo nimmt spürbar zu, sowohl bei internationalen strategischen Allianzen wie auch bei M&A.
Unter dem Strich war die ISE 2018 für fast alle ein großer Erfolg. Das weltweit größte Stelldichein der Digital Signage Industrie brachte den von uns befragten Ausstellern mehr Leads als in den Vorjahren (für eine qualitative Betrachtung ist noch zu früh) und die Stimmung war großartig. Das spiegeln auch die Marktzahlen des abgelaufenen Jahres 2017 wieder, die invidis auf der DSS exklusiv präsentierte. Der Markt-Ausblick für 2018 und Folgejahre bleibt überaus positiv. Diese Stimmung reflektiert sich auch in den Buchungen für die kommenden ISE 2019 wieder – zum Messeende 2018 war die ISE 2019 auf nochmals leicht vergrößerte Fläche schon ausgebucht.