Mehrere Praxisbeispiele und die Arbeitsweise seiner Agentur stellte Michael Luck Schneider, Senior Designer und AV Technologist, ESI Design, am zweiten Konferenztag. Mit seiner Keynote „Elevating the Lobby Experience – Transforming Buildings into Experiences“ gab der New Yorker Kreative zahlreiche Impulse.
Die Arbeiten von ESI, mit denen große Bürochhochhäuser in den USA veredelt werden, versteht Schneider als „nicht-traditionelle“ Media Canvases. Während TVs oder DooH Screens jeweils einen vorgefertigten, begrenzenden Rahmen haben – in den Formaten 16:9 oder 9:16 – nutzt die Designschmiede Gebäude-Elemente in Eingangsbereichen, die großflächig und in kreativer Form daherkommen.
Ziel: Die Wände der Innenräume sollen „sprechen“, dynamische Inhalte zeigen und so ein Gebäude einzigartig machen. Mit den Installationen werten die Auftraggeber die bestehenden Häuser auf – und machen diese wieder deutlich attraktiver. Auf dem Immobilienmarkt der USA können sie so zu den Innovation Hubs und anderen neu geplanten Gebäuden aufschließen, die heute ebenfalls sehr oft mit aufwändiger AV-Technik daherkommen. Es geht darum, eine Wohlfühl-Atmosphäre für alle Nutzergruppen der Bürogebäude zu schaffen. Und so wirken auch die Videos der Installationen, die aus sich verändernden und atmosphärischen Bild- und Ton-Inhalten bestehen. Denn auch Audio gehört zu den Kunstwerken, die so entstehen.
In manchen Auftragsinstallationen nutzen die Auftraggeber die Medien ausschließlich als reines „Wow“-Medium. Andere transportieren auch weitergehende Informationen; zur Firma, zu laufenden Projekten und relevanten Ereignissen. Als ein Beispiel für die letztgenannte Gruppe zeigte Schneider Installationen imHQ von ebay. Die Firmen erzählten dort „ihre Story“, so Schneider.
Allen gemein ist die Nutzung von Real Time Daten. Dies können etwa Wetterdaten sein, auf deren Grundlage Farb- und Formmuster sich verändern. Auch die Audiospuren in Empfangshallen, die ESI Design ausgerüstet hat, kommen mit wohlklingenden Geräuschen daher, die darauf zurückgreifen. Mittels Sensoren können auch weitere Einflüsse genutzt werden. Beispiele wären Veränderungen im Außenbereich sein – wie das Wetter – aber auch im Innenraum, etwa wenn Menschen ein Gebäude oder einen Gebäudeteil betreten, sich die Anzahl der in einer Lobby aufhaltenden Leute verändern. Mit Licht-Sensoren wird ebenfalls oft gearbeitet. Der Media Canvas – und damit das Haus selbst – ist damit ein reaktives Medium. Die Installationen können als eine Einheit geplant sein, oder als in Zonen unterteilte Medienfassaden.
Ein Beispiel aus dem Bereich Retail DooH zeigte, dass man auch ein Shopping Centre ganz neu denken kann. Die „The 900 Shops Mall“ in Chicago etwa nutzt keine vertikal installierten Stelen mehr, an denen Nutzer nachschauen können, welche Shops sich wo befinden. Stattdessen sind an den Decken riesige LED-Installationen angebracht, die diese Infos geben – auch hier eingebettet in Stimmungs-Videos, die sich selbst verändern. Ambient und Werbung auf dem virtuellen Himmel sozusagen.
Ohne passende Technologien lassen sich solche Installationen nicht umsetzen. High Resolution LED ist hier das Mittel der Wahl. Derzeit nutzt ESI für seine Auftraggeber NPP LED mit Pixel Piches von 1,2 mm oder 1,8 mm. Mal wird neine gesamte Wandfläche damit ausgestattet, mal sind es überlange „Streifen“, die vertikal verlaufen, wie bei einer Installation in Denver. Durch diese Lösung wird im Gegensatz zu einer mehrere Stockwerke hohen durchgehenden Fläche natürlich auch einiges an Installationskosten gespart. Coatings sorgen dafür, dass die beinahe als physisches Medium daherkommenden Installationen geschützt sind.
Neben LED werden auch Laserprojektoren oder transparente LCDs ei einigen Installationen genutzt. Allen gemein ist die Fähigkeit, HDR-Inhalte zu zeigen, damit das natürliche Farb- und Kontrastspektrum der realen Welt perfekt imitiert werden kann.
Um effektive Investitionen zu gewährleisten wird vermehrt auf Cloud Computing gesetzt. Statt großer und teurer Racks mit Rechnern wird auf die Cloud zurückgegriffen – zu einem Bruchteil der Kosten.
Im Planungsprozess wird das eigene „Tempo des Gebäudes“ berücksichtigt. Im langen Planungsprozess wird zwar viel im Studio gearbeitet. Dort und bei Begehungen am Projektbeginn setzen Designer zumeist auf VR als Planungs-Tool. Denn die Sich durch VR-Brillen erlaube eine wesentlich bessere Vorstellung davon, wie eine fertige Installation wirken werde, als der bloße Blick auf einen Mock-up auf einem Computermonitor, erklärte Michael Schneider. Und spätestens bei der Installation sind große Teams vor Ort, die tagelang weitere Anpassungen vornehmen. Ein aufwändiger Prozess. Die so entstehenden Inhalte haben dafür eine lange Haltbarkeit. Manche Installation arbeitet mit vor sechs Jahren geschaffenen Inhalten – die ja durch die Real Time-Anbindung stets dynamisch genug bleiben.