Zu Beginn präsentierten die invidis Strategieberater in der DSS Markt-Keynote die Hintergründe und Markttreiber zur Konsolidierung. Die vergangenen 12 Monate war die bisher aktivste Periode mit mehreren Dutzenden größeren Transaktionen im EMEA Digital Signage-Markt. In Deutschland prägte die Übernahme von Gundlach Seen Media durch den österreichischen Umdasch Shopfitting-Konzern die Branchenschlagzeilen.
International war es die spanische Trison die sowohl in Frankreich als auch in Großbritannien führende Digital Signage-Integratoren übernahm. Trison CEO Alberto Cáceres erklärte im Rahmen des M&A-Panel die Gründe für die horizontale Erweiterung. Systemintegratoren müssen zukünftig in allen großen Digital Signage-Märkten mit eigenen Büros und Personal vertreten sein, um globalen Kunden den gewünschten Service und die lokale Marktnähe zu liefern. Natürlich steht auch der DACH-Markt für Trison ganz oben auf der Wunschliste, aber auch relevante Überseemärkte gilt es zu erobern.
Globale Digital Signage-Integratoren müssen zukünftig in der Lage sein nicht nur mit ihren lokalen Kunden weltweit zu wachsen, sondern auch internationale Kunden auf ihren Heimatmärkten zu gewinnen. Kaum ein Pure-Play-Anbieter ist dazu zurzeit fähig. Hier liegt die Stärke der großen IT und Professionellen Service Organisationen wie Accenture, Cap Gemini oder Deloitte Digital.
Ein Beispiel der vertikalen Expansion ist die Übernahme von Seen Media durch Umdasch. Die Österreicher sind einer der führenden Ladenbauer in Europa und waren bisher nur mit einer kleineren Digitaltochter in Linz am Markt vertreten. Um das volle Digital Signage-Portfolio – insbesondere Projektdesign und Integration – anbieten zu können, entschied man sich Seen Media zu übernehmen. Der neue inhouse Full Service Integrator bietet nun die Möglichkeit zusätzliche Lösungen Bestandskunden anzubieten. Markus Deserno erklärte, warum Stefan Knoke und er Seen Media in der neuen Konstellation gut aufgehoben fühlen. „Der Kundenzugang ist ein ganz anderer und wir können jetzt ganzheitlich von Retail Design bis Retail Technology alles aufeinander abgestimmt dem Kunden anbieten.“
Dagegen schaut der schwedische Zeta Display CEO Leif Liljebrunn schon auf eine bewegte M&A-Geschichte zurück. Insgesamt sechs Wettbewerber wurden in den vergangenen fünf Jahren hauptsächlich in Skandinavien übernommen. Die Schweden sind in den letzten Zügen die unterschiedlichen CMS-Plattformen und Unternehmen auf einer gemeinsamen Plattform und unter einer gemeinsamen Struktur zu konsolidieren. Auch in Malmö sucht man weiter nach passenden Übernahmekandidaten, um europaweit besser aufgestellt zu sein.
Der Schweizer Digital Signage-Marktführer JLS Digital war durch CEO Patrick Minder auf dem Panel vertreten. Im Gegensatz zu den anderen Marktteilnehmern wurde, die ehemals von Panasonic gegründete JLS, mit einer Digitalagentur verschmolzen und von einem Schweizer Pensionsfond übernommen. Die neuen Eigentümer lassen dem Management genug Luft um das Unternehmen im schwierigen Schweizer Markt erfolgreich wachsen zu lassen. Die Schweiz ist ausgesprochen anspruchsvoll in Bezug auf Qualität, Service und Mehrsprachigkeit. Für ausländische Anbieter ist der Markt relativ schwer zu bezwingen, auf der anderen Seite tun sich Anbieter mit dem hohe Schweizer Kostenniveau auch schwer in der EU Projekte zu gewinnen. Aber JLS Digital sieht ausreichend Potential mit Partnern auch jenseits der eidgenössischen Grenzen erfolgreich am Markt zu agieren.
Ein geographischer und strategischer Sonderfall ist die RCD von Stewart Caddick. Der Retail Architekt aus Dubai erklärte auf der DSS wie man neben einem Architekturbüro einen Digital Signage-Integrator aufbaute, um die digitalen Konzepte auch umzusetzen. Denn Kompetente Integratoren sind eine Mangelware am Golf. Nun übernahm RCDConnectiv auch noch das Middle East Geschäft der amerikanischen RMG mit 15 Mitarbeitern und der starke Präsenz in Saudi-Arabien. Die vertikale und nun auch horizontale Expansion war notwendig geworden, um die anspruchsvollen Konzepte von Digital Signage und Digital Retail in der Region zu planen und umzusetzen.
Alle Teilnehmer auf dem Panel teilen die Einschätzung, dass die Konsolidierung gerade erst begonnen hat. Viele weitere Deals sind notwendig, um wirkliche europäische Champions entstehen zu lassen. Ob dazu auch eine eigene Software (CMS) notwendig ist, dazu war man geteilter Meinung.