OLED

Under Pressure – Apple muss bei JDI investieren

Seit Jahren strauchelt Japan Display Inc. Nun ist es extrem eng. Apple wird ein finanzielles Engagement wohl mindestens verdoppeln – um die Lieferkette zu sichern.
Sprung ins kalte Wasser: Apple muss wenigstens kurzfristig in JDI investieren, um die Lieferung mit kleinen OLED Screens sicherstellen zu können, Symbolbild (Foto: Pixabay / asderknaster)
Sprung ins kalte Wasser: Apple muss wenigstens kurzfristig in JDI investieren, um die Lieferung mit kleinen OLED Screens sicherstellen zu können, Symbolbild (Foto: Pixabay / asderknaster)

Ganz offenbar muss Apple im fernen Japan jetzt die Kastanien aus dem inzwischen hoch und hell lodernden Feuer holen.

Japan Display Inc. (JDI) wurde im Jahr 2014 gegründet, als Hitachi, Toshiba und Sony ihre Einheiten für kleine bis mittelgroße LCDs zusammenlegten. JDI hat seit einigen Jahren Probleme. Einst war JDI der weltgrößte Fertiger von LCD Screens für Smartphones mit einem Marktanteil von bis zu 20%.

Da die Smartphone-Hersteller inzwischen stark auf OLED setzen, muss JDI verstärkt auf OLED setzen. Ein Markt, in dem nun ebenfalls das Hauen und Stechen deutlich heftiger geworden ist, wie seit einiger Zeit auch LG Display merken muss (vgl. embedded Link unter diesem Artikel).

Für JDI gibt es momentan extrem viele Baustellen: Gerade erst gab es frisches Kapital aus Taiwan und der VR China durch die Holding Suwa, bei der Display-Riese TPK, und damit ein Investor aus der Branche die Fäden zieht – invidis berichtete Anfang Mai 2019 über den Einstieg. Auch INCJ, das quasi-staatliche japanische Investmentvehikel Innovation Network Corp. of Japan, schießt immer noch Mittel zu, zuletzt 185 Millionen US-Dollar.

Doch ganz offenbar sind diese Mittel nicht genug oder nur in Teilen auch real angekommen. Das muss auch die publizitätspflichtige JDI selbst eingestehen. Wer den zuletzt veröffentlichten First Quarter (Financial Year) Bericht von Anfang August 2019 liest (das Fiskaljahr ist wie bei vielen japanischen Companies nicht identisch mit dem Kalendejahr), sieht, dass nicht nur alle wichtigen Kennzahlen nach Süden abgeschmiert sind, sondern, dass neben OLED (kleine Screens für B2C-Produkte) auch die Business-to-Business-Geschäfte in wichtigen Zielbranchen wie Automotive keine echte Freude bereiten.

Für Ende September 2019 wurde eine außerordentliche Sitzung der Anteilseigner anberaumt. Was von der Sitzung am 27. September neben einer inhaltsarmen offiziellen Meldung bekannt geworden ist, fasste die japanische Nikkei Asian Review am 30. September so zusammen: Chinesische Fonds haben sich zurückgezogen. Und Apple (der Kunde, der kleine OLED Panels abnimmt, und diese bei neuen Produkten bevorzugt einsetzt) „steht kurz davor, weiter in die Managementkrise von JDI hineingezogen zu werden, seitdem der finanzielle Unterstützungsplan von 80 Milliarden Yen für Japan Display (JDI), einen der beiden Panel-Anbieter des Smartphones ‚iPhone 11‘, zusammenbrach.“

Gemeint ist hier der Rückzug eines Gutteils der zuletzt ins Spiel gebrachten 740 Millionen US-Dollar, die zu großen Teilen von der chinesischen Harvest Group kommen sollten, wie es im Juli 2019 hieß. Innerhalb von einigen Wochen hatte Harvest Group einen Rückzieher gemacht. Neben Harvest waren der aus Hong Kong stammende Investor Oasis Management und ein ungenannter Kunde von JDI als Trio angetreten, um JDI zu retten. Schon damals pfiffen es die Spatzen von den Dächern, dass dieser große Kunde ein in Kalifornien ansässiges Unternehmen sein könnte, das Smartphones, Tablets, Computer, Software und jede Menge Lebensgefühl verkauft.

Auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz hieß es seitens JDI, dass Harvest etwa 430 Millionen Dollar auftreiben könne, und für Oktober und November die Geschäfte gesichert seien. Allein diese Formulierung zeigt, wie hektisch seit Sommer 2019 im Hintergrund die Verhandlungen gelaufen sein müssen. Jetzt, nach der Sitzung Ende September, könnte also Apple der Retter in der Not sein (wer auch sonst?). Wie Nikkei in einem weiteren Artikel vom 1. Oktober schreibt, haben die Kalifornier – die bekanntlich mehr als genug Mittel haben – „bereits zugestimmt, Investitionen in JDI auf 200 Millionen Dollar (etwa 21,6 Milliarden Yen) zu erhöhen, doppelt so viel wie ursprünglich geplant.“ Doch, zitiert das Wirtschaftsblatt mit den Verhandlungen vertraute Quellen, seien weitere Mittel erforderlich.

Derzeit sieht es also so aus, dass Apple – gezwungenermaßen – zum Retter von JDI werden könnte. 

Wie im Artikel Anfang September zitiert: Marktanalyst Guo Minghao von Tianfeng International geht davon aus, dass Apple für die Apple Watch 5 auf OLED Screens von JDI und deren chinesischen Partner Changxin Technology Company Limited setzt. Bei größeren OLED Panels für iPads setze der Konzern auf LG Display und bei iPhone OLED Screens auf BOE.

Inwieweit Apple tatsächlich bereit ist, bei einem (oder gar zwei) Produzenten nötigenfalls auch länger als Anteilseigner Verantwortung zu übernehmen – um seine Lieferkette zu stabilisieren – wissen derzeit wohl alleine Tim Cook, CEO von Apple, und dessen Co-Vorstand und CFO, der Italiener Luca Maestri. Kurzfristig hat Cupertino keine andere Wahl. Und wenn große Kredite vergeben werden müssen, wird sich das Unternehmen auch Mitspracherechte sichern wollen. Erst recht, wenn die Verdoppelung auf 200 Millionen US-Dollar noch nicht das Ende der Fahnenstange darstellt, wie es sich nach Informationen von Nikkei darstellt.

Seit d27. September 2019 hat sich JDI nicht mehr öffentlich geäußert. Außer den Namen Suwa und Harvest wurden keine weiteren potenziellen Investoren oder Kreditgeber namentlich genannt. Spekulationen der japanischen Wirtschaftspresse bezüglich eines wie auch immer gearteten Einstiegs von Apple wurden von JDI bis einschließlich 30. September 2019 nicht dementiert.

Auch Apple hat sich in den letzten Tagen nicht offiziell geäußert und ebenfalls nicht dementiert. Ein Einstieg von Apple wurde bereits Ende Juni 2019 in US-Medien ins Spiel gebracht und von dem börsennotierten Konzern damals ebenfalls nicht dementiert.

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