Herr Finckh, die Nachfrage nach Intel CPUs überstieg 2018 das Angebot bei weitem. Hat sich die Lage im Laufe des Jahres 2019 etwas beruhigt?
Nein – leider verstärkt: Intel hat die Lieferengpässe in einem offenen Brief mittlerweile eingestanden und unternimmt nach eigener Aussage große Investitionen, um die Nachfrage nach 14 Nanometer-Chips der Core-i-Serie bis Generation 9, die auch wir in unseren Digital-Signage-PCs sehr häufig einsetzen, bedienen zu können. Allerdings ist zu vermuten, dass sich die Situation nicht schnell bessert. Die zehnte Generation, welche in zehn Nanometer produziert wird, kommt mit fast drei Jahren Verspätung leider auch nur sehr langsam in Schwung.
Welche Alternative haben Integratoren aus Concept-Sicht? AMD? Android Player?
Wir können kaum längerfristige Lieferzusagen bei größeren Roll-outs für Intel-basierte Systeme geben und empfehlen AMD-basierte Windows-Systeme auf der einen Seite und Android-basierte Player auf der anderen Seite. Wir sehen dadurch circa 30 bis 40 Prozent weniger Umsatz mit Intel-CPU-basierten Systemen. Für manche namenhafte Projekte bekommen wir manchmal Sonderkontingente an CPUs. Für diese Fälle können wir weiterhin die bewährten Intel-Systeme anbieten.
Rückblickend auf jeden Fall positiv für uns war, dass wir unsere Kunden frühzeitig und transparent über Lieferengpässe informiert haben. Das handhaben wir immer so, beispielsweise, wenn eine fehlerhafte SSD-Firmware auf Playern, die bereits im Einsatz sind, getauscht werden muss. Unsere Erfahrung hat gezeigt das Kunden dann verständnisvoll und konstruktiv reagieren.
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Wie wird sich der Markt 2020 entwickeln? Was sind die Trends?
Android ist definitiv ein Thema im Digital-Signage-Markt. Wir verkaufen mehr und mehr Player mit Android-OS. Das hat zunächst einmal preisliche Gründe: Die Lizenzkosten liegen bei null. Und auch der Aspekt der Wartung und Security fällt bei Android positiv auf. Zum einen gibt es weniger große Updates, wenn überhaupt, als beispielsweise bei Windows, für das Microsoft alle sechs bis zwölf Monate mehrere GB an Datendownload auf die Player pusht. Zum anderen gibt es dort viel weniger Viren oder andere Exploits.
Hinzu kommt die praktische Komponente bei interaktiven Applikationen oder POS-Touchpoints: Das Android-GUI ist vielen Benutzern von ihren Smartphones und Tablets her gut vertraut. Gleichzeitig hat sich Android zu einem leistungsfähigen, verlässlichen Betriebssystem auch für den Business-Einsatz etabliert. Die Digital-Signage-Software-Hersteller reagieren ebenfalls auf diesen Trend. Nahezu alle haben eine Player-Software herausgebracht, die unter Android läuft.
invidis Jahreskommentar 2019|2020: Mike Finckh | Concept International
Und so geht auch der Trend weg von teurer, voluminöser PC-basierter Hardware. Günstigere Hardware die von Smartphones abstammt zieht in Digital-Signage-PCs ein. So setzen wir beispielsweise bei unserem Verkaufsschlager DN73 von Giada auf CPUs der ARM-Architektur. Diese Chips sind wesentlich preisgünstiger als CPUs von Intel oder AMD, sodass wir den Giada DN73 schon für rund 100 Euro anbieten können.
Wie entwickelt sich Concept? Nicht nur HW-Distributor, sondern Projektpartner/Services.
Von Anfang an war uns klar, dass wir nicht nur als Hardware-Kistenschieber auftreten dürfen. Projektspezifische Services bei denen wir zum Beispiel für Digital-Signage-Projekte mit großen Stückzahlen die Player kundenspezifisch assemblieren und inklusive Software spielbereit ausliefern, wir nennen es das „Total Preperation Package“, sind bei uns an der Tagesordnung. Viele unserer Kunden beraten wir auch, welche Hardware-Konfiguration in ihrem Fall die beste ist, sowohl im Hinblick auf das Einsatzszenario, aber auch den Preis. Gleichzeitig sind wir gute Netzwerker und öffnen gerne Türen zu den wichtigsten und besten Softwarelieferanten und Displayherstellern.
Durch diese tiefe Markt- und Produktkompetenz sprechen wir mit unseren Geschäftspartnern, darunter große Digital-Signage-Softwarehäuser wie Grassfish, Easescreen, STiNO, dimedis oder ScreenFOOD, schon seit vielen Jahren im Problemfall direkt und kooperativ. Was nämlich der Kunde oder Systemintegrator überhaupt nicht braucht ist, dass Hardware- und Softwarelieferant nicht miteinander sprechen oder das der eine das Problem auf den anderen schiebt. Dadurch haben wir in der Vergangenheit alle Projekte erfolgreich zum „Fliegen“ gebracht. Da wir als Projektpartner und nicht als nur als Hardware-Lieferant auftreten können wir in der Liga der großen Stückzahlen überhaupt mitspielen. Aus meiner Sicht ist diese Strategie der Schlüssel, um im Digital-Signage-Markt langfristig erfolgreich zu sein.