Ein knackiger Wintertag auf einer ehemaligen sowjetischen Atombomber-Basis am Rande Europas. Das Quecksilber ist über Nacht auf -20 Grad gefallen. Wir sind in Tartu im tiefsten Osten der EU, 20km Luftlinie von der heutigen russischen Grenze entfernt.
Ein Taxifahrer fährt mich vor die Stadt. Noch tief im Nebel wächst ein Gebäude riesigen Ausmaßes (34.000 m²) aus den Überresten der ehemaligen sowjetischen Start- und Landebahn. Man meint noch Kerosin riechen zu können und die Nachbrenner der MIG-Kampfflugzeuge zu hören. Doch seit fast 30 Jahren ist hier kein Flugzeug mehr gestartet. Die ehemalige Luftwaffenbasis Raadi ist seit 2016 Heimat des Eesti Rahva Muuseum, dem Estnischen Nationalmuseums. Ein Highlight für Digital Signage Connaisseurs.
Das kleine Estland schaut auf eine bewegte Geschichte zurück: In der über 50-jährigen sowjetischen Besatzungszeit und davor schon von der deutschen Besatzungsmacht wurde versucht, die estnische Kultur und Sprache aus dem Alltag zu verdrängen. Seit der Unabhängigkeit 1991 arbeitet Estland daran, wieder eine eigene Gesellschaft aufzubauen. Dazu zählt auch die Präsentation der eigenen Geschichte – die Bedeutung eines eigenen Nationalmuseums kann da nicht überschätzt werden.
Das Estnische Nationalmuseum ist ein ethnologisch und kulturhistorisch orientiertes Museum, das einen Ein- und Überblick über den Alltag und die Kultur Estlands geben möchte. Das Museum konzentriert sich auf das Sammeln, Bewahren und Studieren von Materialien, die sich mit der Kultur und Geschichte der Esten, der estnischen Minderheiten und der finno-ugrischen Völker befassen und diese zugänglich machen.
Im Mittelpunkt des 355m langen Neubaus (Dezeen) stehen zwei Dauerausstellungen, die Wissenschaft und Interaktivität verbinden. Die interaktive Dauerausstellung „Begegnungen“ beleuchtet Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durch Erfahrungen, Leben und Emotionen der Menschen. Die Dauerausstellung der finno-ugrischen Völker mit dem Titel „Das Echo des Urals“ bietet Wissen über den kulturellen Raum der in Nordeurasien lebenden Völker.
Unvergleichlich ist die Integration von eInk Displays in das Museumsdesign, den Customer Journey und als intelligente Beschilderung. Das Museum hat sich beim Beschilderungskonzept für elektronische Papier Displays und gegen LCD entschieden, um das Erlebnis für den Besucher zu verbessern. Für diesen ist es so einfacher zu erfassen, ob ein Display die Exponate erklärt oder selbst Exponat ist. Die über 600 eInk-Displays werden ausschließlich für die intelligente Museumsbeschilderung eingesetzt.
Die Museumsetiketten aus E-Papier sind dünn und leicht und verbrauchen nur Strom, wenn der Inhalt auf dem Bildschirm geändert wird. Durch die drahtlose Verbindung sind sie im Museumsdesign leicht lesbar, Kunstwerke und Artefakte stehen so weiterhin im Mittelpunkt.
Das estnische Nationalmuseum verwendet eInk Display in den Größen 32-Zoll-, 9,7-Zoll- und 6-Zoll des taiwanesischen Anbieters E-Ink. Als natürliche Ergänzung zur Infrastruktur werten die Displays nicht nur die Ästhetik des Museums auf, sondern bieten den Besuchern auch ein personalisiertes Erlebnis: im Museum interagiert jede Display-Anwendung mit den RFID-Tickets, die automatische Sprachwechsel auslösen.
Ob Estnisch, Englisch oder Russisch – Die elektronischen Etiketten aus Papier die den Besuchern zur Verfügung gestellt werden bieten individuelle Spracheinstellungen, wenn Besucher sich in der Nähe eines Displays befinden. Versorgt werden die eInks per Power Over Ethernet (POE), sodass das Museum auf nachhaltige Weise digitalisiert werden kann und die Anbindung an Strom und Daten über mehrere Kabel entfällt.
Doch auch die Integration der digitalen Exponate zählt zum feinsten was wir in den letzten Jahren sehen konnten. So integrieren sich die NEC Displays in Beton und Holzexponate, Projektionen verschmelzen mit den Oberflächenmaterialien.
Auch wenn die estnische Universitätsstadt Tartu gefühlt am Ende von Europa und deshalb außer Reichweite für die meisten Digital Signage Leser liegt, ist ein Besuch wirklich eine Empfehlung wert. Und das nicht nur weil das Museum erst kürzlich mit der Auszeichnung zum European Museum of the Year 2018 ausgezeichnet wurde.
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