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Das Ende von Googles DooH-Vision?

Die New Yorker Stadtverwaltung droht das von Google angeführte CityBridge-Konsortium wegen massiver Verzögerungen beim Rollout und ausstehender Zahlungen zu verklagen. Der Betreiber der kombinierten Smart City DooH-Kiosk Stelen schuldet der Stadt mehr als 30 Millionen USD in Säumniszahlungen.
Link NYC Smart City Stele am Times Square (Foto: LinkNYC)
Link NYC Smart City Stele am Times Square (Foto: LinkNYC)

LinkNYC, mit 10.000 Stelen das größtes DooH / Smart City Projekt der Welt – soweit die ambitionierten Pläne, mit denen das Konsortium angetreten ist. Alle öffentlichen Münzfernsprecher in New York sollen durch das modernste Smart City Netzwerk der Welt ersetzt werden. Neben DooH-Werbung auf doppelseitigen Highbrightness Digital Signage Displays bieten die Outdoor-Stelen freies WiFi, eine große Anzahl an Smart City Sensoren, USB-Charging und kostenloses telefonieren und surfen über einen integrierten Touchscreen. Geplant ist der Rollout in allen fünf Stadtteilen der US-Metropole.

JCDecaux 98" Screens an der 5th Avenue (Foto: invidis)
JCDecaux 98″ Screens an der 5th Avenue (Foto: invidis)

Doch der Ausbauplan liegt erheblich hinter Plan. Bisher konnten das Betreiber-Konsortium um die Google-Mutter Alphabet, Out of Home-Vermarkter Intersection, Digital Signage-Integrator Civiq Smartscape und dem Chiphersteller Qualcomm nur 1.800 Stelen ans Netz bringen. Vor zwei Jahren einigte man sich bereits mit der Stadtverwaltung auf einen verlängerten Roll-out Plan. In einer ersten Phase sollten nur 4.500 Stelen installiert werden. Unabhängig von der Netzwerkgröße stehen der Stadt über die Vertragslaufzeit von zehn Jahren 500 Millionen USD Werbeeinnahmen zu. Doch bisher hat die Stadt nach eigenen Angaben noch nicht viel erhalten – weder die 30 Mio. USD Säumniszuschlag, noch die vereinbarten Anteile der bis Ende Juni fälligen 43 Mio. USD Umsatzbeteiligung.

Aktuelle Netzwerk-Übersicht Link NYC (Foto: Screenshot LinkNYC Website)
Aktuelle Netzwerk-Übersicht Link NYC (Foto: Screenshot LinkNYC Website)

„Meine Geduld ist am Ende“, sagt Jessica Tisch, Leiterin der städtischen Abteilung für Informationstechnologie und Telekommunikation. „Ich bin bereit alle notwendigen Maßnahmen gegen diese mehrfachen Vertragsverletzungen zu ergreifen, um das der Stadt geschuldete Geld einzutreiben.”

Das Konsortium sieht die Angelegenheit laut lokalen Medienberichten anders. Man habe schon 225 Mio. USD investiert und man würde längerfristig seinen Verpflichtungen nachkommen. Offensichtlich scheint aber, dass sich Citybridge mit dem Projekt übernommen hat. Ein Blick auf die Karte der aktuellen Standorte zeigt, dass man an den vermarktungsrelevanten Standorten in Manhattan unter einigen Hauptverkehrsachsen ein großes Netz aufweisen kann. Doch vom Anspruch, alle New Yorker mit kostenlosem WiFi zu versorgen, ist man weit entfernt.

invidis Kommentar von Florian Rotberg

Für Branchenbeobachter kommt die Entwicklung nicht wirklich überraschend. Das Projekt LinkNYC war von Anfang an überambitioniert und primär ein DooH-Konzept unter einem SmartCity-Deckmantel.

Auch wenn die SmartCity-Features immer kommunikativ in den Vordergrund geschoben wurden, ist doch der Kern des Business Modells die Vermarktung digitaler Out of Home-Werbung. Die Standorte wurden optimiert für die Vermarktung und nicht für die Versorgung der Bevölkerung mit WiFi.

Zusätzlich läuft das Projekt in die nächste Falle: die seit vier Jahren ausgerollten Stelen wirken mit ihren 55“ Displays nicht mehr zeitgemäß. Das wird besonders sichtbar entlang der 5th Avenue, wo 55″ LinkNYC Screens nur wenige Meter neben den neuen 98″ Displays von JCDecaux an Bushaltestellen stehen.