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Corona-Virus

So sieht der Neustart im Einzelhandel aus

München | Einem Sprichwort zu Folge gehen in Bayern gehen die Uhren oft anders, so dauerte es auch eine Woche länger als im Rest der Republik bis ein Großteil des Einzelhandel ihre Türen wieder vorsichtig öffnen konnte. Wie begrenzen Händler den Zutritt zu ihren Stores, welche Rolle spielt Digital Signage und wie kommunizieren Geschäfte die Regeln des neuen Normalen an ihre Kunden? Ein invidis-Fototrip durch München.
Digital Signage auf Abwegen – Rewe City setzt auf Screenshot-Signage (Foto: invidis)
Digital Signage auf Abwegen – Rewe City setzt auf Screenshot-Signage (Foto: invidis)

Wenig überraschend war es am Donnerstag in der Münchner Fußgängerzone noch sehr ruhig. Immerhin besteht immer noch eine landesweite Ausgangssperre die erst wieder bis Mitte des Monats verlängert wurde. Laut aktuellen Frequenzdaten sind an den ersten Tagen etwa 45% der sonst üblichen Mengen an Menschen unterwegs. Fast ausnahmelos mit Masken – nicht nur wie gesetzliche vorgeschrieben in den Stores – sondern auch davor.

Corona-Krise: Lasst das Zählen beginnen

In den Rechtsverordnungen der Staatregierung wird explizit darauf hingewiesen das  Schlangenbildung vor Geschäften verhindert werden müssen – das lässt sich nach sechs Wochen Schließung offensichtlich nicht ganz verhindern. Interessant war zu beobachten wo und wie Wartschlangen sich vor den Stores entwickelten.

Die längste Schlange war vor Saturn wo einige dutzende Kunden geduldig und mit ausreichend Abstand warteten um neue Consumer Electronics zu kaufen. Weitere Schlangen bildeten sich vor Snipes (Sneakers), den Fast Fashion Stores von Zara, New Yorker & Co sowie vor To Go Restaurants wie McDonalds. Im Gegensatz der Erwartung vieler Einzelhändler bilden sich die Schlangen meistens nicht entlang der Häuserfassaden. Sorgfältig angebrachte Markierungen auf dem Fußweg sind i.d.R. bei weitem nicht ausreichend.

Als Digital Signage Experten interessierte uns insbesondere die Umsetzung der Zutrittskontrollen. In der ersten Tagen nach dem Neustart setzen die Einzelhändler ausnahmelos auf manuelle Zutrittskontrollen. Verkaufspersonal oder Sicherheitsmitarbeiter wachen an den Eingängen, zählen bei größeren Stores mit App, abgezählten Einkaufskörben oder Preisetiketten. Ein Modehändler nutzte Kleiderbügel als Zähltoken.

Wenig überraschend in der Theorie aber umso beeindruckender war zu beobachten, wie wenig Kunden pro Store nur zugelassen sind. Bei kleinen Stores waren es oft nur 1-3 Kunden, die maximale Anzahl waren 40 Kunden auf 800 m² Verkaufsfläche. Der Großteil der kleineren Stores in der Innenstadt benötigt somit auch in Zukunft keine digitalen Einlasssysteme. Anders sieht das in großen hochfrequentierten Stores und Kaufhäusern aus und besonders im Lebensmitteleinzelhandel.

Besonders interessierte uns wie große Kaufhäuser wie Galeria Karstadt Kaufhof die Zutrittskontrolle umsetzen. Exemplarisch besuchten wir Galeria Kaufhof am Marienplatz. Hier stehen ausschließlich ausgewählte Flächen im Erdgeschoss zum Einkaufen zur Verfügung. Über einen Seiteneingang erreichen Kunden die Beautyabteilung, die mit weißen Spanntüchern von den anderen Abteilungen abgetrennt wurde. Alle andere Kunden müssen sich vor dem Haupteingang anstellen. Karstadt Kaufhof setzt im Eingangsbereich auf rustikale Biergartengarnituren die vor den zentralen Rolltreppen platziert wurden. Jeweils einzeln können Kunden an einen der Servicecounter herantreten und die gewünschten Produkte bestellen. Kaufhof-eigene Picker suchen dann einzeln die Produkte auf den sechs Etagen zusammen und bringen sie an den Servicecounter. Damit hält Kaufhof sein zentrales Versprechen, trotz Reduzierung auf 800 m² Verkaufsfläche alle Produkte unter einem Dach anbieten zu können. Der Aufwand ist immens.

Last but not least ein Abstecher zu Münchens größtem Herrenausstatter Hirmer. Nach eigenen Aussagen sogar der größten Herrenausstatter der Welt. Am berühmten Stammhaus in der Münchner Innenstadt wurden portable Umkleiden vor den zur Zeit unbrauchbaren Aufzügen platziert. Hier können die wenigen Kunden die zur Zeit Bedürfnis nach Alternativen zu Jogginghose habe, die Hemden und Anzügen anprobieren. Hirmer ist der einzige Retailer, der bestehende Digital Signage-Systeme in die aktuelle Corona-Kommunikation einbezieht. Die große Videowall im Schaufenster informiert detailliert über die neuen Verhaltensvorgaben der neuen Realität.