Münchens einziger Primark Fast Fashion Store ist auch in der Corona-Zeit Magnet für primär Teenager auf der Suche nach modischen, ultra-günstigen Klamotten für den Sommer. Immerhin dürfen laut Aushang sich 305 Kunden gleichzeitig in der zweistöckigen 6.100 m² großen Filiale im Münchner PEP Einkaufszentrum aufhalten.
Doch die Corona-reduzierte Kapazität reicht bei weitem nicht aus. Hunderte Kunden warten vor dem Store in einer Schlange die bis in das benachbarten Parkdeck reicht. Eine ganze Parkdeck-Etage des ECE-Einkaufszentrums wurde in ein Wartebereich umgerüstet. Kilometerweise Flatterband und Sicherheitspersonal sorgen für Ordnung und die Einhaltung des Sicherheitsabstands.
Die Wartezeit beträgt am Samstagmittag weniger als eine halbe Stunden, aber nach vier Wochen kommt beim Anstehen kein Happening-Gefühl bei den Teenagern mehr auf. Viele sind zunehmend genervt. Nur Online-Bestellung ist bei Primark keine Alternative, denn die Iren verwehrend sich als eine der wenigen Retailer komplett dem Online-Geschäft.
Aber nicht nur vor dem Primark bilden sich am Pfingstsamstag lange Schlangen. Aber auch vor Sneaker-Stores und viele andere Fashion-Geschäften bilden sich Schlangen. Wenn auch bei weitem nicht so lang wie bei Primark, ist die Wartezeit vor den viel kleineren Stores mit 20 Minuten oft ähnlich lang. Ein Shopping Erlebnis kommt zur Zeit nicht wirklich auf, weder in den Schlangen vor den Stores noch im Zentrum allgemein. Bisher legten Mallbetreiber wie ECE oder Unibail-Rodamco Westfield einen großen Fokus auf eine hohe Aufenthaltsqualität. In Zeiten von Corona ist davon nicht viel geblieben.
Das Zutrittsmanagement zu den Stores ist meistens noch sehr rudimentär. Während bei Primark das Sicherheitspersonal peinlichst genau mit App und Funk den Zutritt kontrolliert vertrauen die meisten anderen Stores auf die Mithilfe der Kunden. Das klappt an einem Samstag mehr schlecht als recht, wir zählten in vielen der Stores erheblich mehr Kunden als laut Aushang zugelassen. Alleine bei Peek & Cloppenburg und beim zweiten großen Ankermieter im PEP – der Elektronikkette Saturn – wurde noch sauber gezählt. Saturn setzt dabei auf eine Digital Signage basierte Lösung von Xplace, die allerdings noch etwas notdürftig installiert wirkte.
Andere Stores mit mehreren Eingängen – wie eine C&A Filiale – behelfen sich auch noch Wochen nach Wiedereröffnung mit optisch unwürdigen Hilfsmitteln. Der Zutritt erfolgt ausschließlich über einen Eingang, andere Eingänge werden mit Flatterband abgeriegelt. Nicht wirklich einladend und für Kunden äußerst unpraktisch.
Es ist überraschend wie sehr sich der Handel noch mit Notlösungen an den Eingängen zufrieden gibt. Auf Dauer erwarten Kunden kürze Wartezeiten und optisch ansprechende Zutrittsmanagement-Lösungen. Flatterband, lustlos platzierte Desinfektionssprays und handschriftliche Notizen am Schaufenster müssen ersetzt werden. Offensichtlich noch ein langer Weg für den Einzelhandel.