Auch wenn es die aktuellen Marktzahlen von invidis auf den ersten Blick noch nicht wiederspiegeln, traditionelle Digital Signage-Integratoren verlieren an Bedeutung. Das einstige Nischenthema Digital Signage ist in der Breite angekommen. Zusammen mit Collaboration-Lösungen wachsen AV und IT immer mehr zusammen. Was früher proprietäre AV-Steuerungskenntnisse bedurfte, ist heute die Integration von Microsoft 365/Teams.
Besonders interessant sind die Trends im Digital Signage Software Segment, wo die größte Anzahl an Display-Touchpoints immer noch recht einfache Lösungen sind. Hochkomplexe Features und Programmierungen – wie sie die Digital Signage Suite Lösungen von Scala, Grassfish, Navori & Co bieten – sind oft nicht notwendig.
Hier beginnt insbesondere für weniger erfahrene IT-Integratoren der Reiz von SoC-Lösungen. Ob Samsung Tizen, LG WebOS oder auch Sony Android TV –SoC-Plattformen mit einer großen installierten Basis bringen die notwendigen Werkzeuge für Digital Signage mit. Oft muss nur noch eine kleine Applikation entwickelt werden, die es dann Enterprise-Kunden ermöglicht, völlig CMS-lizenzfrei größere unternehmensweite Digital Signage-Systeme zu betreiben. Für komplexe Flagshipkonzepte reicht das zwar nicht aus, aber für Wayguiding, Menuboard und Informationskonzepte allemal. Einst die Domäne von Pure Digital Signage-Playern, können nun auch IT-Systemhäuser oder Digital Signage-Newbees am Markt für einfache Konzepte bestehen.
Nicht nur der Software Bereich sieht sich neuem Wettbewerb ausgesetzt. Auch klassische Integrationsdienstleistungen können von White-Label Anbietern bestellt werden. Dienstleister wie Collabtech schließen die Digital Signage-Kompetenzlücke für unerfahrene Systemhäuser und Integratoren. Collabtech – das seit August vom ehemaligen Maverick AV Chef Jon Sidwick geführt wird – hat sich in den vergangenen vier Jahren schon am Markt global etabliert. Ob Digital Signage oder Collaboration-Projekte – Collabtech plant, installierte, betreibt weltweit im Namen von Integratoren und Systemhäusern. Insbesondere auch Schulungsprogramme für Nutzer (z.B. MS Teams Einführung) können hochskalierbar angeboten werden.
Interview mit Jon Sidwick: „Kommunikation ist unser Business“
Im Bereich Collaboration / Video Conferencing treiben bereits Non-AV Integratoren – primär IT-Systemhäuser – die klassischen AV-Systemhäuser vor sich her. Der Erfolg von Microsoft Surface Hub 2 wäre ohne IT-Systemhäuser nicht möglich gewesen. Auch supergroße Displays 75“ und größer, die sich laut LG zum Krisengewinner entpuppt haben, werden im Corporate Umfeld von Non-AV Partnern gut verkauft.
Der Markt ist selbst in der Krise groß genug für bestehende und neue Marktteilnehmer. Das Angebotsportfolio wird nur bunter. Es muss nicht immer ein Feature-strotzendes stand-alone CMS-Paket sein. Alternativ stehen auch DXP Plattformen von Adobe, SAP & Co oder kleine Applications auf SoC-Basis zur Verfügung. Ricoh & Co zeigen, wie erfolgreich Digital Signage auch von IT-Anbietern angeboten werden kann.
Anmerkung 09. August: Unsere Beobachtung zur wachsenden Rolle von IT-Systemhäuser bezieht sich auf neue Anbieter im Digital Signage-Markt. Bisher nicht erwähnt hatten wir Cancom, die mit der Übernahme des AV-und Digital Signage-Integrators Didas Kompetenz in den Konzern integriert hatten. Seit vielen Jahren ist Cancom als Deutschlands größter Digital Signage-Anbieter ein Musterbeispiel wie IT und AV aus einer Hand angeboten werden kann.