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BER Airport

DooH mit Luft nach oben

Berlin | Es gibt wahrlich bessere Zeiten als einen Flughafen in der größten Branchenkrise der modernen Luftfahrt zu eröffnen. Das gilt insbesondere für den BER – die ewig unfertige Baustelle. Doch der Airport ist seit zwei Wochen nun im Betrieb - Zeit sich die DooH-Touchpoints einmal umzuschauen.
FIDS-Displays und Mercedes LED in der Check-in Halle (Foto: invidis)
FIDS-Displays und Mercedes LED in der Check-in Halle (Foto: invidis)

Um das Urteil direkt vorwegzunehmen, DooH am BER ist grundsolide aber keine Revolution. Nur 29 digitale City Lights (teilweise doppelseitig) befinden sich im öffentlichen Bereich des BER. Die 41 Displays entsprechen mit 75“/85“ den üblichen Größen und stehen sowohl Outdoor vor dem Terminal als auch im Innenraum vor der Sicherheitskontrolle.

Das ist vielleicht die größte Überraschung, nach der Sicherheitskontrolle wird es im Terminal am BER sehr analog. Die Flughafengesellschaft betreibt die Werbevermarktung in Eigenregie, orientiert sich aber an dem klassischen Vermarktungskonzept von sechs Spots á 10 Sekunden. Während unserer Site Inspection nutzten wohl krisenbedingt nur die Carsharing-Plattform Miles und Vodafone die DooH-Displays für aktuelle Kampagnen.

Jenseits des DooH-Netzwerkproduktes zeigt der BER mit zwei DooH-Sonderformaten die ganze Bandbreite von digitaler Außenwerbung. Am spektakulärsten ist sicherlich das wohl breiteste LED-Format in Deutschland. Die halbtransparente LED-Fläche zieht sich fast über die ganze Breite der Check-in Halle mit einem für Indoor-DooH ungewöhnlichen breiten Pixelpitch. Der Abstand zwischen den massiv-wirkenden LED-Stripes ist recht breit – die Installation wirkt technologisch aus der Zeit gefallen.

Am meisten irritiert allerdings die Art und Weise wie die Agentur des Werbekunden Mercedes-Benz die LED-Wall bespielt. Das ungewöhnlich breite Format zusammen mit der geringen Auflösung bedarf eines angepassten Contents. Zurzeit bewirbt Mercedes die Flaggschiff-Limousine S-Klasse mit einem für eine Premiummarke „unwürdigen“ Content. Die Darstellung und Animation der Limousine wirkt in den Proportionen verzogen und die Schrift und Markenlogos sind für die vorhandene Auflösung unpassend.

Das Grundproblem der transparenten LED wie sie im BER verbaut ist, ist der Betrachtungsabstand und -winkel. Von der Mitte des Terminals wirkt die Werbung noch ordentlich – wenn auch systembedingt verpixelt. Von der Seite und etwas näher betrachtet ist die Qualität der Darstellung so nicht mehr akzeptabel für den Stand der Technik im Jahr 2020. Eigentlich schade – eine kleinere Fine Pixel LED-Wand wäre hier passender gewesen. Laut Marktgerüchten ist die LED-Wand aber auch eine der Technologie-Dinosaurier die viele Jahre eingemottet im Terminal auf die Eröffnung wartete und deshalb nicht mehr ganz die Zeit passt.

FIDS-Displays und Mercedes LED in der Check-in Halle (Foto: invidis)
FIDS-Displays und Mercedes LED in der Check-in Halle (Foto: invidis)

Ganz anderes ist der Fall mit dem BMW-Displaynetzwerk an den Gepäckbändern. Analog zu München und anderen Flughäfen installierte und betreibt die BMW AG ein Digital Signage basiertes Netzwerk an der Gepäckausgabe. Der bayrische Automobilhersteller setzt darauf die Wartezeit der Passagiere bis zur Ausgabe des eingecheckten Gepäcks mit Informationen, News und Produktinformationen zu verkürzen. Im Gegensatz zu München setzt BMW aber am BER auf von der Decken abgependelte Gondeln die sowohl die Displays integrieren als auch noch weitsichtbar das BMW Logo tragen.

Inwieweit der Content auch Ton inkludiert und ob auch aktuelle News und Wetter angezeigt werden, konnten wir bei der kurzen Besichtigung nicht feststellen. Jedoch war die Qualität der integrierten Displays- insbesondere das inhomogene Backlight – etwas enttäuschend. Es ist nicht auszuschließen das BMW auch am BER wieder Consumer-Screens einsetzt. Aber die abgehängte Positionierung der BMW-Screens ermöglicht eine weitaus bessere Sichtbarkeit als die Bodenmontage an anderen Airports.

Ob digitales Poster, LED-Wand oder BMW-Netzwerk – der BER bietet einige gute digitale Ansätze. Aber es ist noch Luft nach oben für Zeit nach der Krise.

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