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Reverse IPO des Touchkiosk-Marktführer

„Für Pyramid Computer beginnt eine neue Ära“

Der Freiburger Self Service Kiosk- und Serverproduzent Pyramid profitiert stark von der durch die Corona-Krise ausgelösten Digitalisierung. Um das Wachstum weiter zu beschleunigen, geht der Digital Signage-Spezialist mittels Reverse IPO nun an die Börse. Die weitere Internationalisierung steht im Fokus. invidis sprach mit Pyramid Computer Geschäftsführer Josef Schneider.
Josef Schneider, Geschäftsführer Pyramid Computer (Foto: Pyramid)
Josef Schneider, Geschäftsführer Pyramid Computer (Foto: Pyramid)

Seit einem Jahr ist Josef Schneider nun Geschäftsführer bei Pyramid Computer und er lässt kaum einen Stein auf dem anderen. Der M&A Spezialist verwandelt im Rahmen einer Nachfolgeregelung den insbesondere für seine Polytouch-Kioskserie bekannten Hersteller in einen international ausgerichteten Anbieter.

Das 1985 gegründete Unternehmen ist einer der weltweit führende Hersteller von Self-Service-Kiosk Systemen für die Systemgastronomie (QSR). Bereits über 40.000 Kioske wurden als Orderterminals ausgeliefert, der Großteil in amerikanischen und europäischen Restaurants des weltweit größten Burgerbraters.

Stammsitz Freiburg - Pyramid Computer beschäftigt 130 Mitarbeiter (Foto: Pyramid)
Stammsitz Freiburg – Pyramid Computer beschäftigt 130 Mitarbeiter (Foto: Pyramid)

Für das laufende Jahr 2020 erwartet Pyramid einen Umsatz von knapp 55 Mio Euro und ein EBIT von rund 4,0 Mio Euro. „Damit liegen wir mit dem Umsatz knapp über Vorjahresniveau. Und das in einem Krisenjahr!“ zeigt sich Josef Schneider im invidis Gespräch zufrieden. Auch wenn pandemiebedingte zusätzliche logistische Aufwände den Unternehmensgewinn 2020 reduzieren. Im Jahr 2021 und den Folgejahren wird mit deutlichen Steigerungen bei Umsatz und operativem Ergebnis gerechnet.

Pyramid hat bisher die Krise so gut überstanden, weil das Unternehmen in zwei unterschiedlichen Produktbereichen tätig ist. Neben Self Service Kiosklösungen bieten die Freiburger auch IT-Server und Appliances. Der Pyramid-Umsatzanteil von Polytouch-Kiosklösungen ist in den vergangenen Jahren auf über 50% angewachsen. In diesem Krisenjahr erzielt Pyramid aber 70% des Umsatzes mit Servern. „Die Digitalisierung beginnt in der Regel im Backend, das Frontend folgt im Anschluss. Pyramid liefert für beide Anwendungen die passenden Lösungen.“ Schneider ist fest davon überzeugt das die Nachfrage nach interaktiven Digital Signage- und Kiosksystemen in den kommenden Monaten wieder spürbar anziehen wird. „Corona beschleunigt den Rollout von interaktiven Touchpoints. Wir verzeichnen großes Interesse.“

Pyramid positioniert sich als Hardware-Hersteller und setzt für Software und Installation auf Partner. „Wir wollen uns nicht mit Software verzetteln. Dafür haben wir exzellente Partner“. Mit Diebold Nixdorf (ehem. Wincor Nixdorf) ist man im QSR-Bereich sehr erfolgreich, im Food Retail arbeitet Pyramid eng mit NCR zusammen. Während die Partner als GU/Integrator direkt mit den Kunden arbeiten, fokussiert sich Pyramid auf die Entwicklung modularer Hardwarelösungen.

Für die weitere Entwicklung neuer Lösungen und die internationale Expansion setzt das Pyramid-Management auf eine besondere Zukunftsstrategie. Eines stand nämlich von Anfang an fest: „aus eigenen Kraft schaffen wir das nicht. Auch weil die Gründer und Altgesellschafter perspektivisch ihre Anteile verkaufen möchten.“ Zusammen mit Josef Schneider, der viele Jahre im Bereich M&A und Unternehmensnachfolge tätig war, suchten die Gesellschafter nach Finanzierungsoptionen. Eine Veräußerung an Private Equity Investoren stand außer Frage. „PE Investoren sind nicht an einer langfristigen Entwicklung interessiert. Nach fünf plus zwei Jahren steht in der Regel der Exit an. Wir als Mittelständler denken langfristiger.“ Insbesondere auch das Wohl der Mitarbeiter beeinflusste die Auswahl der strategischen Optionen. „Wir suchten nach einem Weg für mehr Wachstum, der Klarheit und Perspektive für die 130 Mitarbeiter liefert“.

Am Ende des Prozesses entschied sich Pyramid für einen Reverse IPO, der Anfang November verkündet wurde. Dabei übernimmt die Münchner Aktiengesellschaft mic AG die Pyramid Computer GmbH und die existierenden Pyramid-Gesellschafter beteiligen sich an der AG. Pyramid Geschäftsführer Josef Schneider wird als neuer Vorstand berufen. Der Digital Signage-Spezialist erhält über den mic-Firmenmantel eine starke Kapitalstruktur und zukünftig einfacheren Zugang zu Kapital. Ein eigener Börsengang wäre äußerst aufwendig und sehr teuer. Mit dem Reverse-Takeover wandelt sich die mic AG von einer Beteiligungsgesellschaft zu einem operativ tätigen Technology-Unternehmen.

Der Kaufpreis für 100 % der Anteile an der Pyramid Computer GmbH basiert auf einer Bewertung von rund 44 Mio. Euro und besteht aus einer Barkomponente in Höhe von 20 Mio. Euro sowie einer Aktienkomponente. Zur Finanzierung des Kaufpreises plant die mic AG, die Durchführung mehrerer Bar- und Sachkapitalerhöhungen sowie die Aufnahme von Fremdkapital. Nach vollständigem Abschluss der Transaktion werden die bisherigen Gesellschafter und Gründer der Pyramid und das zukünftige Management voraussichtlich ca. 47,2 % der mic-Aktien halten.

Auf der Agenda der neuen Pyramid steht die Internationalisierung. In den letzten Monaten wurden bereits Partnerschaften für Großbritannien und den USA vereinbart. Auch personell rüstet Pyramid auf – viele neuen Rollen sind zu besetzen. Josef Schneider freut sich auf die neuen Herausforderungen und sieht die aktuelle Krise relativ gelassen: „IT-Rollouts sind ein planbares Business, wir gehen sehr optimistisch in das neue Jahr 2021.“

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