Eine klare Strategie der Politik in der Pandemiebekämpfung ist für die Wirtschaft nach wie vor nicht erkennbar – Branchen wie Tourismus, Gastronomie oder Teile des Handels liegen nach wie vor auf Eis, viele Unternehmen sind in ihrer Existenz bedroht. Veranstaltungen, Messen und Kinos bleiben geschlossen oder finden im besten Fall hybrid statt. Ungewiss ist damit auch, wann die Werbekanäle wieder hochgefahren werden können. Die schwere Lage der Wirtschaft wirkt sich massiv auf den Arbeitsmarkt Werbung aus, wie die aktuellen Zahlen des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft ZAW belegen.
In seiner Stellenstatistik wertet der Verband regelmäßig die Stellenmärkte in überregionalen Tageszeitungen, Jobbörsen sowie die Angebote auf Unternehmens-Webseiten und Social Media aus. Demnach ging die Anzahl der Jobangebote 2020 im Vergleich zum Vorjahr um -35% zurück. Bis auf Content-Experten (-2%), Fachleute für Marketing und Werbung (-4%) und Back Office (-8%) sind alle Werbeberufe zweistellig in den roten Zahlen. Der Nachfragerückgang trifft klassische Agentur- und Medienberufe wie Art-Direktoren (-56%) und Grafiker (-53%) bzw. Mediaexperten (-36%) ebenso wie die digitalen Berufe (IT-Experten: -34%) hart.
Arbeitslosenzahlen steigen deutlich
Parallel zur Auswertung der Stellenangebote verstärken die Arbeitslosendaten der Bundesagentur für Arbeit das Bild: Die Anzahl der Arbeitslosen im Bereich Marketing und Werbung hat im Dezember mit 30.994 einen neuen Höchstwert erreicht. Allein von Juni bis November stiegen die Arbeitslosendaten durchgängig um bis zu +42%. Selbst in der Finanzmarktkrise 2008/2009 waren die Zahlen der Werbebranche nicht so hoch. Laut ZAW-Trendbefragung konnten immerhin 61% der Mitglieder mittels Kurzarbeit viele Jobs halten, sonst wäre die Branche wohl noch härter getroffen worden. Die Daten liegen dennoch deutlich über dem allgemeinen Arbeitslosendurchschnitt von rund +28% (Juni) bis +22% Zuwachs im Dezember.
Die negativen Arbeitsmarktdaten der Werbewirtschaft in 2020 sind sicherlich keine Überraschung, doch es gibt auch Hoffnung: Werbebudgets und die Beschäftigungssituation können sich trotz Krise auch schnell wieder steigern beziehungsweise erholen. Das haben die Monate ohne Lockdown im Sommer 2020 bereits gezeigt. Genaue Prognosen zum Werbemarkt will der ZAW angesichts der Ungewissheit in der Wirtschaft jedoch nicht geben.