Auf der Konferenz Best Medientechnik der Job-Gruppe, die im November stattfand, ging es um das Thema Digital Signage und Brandschutz. Welchen Herausforderungen Digital Signage-Integratoren im Alltagsgeschäft begegnen, zeigten dabei zwei Vorträge der Digital Signage-Integratoren Ben Hur und der gekartel AG. Bei letzterem schilderte Vorstand Klaus Schäfer ein besonders anschauliches Beispiel, wie die Digitalisierung durch Unklarheiten bei der Brandschutzgenehmigung gehemmt wird.
Gekartel brachte 2014 die digitale Haustafel auf den Markt, eine digitale Version des Aushangbretts, das in jedem Mehrfamilienmietshaus zu finden ist.
Der interaktive Screen kann sämtliche Funktionen des Aushangbretts übernehmen. Neben Informationen, zum Beispiel Abfahrtszeiten von nahen Verkehrsmitteln, gibt es unter anderem eine Zeiterfassung für Putzkräfte, die das Treppenhaus reinigen.
Die Lösung kam gut an, und bald gab es Interesse von deutschlandweit tätigen großen Firmen, die ihre Wohnanlagen mit der digitalen Haustafeln ausstatten wollten.
Das Problem: Flure und Treppenhäuser in Mehrfamilienhäusern sind immer auch Flucht- und Rettungswege. Somit gelten hier strenge Brandschutzvorschriften. Und wie gekartel feststellen musste, werden diese bundesweit sehr unterschiedlich ausgelegt.
Trotz eines positiven Gutachtens vom MPA Dresden 2015, das 2019 noch einmal erneuert wurde, gelang es gekartel nicht, eine bundesweit gültige Genehmigung einzuholen. Die Folge: Große Roll-outs konnten nur in Teilen durchgeführt werden, da die Genehmigungen an den unterschiedlichen Standorten mal erteilt wurden, mal nicht.
Es fehlen die Normen
Für Klaus Schäfer sind es vor allem fehlende Normen, wenn es um die Installation von digitaler Medientechnik in Flucht- und Rettungswegen geht. Zudem sieht er unterschiedliche Sichtweisen von Länder- und Lokalbehörden, was die Zulassungsmöglichkeiten angeht.
„Die Kunden wollen digitalisieren, die Politik will digitalisieren“, verdeutlichte er. „Und wir als Lieferant von Medientechnik bieten norm- und bedarfsgerechte technische Lösungen mit integriertem Brandschutz an.“ Und doch stoße man hier immer wieder auf Hürden.
2021 integrierte gekartel schließlich die E-Bulbs der Job-Gruppe in die digitalen Haustafeln, um ein noch überzeugenderes Brandschutzkonzept vorlegen zu können. Doch immer noch sind die Unsicherheiten groß. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig ein standardisiertes, transparenteres Brandschutzgenehmigungsverfahren für die Digital Signage-Industrie ist.
Brandschutz und Digital Signage: Zuhören, diskutieren, umsetzen