Der Kommunikationsagentur-Verband GWA ist besorgt: In deutschen Agenturen fehle es derzeit an tausenden Mitarbeitern. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Verbands. Allein in den 85 teilnehmenden Mitgliedsagenturen sind derzeit mehr als 1.400 Stellen unbesetzt – und das galt für für das vergangene Jahr, in dem die Umfrage startete. Für 2020 gehen die Agenturen davon aus, dass noch einmal zusätzlich mehr als 2.000 Stellen besetzt werden müssen.
GWA-Präsidentin Larissa Pohl erklärt: „Hochgerechnet ist sogar davon auszugehen, dass es in der Agentur-Szene insgesamt tausende, wenn nicht gar mehr als zehntausend Mitarbeitende fehlen. Dies ist die augenblicklich größte gemeinsame Herausforderung der Agenturen in Deutschland. Für uns hat das Problem daher höchste Priorität und wir gehen es im Rahmen einer Offensive an – mit kurz-, mittel- und langfristig wirkenden Aktivitäten.“ Der Verband schätzt, dass die Zahl der fehlenden Kräfte und die damit verbundenen Herausforderungen in den kommenden Jahren noch wachsen werden.
Bei den Tätigkeitsfeldern, in denen der Mangel am größten sind, handelt es sich nach der Umfrage um: Beratung, Technologie & Programmierung, Digitale Kommunikation, Projektmanagement, und Konzeption.
In Zukunft müsse die Branche sich deutlich attraktiver für potenzielle Arbeitnehmer machen. Nicht nur für Berufsanfänger, sondern beispielsweise auch für Arbeitskräfte aus anderen Branchen. „Das Problem wird nicht gelöst, wenn eine Agentur Mitarbeitende bei anderen Agenturen rekrutiert“, betont Larissa Pohl. „Das Problem ist nur zu lösen, wenn jedes Jahr tausende Menschen neu für Agenturen begeistert und für die Agenturbranche gewonnen werden. Das wird der GWA nicht allein schaffen. Aber wir werden einen Beitrag dazu leisten.“
invidis Kommentar
Für die Digital Signage- und DooH-Branche sollte dieses Signal aus der Agenturwelt ein ultimativer Weckruf ein: Eine attraktive, moderne Branche, die früher problemlos arbeitswillige Talente an sich binden konnte, kämpft massiv mit Personalmangel. Auch wenn es teilweise an gewachsenen Strukturen der Agenturen liegt, die nicht mehr zeitgemäß sind, ist klar: Der Kampf um Talente hat längst begonnen. Zudem zeigt es, dass sich der Bedarf schon längst nicht mehr auf technisch ausgebildete Fachkräfte beschränkt: Auch in Feldern wie Kommunikation und Projektmanagement werden in Zukunft fähige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schwer zu rekrutieren sein.
Dabei könnte für einen speziellen Zweig des DS-Branche die Situation noch einmal verschlechtern: Viele Digital Signage-Software-Anbieter setzen auf Entwickler aus der Ukraine und Belarus. Zwar sind laufen nach einem Bericht der FAZ die Geschäftsaktivitäten mit der Ukraine trotz der extrem angespannten politischen Lage relativ normal weiter. Doch zeigt dieses Beispiel, dass die engen globalen Vernetzungen der Wirtschaft den Fachkräftemangel noch einmal verstärken könnten, wenn ein Teil dieses Netzes reißt.