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Lieferengpässe

Wendepunkt in der IT-Produktion

Seit Jahrzehnten gilt Asien als die Werkbank der Welt für IT und Digital Signage Produkte. Primär China aber auch angrenzende Länder wie Japan, Taiwan, Südkorea und Vietnam. Doch die Produktion rückt nun näher an den europäischen Markt. Intel errichtet eine Chipfabrik in Magdeburg und Foxconn plant ein Displaywerk in Saudi Arabien.
Vestel Displayproduktion in Izmir (Foto: Vestel)
Vestel Displayproduktion in Izmir (Foto: Vestel)

Seit den siebziger Jahren dominieren asiatische Anbieter die Herstellung von IT und Unterhaltungselektronik. Just in Time werden Computer, Chips oder Displays in Asien günstig gefertigt und innerhalb von Wochen mit Schiff, oder wenn es schnell gehen muss auch per Flugzeug nach Europa transportiert. Ausnahmen sind bis heute großvolumige und schwere Weiße Waren wie Waschmaschinen oder Kühlschränke – die wegen hoher Transportkosten nahe am Absatzmarkt produziert werden müssen (z.B. in Slowenien (Hisense/Gorenje) oder in der Türkei (Vestel)).

 

Nun ist es soweit – in spätestens fünf Jahre werden die ersten Intel-Halbleiter „Made in Magdeburg“ im Markt verfügbar sein. Heute gab Intel Pläne bekannt, in den nächsten zehn Jahren bis zu 80 Milliarden Euro in der Europäischen Union in die gesamte Halbleiter-Wertschöpfungskette zu investieren – von der Forschung und Entwicklung über die Fertigung bis hin zu modernsten Verpackungstechnologien.

Die heutige Ankündigung umfasst Pläne, zunächst 17 Mrd. Euro in einen hochmodernen Mega-Standort für Halbleiterfabriken in Deutschland zu investieren, ein neues F&E- und Designzentrum in Frankreich zu schaffen und in F&E, Fertigung und Foundry-Dienstleistungen in Irland, Italien, Polen und Spanien zu investieren. Mit dieser Investition, der größten Investition eines Industriepartners seit 1949, plant Intel, seine Technologie nach Europa zu bringen, ein europäisches Chip-Ökosystem der nächsten Generation zu schaffen und den Bedarf an einer ausgewogeneren und widerstandsfähigeren Lieferkette zu decken.

Die für Digital Signage so wichtigen Displays und Semiconductors kommen fast ausschließlich aus Asien. Komponenten werden dort nicht nur produziert sondern die Produkte auch assembliert. Allein aus Zollgründen betreiben einige Displayhersteller Assemblierungswerke für TV-Geräte in Osteuropa, die allerdings kaum für die Assemblierung von professionellen Screens genutzt werden. Vestel in der Türkei ist bisher der einzige größere Standort der als Auftragsfertiger Digital Signage Displays in größeren Stückzahlen für namhafte Hersteller produziert.

Lieferengpässe: China sperrt Shenzen – die IT-Fabrik der Welt

Seitdem die weltweiten Lieferketten wegen Hafen- und Container-Engpässen, aber auch wegen politischen Herausforderungen zwischen der USA und China, gestört sind, entwickelt sich ein neuer Trend die Abhängigkeit von Produktionsanlage in Asien zu reduzieren. Neben „Just in Time“ Produktion in Asien kommt nun „Just in Case“ Produktionskapazität in europäischer Nachbarschaft dazu.

Heute verkündet Intel eine Milliardeninvestition in Magdeburg. Intel Inside kommt zukünftig auch aus Sachsen-Anhalt. Damit sollen zukünftig Lieferengpässe bei Digital Signage Mediaplayern der Vergangenheit angehören. IT-Hersteller werden Intel folgen und im europäischer Nachbarschaft größere Assemblierungswerke errichten.

Ähnlich sieht es auch für Displays aus. Der weltgrößte Auftragsfertiger Foxconn plant laut dem Wall Street Journal die Errichtung eines riesigen Werks in Saudi Arabien oder den Vereinigten Arabischen Emiraten. Damit könnten zukünftig Displays und iPhones in unmittelbarer Nähe zum europäischen Absatzmarkt produziert werden. Das auch die für die LCD-Fertigung notwendigen Muttergläser außerhalb von Asien produziert werden, ist unwahrscheinlich. Aber andere Technologien wie MicroLED könnten durchaus auch au0erhalb von Asien zu wettbewerbsfähigen Kosten produziert werden.

Die Scala-Mutter Stratacache folgt einer vergleichbaren Strategie mit dem Bau einer eigenen MicroLED-Produktionslinie an der US-Westküste die in den kommenden Monaten bereits ihren Betrieb aufnehmen soll.

Die Produktionsorte für Digital Signage Hardware werden vielfältiger und rücken näher an die Märkte heran. Auch wenn Displays Made in Turkey oder Made in Saudi Arabia nicht Made in China vollständig ersetzen werden, so werden die neuen Produktionskapazitäten die Versorgung in Europa beschleunigen und verbessern. Bis es soweit ist werden europäische Integratoren und B2B-Endkunden noch weiter mit Lieferengpässen leben müssen.

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