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Lieferengpässe

„Unregelmäßigkeiten sind die Regel“  

Die Digital Signage-Branche fährt auch ein Jahr nach dem vermeintlichen Höhepunkt der Lieferkettenkrise immer noch auf Sicht. Das Distributionsgeschäft ist im Frühjahr 2022 schwieriger als erwartet; neben einer nochmal verschärften Lieferkettenproblematik kommt nun noch auch ein Krieg in Europa dazu. Invidis sprach mit Christine Peters, Senior Manager (Division Manager) Displays & Digital Signage Core Solutions bei Ingram Micro über ein sehr dynamisches und wechselhaftes Jahr sowie über agile Planung und warum der Distributor trotzdem eines der besten Jahre verzeichnete.
Christine Peters / Ingram Micro (Foto: Ingram Micro)
Christine Peters / Ingram Micro (Foto: Ingram Micro)

Am 23. März 2021 schaute die Welt für sechs Tage auf den Suezkanal. Bei starkem Wind lief eines der größten Containerschiffe der Welt – die Ever Given – an einer Uferböschung des Kanals auf Grund, stellte sich schräg und blockierte die mit dem Panamakanal wichtigste Schifffahrtsrinne der Welt. Hunderte Schiffe stauten sich in beiden Fahrtrichtungen und auf ihnen tausende von Displays, Projektoren und LED-Modulen.

Stau vor Shanghai am 27. April (Screenshot Marinetraffic.com)
Stau vor Shanghai am 27. April (Screenshot Marinetraffic.com)

Seit einem Jahr sind die weltweiten Lieferketten aus dem Takt gekommen, ob IT, Digital Signage oder Autos. Eine Vielzahl von Faktoren – neben der Ever-Given-Havarie pandemiebedingte Produktionsausfälle in Asien und seit einigen Wochen komplette Lockdowns in China. Das Konzept von „Just in Time“ funktioniert nicht mehr.

Hersteller und Distributoren arbeiten seit zwölf Monaten von Tag zu Tag. „Unregelmäßigkeiten sind die Regel“, so Christine Peters von Ingram Micro im invidis-Gespräch. „Unsere Hoffnung war, dass mit dem Abklingen der Pandemie die Lieferketten wieder funktionieren, mit einer Warenverfügbarkeit auf Vorkrisenniveau. Doch es kam anders, nun haben wir Pandemie plus Krieg und die Lieferketten sind angespannter als je zuvor“.

Hapag Lloyd Container - Symbolfoto (Foto: Hapag Lloyd)
Hapag Lloyd Container – Symbolfoto (Foto: Hapag Lloyd)

Und nicht nur die Warenverfügbarkeit hat sich sichtbar verschlechtert, auch die volatile Preisentwicklung aufgrund hoher Transportkosten erschwert das Tagesgeschäft. Doch trotz der negativen Rahmenbedingungen verzeichnete Ingram Micro mit Displays und Digital Signage-Produkten 2022 ein sehr gutes Jahr. „Die vielen Krisen und Herausforderungen spiegeln sich nicht in unseren Zahlen wider.“

Es zeichnet sich jedoch ein ungewohnt diffuses Bild ab. „Weder die Verfügbarkeit der Hauptpanelgrößen noch die Lieferzusagen der einzelnen Hersteller sind komplett zuverlässig planbar. Es gibt viele Herausforderungen, aber in Summe sind wir gut unterwegs.“ Im Tagesgeschäft versucht Ingram Micro, die Wellen vorausschauend und in enger Abstimmung mit den Herstellern zu managen. „Mal kann der eine Hersteller, mal der andere besser liefern.“

Neben der schwankenden Verfügbarkeiten sorgen Christine Peters steigende Preise. „Einige Hersteller haben die Listenpreise massiv angezogen. Wir versuchen, diese Preissteigerungen in Projekten so moderat wie möglich zu gestalten. Langfristige Preisgarantien sind jedoch kaum möglich.“ Es ist viel zusätzliche Koordination nötig, und selbst damit lässt sich nicht alles regeln: „Bei Großprojekten mit Komplettabruf fehlen manchmal nur zwei Kleinteile, aber diese blockieren die komplette Auslieferung. Hier arbeiten wir herstellerübergreifend an flexiblen Lösungen, um die Projekte so schnell und zuverlässig wie möglich zum Abschluss zu bringen.“

Lieferengpässe: „Die Lieferketten sind nachhaltig ins Stocken geraten“

Weiterer Jahresausblick 2022

Prinzipiell beobachtet Ingram Micro einen Trend zu mehr Projektgeschäft.

Ingram Micro übernimmt dabei immer mehr Value Add Services. „Wir sind nicht nur der Logistikdienstleister für Displays und Digital Signage, sondern wir liefern Komplett- und Finanzierungslösungen im Auftrag unserer Partner.“

Das Ingram Micro Deutschland-Team von Christine Peters umfasst 27 Mitarbeiter*innen, die sich erfolgreich um Business Management, Purchasing und Sales von Displays, Projektoren, Halterungen und Zubehör für Display- und LED-Anwendungen kümmern. Das Ingram Micro Display & Digital Signage-Team ist damit für 2022 sehr gut aufgestellt.

Das abgelaufene Q1 hat Ingram Micro trotz aller Widrigkeiten sehr gut abgeschlossen. „Das Q2 startete zunächst durch Ostern erwartungsgemäß etwas ruhiger. Aktuell macht sich auch die Schließung der Häfen in China bemerkbar. Dadurch können sich Auslieferungen verschieben.“ Die Erwartungen für das laufende Jahr sind sehr gut, wirkliche Planbarkeit ist in Zeiten wie diesen jedoch schwierig.

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