Invidis: Michaela, wie kam es zur Gründung des Avixa Women’s Council DACH?
Michaela Hirsch: Im vergangenen Jahr hatten Simone Freund von Legrand AV, Nicole Kowalski von AVI-SPL Deutschland und ich die Idee, uns grundsätzlich in der Richtung zu engagieren. Dann hörten wir uns um, in welcher Form das am besten möglich wäre. Schließlich machte man uns auf das Avixa Women’s Council aufmerksam, und im Dezember 2021 gründeten wir die DACH-Gruppe.
Das Avixa Women’s Council
Das Avixa Women’s Council hat es sich zum Ziel gesetzt, Frauen in der Technologie- und AV-Industrie zu unterstützen und zu fördern. Die Local Groups – in Europa präsent in UK, Italien und Deutschland – treffen sich regelmäßig, um sich gegenseitig zu unterstützen und zu netzwerken. Die Schwerpunkte und Ziele der jeweiligen Gruppen unterscheiden sich – je nach den lokalen und landesspezifischen Bedürfnissen.
Gab es bei dir einen speziellen Anlass, dass du dich für dieses Thema einsetzen willst?
Ich persönlich habe mich nie ungerecht behandelt gefühlt. Es waren mehr die kleinen Dinge, die sich aufaddieren. Zum Beispiel wenn man von einer weiblichen Führungskraft hört, die gefragt wird: „Musst du das wirklich machen? Du hast doch einen Mann, der gut verdient.“ Und bei Meetings werden doch meistens die Frauen zum Kaffeeholen geschickt.
Wie schätzt du den Frauenanteil in der AV-Branche ein?
Ich bin seit 2000 in der IT-Branche und seit 2014 in der AV-Industrie. Und hier muss man deutlich sagen: In der IT ist der Männer-Frauen-Anteil ziemlich ausgeglichen. Im Gegensatz dazu ist er bei AV unglaublich gering. Auf Events merkt man, dass wir Frauen uns instinktiv zusammenrotten. Weil wir so wenige sind.
In den Führungsebenen sind Frauen wahrscheinlich noch weniger vertreten, oder?
Genau. Die Gründe dafür sind aus meiner Sicht vielfältig. Zum Beispiel ist es so, dass Frauen von sich aus eher Assistenzpositionen einnehmen. Viele trauen sich Führungsrollen einfach nicht zu.
Was wollt ihr mit eurer Arbeit im Avixa Women’s Council erreichen?
Hier ergänzt sich unser Gründungstrio gut. Ich persönlich möchte Frauen in unserer Branche mehr Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit vermitteln. Nicole will vor allem einen Raum für Netzwerken schaffen, Simone liegt der Nachwuchs am Herzen. Somit sprechen wir Frauen – und Männer – mit unterschiedlichen Zielen an.
Es sind auch Männer im Women’s Council vertreten?
Ja, und das ist uns auch sehr wichtig! Wir wollen schließlich nicht das Frauen-gegen-Männer-Spiel spielen. Wir wollen ins Gespräch gehen, wollen Frauen supporten. Um die gesamte Industrie voranzubringen. Schlussendlich stehen wir für eine vielfältige, diverse Branche. Somit sind völlig unabhängig vom Geschlecht alle bei uns willkommen.
Wie viele Mitglieder hat die DACH-Gruppe zurzeit?
Im Moment sind wir knapp über 50 Mitglieder. Auf der ISE treffen wir uns das erste Mal persönlich. Denn dort halten wir unser erstes Council-Treffen ab. Hier sind alle, die Mitglied werden wollen oder sich einfach nur für unsere Arbeit interessieren, herzlich eingeladen.
Council-Treffen auf der ISE
Das Council-Treffen des Avixa Women’s Council DACH findet am Donnerstag, den 12.5. im Rahmen der ISE in Barcelona statt. Von 12 bis 14 Uhr treffen sich alle Interessierten in Raum 3.13 A in CC3. Auf der Website von Avixa können sich Interessierte anmelden.
Was sind eure nächsten konkreten Ziele?
Wir konzentrieren uns erst einmal darauf, uns bekannter zu machen und Mitglieder zu werben. Eine erfahrene Beraterin empfahl uns, es langsam anzugehen. Wenn man sich zu viel vornimmt und das nicht schafft, ist man enttäuscht, und das Projekt gerät in Gefahr.
Was könnt ihr – und die Branche im Allgemeinen – unternehmen, um Frauen mehr Sichtbarkeit zu verschaffen?
Wir müssen generell den Führungskräften – also vorwiegend den Männern – die Kompetenzen vermitteln, potenzielle weibliche Führungskräfte zu erkennen und zu fördern. Bekanntlich befördert man eher Personen in Leitungspositionen, die einem ähneln. Und es ist unser Job, klarzumachen: Frauen führen anders, aber nicht schlechter.
Wie sieht es mit der Nachwuchsarbeit aus?
Das ist auch ein wichtiges Ziel. Langfristig haben wir vor, in die Universitäten, in die Schulen zu gehen. Wir wollen jungen Frauen die Faszination für Ingenieurswesen, für die gesamte AV-Branche näherbringen. Und auch das ist wiederum für die ganze Branche gut. Beim heutigen Personalmangel kann es sich keine Branche leisten, die Hälfte der Talente links liegen zu lassen.