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Interview

Gestensteuerung ergänzt Touchscreens

Ultraleap will mit Gesture Control den OoH-Markt aufmischen: Bessere Hygiene-Bedingungen und neue User-Erlebnisse sollen dadurch entstehen. invidis sprach mit Dean Kendall, OoH Product Manager bei Ultraleap.
Keinen Screen mehr anfassen: Gestensteuerung ergänzt den Touchscreen bei Ultraleap über einen Infrarot-Sensor - in diesem Fall auf dem Screen. (Foto: Ultraleap)
Keinen Screen mehr anfassen: Gestensteuerung ergänzt den Touchscreen bei Ultraleap über einen Infrarot-Sensor – in diesem Fall auf dem Screen. (Foto: Ultraleap)

Die Pandemie war der größte Treiber der Gestensteuerung. Doch der britische Anbieter Ultraleap will damit nicht nur Hygienebedenken bei Touchscreens beseitigen: Mit seiner Touchless Technology will er auch passive LFDs interaktiv machen – eine Revolution für OoH, denn Touch-Interaktion hat Größenlimits. Was genau die Ultraleap-Technologie von anderen Herstellern unterscheidet, fragten wir Dean Kendall, den Product Manager für OoH-Software-Lösungen bei Ultraleap. Er erzählte invidis auch, wie er die Zukunft von Gestensteuerung im QSR- und Retail-Bereich einschätzt.

Touchfree mit Infrarot

Touchfree heißt die Applikation, die Ultraleap 2020 auf den Markt brachte. Sie vereint sowohl die Software als auch die Hardware, die passive Displays oder Touchscreens für die Gestensteuerung aufrüsten. Ein wichtiges Feature: Für die Erkennung der Handbewegungen verwendet Ultraleap eine Infrarot-Kamera. Durch diese Art von Sensor funktioniert Touchfree auch mit Prozessoren der älteren Generation, wie i3 oder i5, erklärt Dean Kendall. Die meisten Kunden hätten keine High-End-PCs und auch kein Interesse, das zu ändern: „Die Brands wollen ihr Equipment nicht hochrüsten“, sagt er. Ein weiterer Vorteil des Sensors ist laut Dean Kendall, dass Infrarot unter verschiedenen Lichtbedingungen alle 27 Knochen und Gelenke erkennt.

Für den OoH-Sektor besonders spannend: Die Kamera muss nicht direkt am Screen angebracht werden, sondern kann auch in einer separaten Box in mehreren Metern Entfernung vor dem Screen platziert werden. User könnten so plötzlich mit riesigen Screens interagieren – ein neues Kundenerlebnis beispielsweise im Retail.

Die Ultraleap-Technologie ist so programmiert, dass sie auf drei Standardgesten reagiert. Die Software lässt sich auch um weitere Gesten erweitern. (Foto: Ultraleap)Die Ultraleap-Technologie ist so programmiert, dass sie auf drei Standardgesten reagiert. Die Software lässt sich auch um weitere Gesten erweitern. (Foto: Ultraleap)
Die Ultraleap-Technologie ist so programmiert, dass sie auf drei Standardgesten reagiert. Die Software lässt sich auch um weitere Gesten erweitern. (Foto: Ultraleap)

Auswählen, Swipen, Rotieren

Die große Mehrheit der User kennt Gestensteuerung noch nicht in der Praxis. Dass User mit zu vielen Steuerungsoptionen überfordert sind, hat auch Dean Kendall festgestellt. In der Ultraleap-Software gibt es daher drei Standard-Gesten: Auswählen, Swipen und Rotieren. Diese sollten User bereits vom Touchscreen kennen. Dean Kendall nennt sie „Off-the-Shelve Gestures“. Für Kunden, die mehr Gesten einführen möchten, stellt Ultraleap die Daten und das Software Development Kit zur Verfügung. Dies mache zum Beispiel für den Automotive-Bereich Sinn, wo Screens von einer kleinen User-Base bedient werden – für OoH sieht er hier noch keinen Bedarf.

Ultraleap ist es wichtig, Touch nicht abzulösen, sondern zu ergänzen. Ist die Touchfree-Software auf einem gewöhnlichen Touchscreen installiert, haben Nutzer immer noch die Möglichkeit, den Screen zu berühren, sagt Dean Kendall. Diese Simultan-Nutzung sei ein wichtiges Feature, während sich die Leute noch an Gestensteuerung gewöhnen. Außerdem solle man User auf die Funktion hinweisen: Bei einem Pilotprojekt an einem Pepsico-Bestellterminal bei KFC Polen konnte Ultraleap das beispielsweise via Screensaver-Motiv lösen.

Mehr Hygiene, mehr Upselling

Gestensteuerung schlägt Touch-Technologie vor allem in einem Punkt: der Hygiene-Freundlichkeit. Nachteile jedoch sind: Sie ist langsamer und vielen Nutzern unbekannt. Doch Hygiene bleibt auch nach der Pandemie ein wichtiger Faktor: Laut einer Studie, die Ultraleap über vier Länder hinweg führte, machen sich 52 Prozent der Befragten Sorgen um Schmutz, Viren und Bakterien auf der Screen-Oberfläche.

Im QSR-Sektor ist das ein ausschlaggebender Faktor: Kunden wollen keine Screens anfassen, bevor sie mit den Händen essen, solange sie es vermeiden können. Bei QSR sieht Dean Kendall deshalb aktuell die größte Nachfrage im OoH-Segment. Für QSR-Konzerne habe Gestensteuerung großes Potenzial zum Upselling: So könne man auch die letzten Skeptiker vom Counter zum Order Terminal bewegen, das bekanntlich den Umsatz steigert.

Der Markt tastet sich gerade an die neue Technologie heran: Neben dem Pilotprojekt mit Pepsico kündigte Ultraleap auf der diesjährigen Infocomm eine Partnerschaft mit Brightsign an: Mit dem Mediaplayer der Serie XT1144 können Kunden jetzt auch die Ultraleap-Technologie nutzen.

Touch-Alternativen – Nicht entweder oder, sondern beides

Gestensteuerung galt lange als Spielerei und somit kaum für geschäftskritische Digital Signage Use-Cases einsetzbar. Doch die neuste Generation der Lösungen von Ultraleap, Ameria und Air-X Touch (interessanterweise alles Anbieter aus Europa) sind ausgereift und für den Produktiveinsatz einsetzbar. Insbesondere seit der Pandemie schätzen Verbraucher es, wenn sie eine Interaktionsalternative zu Touchscreens bekommen.

Wichtigster Use-Case sind QSR-Order-Terminals bei McDonalds, Burger King, KFC & Co. Die Kioskterminals sind omnipräsent und geschäftskritisch für die Betreiber, denn kein Mitarbeiter beherrscht das „Upselling“ so gut wie die Digital Signage-Touchpoints. Zusätzlich zum Touchscreen ermöglichen Gesture-Control-Lösungen eine berührungsfreie Interaktion – nicht ganz unwichtig, da die Gäste ein paar Minuten später mit ihren Händen Burger und Pommes konsumieren.

Aber Gestensteuerung bietet vielmehr als nur Touch-Alternative. Passive Displays im Retail oder DooH-Screens im öffentlichen Raum können in interaktive Touchpoints verwandelt werden. Allerdings sollte die Gestensteuerung einen Mehrwert für die Nutzer liefern: Ob Gamification am POS, am DooH-Screen oder als öffentliches Interface zum Metaverse – die natürliche Interaktion via Gesten macht Spaß und ist intuitiv.

Für Integratoren ist die Integration einfach: Die Anbieter liefern proprietäre Sensoren, Gestensteuerung-Plattform und fakultativ auch ein Digital Signage-CMS mit. Separate, hoch-performante Mediaplayer sind nicht mehr notwendig – Ultraleap und Ameria laufen auf Standard Digital Signage-Hardware.

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