Diversity

„Die Branche hat ein verzerrtes Selbstbild“

Der schwedische Integrator Visual Art besetzt viele seiner Führungspositionen mit Frauen. Für CCO und CMO Monika Lindquist muss die Branche insgesamt offener für Frauen auf C-Level werden.
"Für uns ist es wichtig, den Frauen die gleichen Chancen zu geben wie den Männern" - Monika Lindquist, CMO/CCO bei Visual Art. (Foto: Visual Art)
„Für uns ist es wichtig, den Frauen die gleichen Chancen zu geben wie den Männern“ – Monika Lindquist, CMO/CCO bei Visual Art. (Foto: Visual Art)

Männer in schwarzen Anzügen: Das war der Eindruck von Monika Lindquist, als sie ihre erste Digital Signage-Veranstaltung besuchte.

Seit 2019 arbeitet die zweifache Mutter für den europaweit tätigen Integrator Visual Art aus Schweden. Dort zeichnet sie mittlerweile als CCO und CMO für alle Marketingaktivitäten verantwortlich – und sieht langsam Änderungen in der Gleichstellung von Mann und Frau: „Dieses Jahr auf der ISE und dem DSS Europe hat man zum ersten Mal mehr Frauen gesehen, die nicht nur Assistenz-Stellen, sondern Führungspositionen innehatten“, beschreibt sie im invidis-Gespräch.

Weibliche CFO gesucht

Mit Lisa Hemström, Sales Director Schweden, Maike Frölich, Country Manager Germany, Anne-Mette Sørum, Country Manager Norway und Sofie Norrmen, Director of Quality and Business Development, sind neben Monika Lindquist vier weitere Frauen auf Managementlevel bei Visual Art vertreten.

Und es sind noch mehr geplant: Zurzeit besetzt das Unternehmen die CFO-Position neu. Das Ziel: Die Stelle mit einer Frau zu besetzen. Viele CFOs sind Männer – und die wenigen Frauen, die in diesem Bereich tätig sind, sind Spitzenkräfte, die auch ein höheres Gehalt als das vorgesehene erhalten können. „Für uns ist es wichtig, den Frauen die gleichen Chancen zu geben wie den Männern – wobei natürlich die am besten geeignete Person den Job bekommt“, sagt Monika Lindquist.

Kein Paygap, Eltern-freundliche Arbeitsmodelle

Um einen hohen Frauenanteil zu gewährleisten und Visual Art als attraktiven Arbeitgeber in Stellung zu bringen, hat der Integrator verschiedene Maßnahmen umgesetzt: Bei Bewerbungen kommen mindestens 50 Prozent Frauen in die engere Auswahl. Laut Monika Lindquist besteht kein Paygap, auch nicht in der Führungsetage.

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Zudem bietet das Unternehmen Kinder-Krankheitstage und ist offen für flexible Arbeitsmodelle für Eltern. „Unser CEO Pontus Meijer geht mit gutem Beispiel voran und weiß, wie wichtig die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist – sowohl für Männer als auch für Frauen“, betont Monika Lindquist.

Frauen helfen, Dinge zu ändern

Maßnahmen, die mit Erfolg einhergehen: Für das nächste Jahr peilt Visual Art ein Wachstum von 25 Prozent an – organisch, trotz der beginnenden Rezession. Den Erfolg verbindet Monika Lindquist mit einem speziellen Mindset – einem, dass traditionelle Verständnisse hinter sich lässt, sowohl was die Geschlechter als auch was die Branche selbst angeht. „Aus meiner Sicht hat die Digital Signage-Industrie ein verzerrtes Selbstbild.“ Viele setzen ins Zentrum ihres Denkens und Handelns die Hardware. Doch das sei schon lange nicht mehr zeitgemäß: „Der Schlüssel zum Erfolg sind Lösungen, die dem Kunden einen echten Mehrwert bieten. Die Hardware ist dient dabei als Kommunikationskanal.“

Hier würden Frauen helfen, neue Denkweisen in die Unternehmen zu tragen. Denn die braucht es grundsätzlich – jenseits von Frauenanteilen und Quoten. Die beste Vertriebskraft bei Visual Art sei beispielsweise ein Quereinsteiger. „Oft ist unsere Industrie zu sehr auf Selbsterhaltung ausgelegt“, erklärt die Visual-Art-Führungskraft. Dadurch wird versäumt, andere Perspektiven zuzulassen und notwendige Änderungen anzugehen.

In zwei Jahren erste weibliche CEO

Doch es bewegt sich die etwas. „In zwei Jahren werden wir die erste Frau als CEO in der europaweiten Digital Signage-Industrie sehen“, prognostiziert Monika Lindquist. Daraus wird sich wiederum eine weitere Dynamik ergeben. Denn noch ist es so, dass Frauen eher von Frauen in Führungspositionen gebracht werden.

Doch Monika Lindquist ist überzeugt, dass das die Branche voranbringt. „Frauen werden die bestehenden Strategien hinterfragen und positiv verändern.“ Unternehmen mit weiblichen Führungskräften werden wachsen – nicht aufgrund der Frauen, sondern dem Mindset, das dahintersteht.

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