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Studie

Elektroschrott größtes ökologisches Problem

Laut einer aktuellen TÜV-Studie sehen fast 80% deutscher Unternehmen Elektroschrott als größtes ökologisches Problem. Auch müssen Rechenzentren energieeffizienter werden. Die Digital Signage Branche ist keine Ausnahme und muss dringend einfacher reparierbare Displays und effizienteren Betreibermodelle anbieten. Für die ISE werden erste Ansätze im Markt erwartet.
Green Signage und Circular Economy (Foto: Josh Power / Unsplash)
Green Signage und Circular Economy (Foto: Josh Power / Unsplash)

Die Digitalisierung nachhaltiger gestalten. Und die Nachhaltigkeit von Unternehmen mit Hilfe digitaler Technologien vorantreiben. Beide Themen sollten aus Sicht der deutschen Wirtschaft gleichzeitig vorangetrieben werden. Fast vier von fünf Unternehmen in Deutschland stimmen der Aussage zu, dass Rechenzentren und digitale Endgeräte dringend ressourcenschonender werden müssen (78 Prozent). Und 81 Prozent sehen in der Zunahme von digitalen Endgeräten wie Digital Signage Screens und somit Elektroschrott ein großes ökologisches Problem. Das hat eine repräsentative Ipsos-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 504 Unternehmen ab 25 Mitarbeitenden ergeben.

„Digitale Technologien treiben nachhaltiges Wirtschaften voran, sind aber auch eine enorme Belastung für Umwelt und Klima“, sagt Juliane Petrich, Referentin für Politik und Nachhaltigkeit beim TÜV-Verband. „Die energiehungrigen Rechenzentren müssen effizienter sowie Endgeräte ressourcenschonender und langlebiger werden.“

Green Signage auf der ISE 2023

Ob ePaper Displays, einfacher reparierbare Hardware, offene Hardware-Schnittstellen für Leasingunternehmen oder Cloudressourcen-effizientere CMS-Plattformen – Aussteller auf der ISE werden erste Green Signage Ansätze präsentieren. Auch invidis wird auf der DSS am 01.02. neue Insights und Entwicklungen rund um Digital Signage Nachhaltigkeit präsentieren.

Digitale Produkte nachhaltiger gestalten

Die Umfrage verdeutlicht die ökologischen Spannungsfelder der Digitalisierung: Rechenzentren, Kommunikationsinfrastrukturen und die steigende Anzahl an Endgeräten benötigen immer mehr Energie und knappe Rohstoffe. „Die zentrale Herausforderung besteht darin, den digitalen Wandel so zu gestalten, dass er zum Treiber für eine nachhaltige Zukunft wird und ökologische Krisen nicht weiter verschärft“, sagt Petrich. Um den CO2-Fußabdruck und den Kühlaufwand großer Serverfarmen zu senken, müssten bereits bei der Standortwahl und für den Bau von Rechenzentren strenge Kriterien gelten. „Die Abwärmenutzung muss geregelt und der Energiebedarf weitgehend aus erneuerbaren Quellen gedeckt werden“, so Petrich.

DooH: Broadsign wird klimaneutral

Der kanadische DooH-Plattformanbieter hat in einer aufwändigen Analyse den CO2 Fußabdruck seiner Aktivitäten ermitteln lassen. Ein erster Schritt zur Klimaneutralität ist nun der Ausgleich von Treibhausgasemissionen, mittelfristig muss die Vermeidung von CO2-Ausstoß im Fokus stehen. Die Out-of-Home Branche steht unter öffentlichen Druck und mit ihr ihre Lieferanten.

Software-Anbieter sind in einer verhältnismäßigen komfortablen Position wenn es CO2-Emissionen geht. Auch wenn der Betrieb von Cloudservern energieintensiv ist, so haben die großen Cloudinfrastrukturbetreiber wie AWS, Microsoft und Google das Thema Reduzierung des CO2-Ausstoß schon optimiert. Und Software-Entwicklung und der Betrieb eines Softwareunternehmens ist bis auf Reisetätigkeit emittiert relativ wenig CO2.

Doch die Kunden von Broadsign – große DooH Netzwerkbetreiber – stehen mit großformatigen LED und Displays im öffentlichen Raum unter einem ganz anderen öffentlichen Druck. Die politischen Diskussionen und die kurzfristigen Betriebsverbote in Europa im Rahmen der Energiekrise im Herbst 2023 haben das offensichtlich gezeigt.

Ein weiteres Problem sieht der TÜV-Verband im enormen Verbrauch und der kurzen Lebensdauer elektronischer Geräte. „Für Hardware müssen schon bei der Produktentwicklung Nachhaltigkeitsanforderungen gelten“, sagt Petrich. „Unter anderem sollten Zielwerte für recycelbare Anteile und die Lebensdauer eines Produkts gesetzlich festgelegt werden.“ Zudem sollten in einer funktionierenden Kreislaufwirtschaft Produkte repariert werden können, um ihre Haltbarkeit zu verlängern. „Eindeutige Hinweise wie ein ‚Ready for Repair‘ Zeichen könnten Kaufentscheidungen im Sinne der Nachhaltigkeit erleichtern“, sagt Petrich. „Mit einem Prüfzeichen versehene Produkte müssten spezifische Anforderungen erfüllen wie zum Beispiel das Vorhalten von Ersatzteilen, den einfachen Austausch von Komponenten oder garantierte Software-Updates.“

Wichtig sei zudem der einfache Zugang zu Reparaturmöglichkeiten. Reparaturen sollten deshalb von qualifizierten freien Werkstätten und nicht allein von eigenen oder autorisierten Werkstätten der Hersteller und Händler durchgeführt werden können.

Künstliche Intelligenz unter Nachhaltigkeitsaspekten betrachten

Nicht zuletzt müssen aus Sicht des TÜV-Verbands auch besonders rechenintensive Technologien wie Künstliche Intelligenz unter Nachhaltigkeitsaspekten betrachtet werden. „KI-Modelle, die mit großen Datenmengen arbeiten, verbrauchen viel Energie. Aktuell macht allerdings kaum ein Unternehmen den CO2-Ausstoß der Anwendungen transparent“, sagt Petrich. „In Zukunft sollte der Energieverbrauch bei der Entwicklung großer KI-Systeme dokumentiert werden müssen.“ Lösungen für eine energieeffiziente KI-Modellierung stehen heute schon bereit. Petrich: „Komplexe KI-Systeme sollten trainiert werden, wenn viel erneuerbare Energien zur Verfügung stehen. Bei Knappheit können Trainingspausen eingelegt werden, um nicht auf fossile Energieträger ausweichen zu müssen.“