Auf den ersten Blick sind kaum noch neue Display-Entwicklungen zu erwarten. Größere Bildschirmdiagonalen sind technisch und logistisch nicht machbar, höhere Auflösung (8K) politisch wegen Energieverbrauch in der EU nicht gewollt – und im Alltag für den Großteil der Digital Signage Projekte auch nicht notwendig. LCD-Displays sind schon extrem dünn, auch wenn Samsung eingeladenen Partnern auf der ISE eine noch flachere LCD-Serie mit 40 Prozent geringerer Bautiefe präsentierte. Sony bietet zukünftig Displaybezel aus 99 Prozent recyceltem Plastik an, ähnlich auch bei Samsung, das die Nachhaltigkeit in den Vordergrund des ISE-Auftrittes stellte.
Weiter warten muss die Branche auf lokal-dimmbare und deshalb energiesparsame LCD-Displays mit MicroLED Backlights. Auch Ankündigungen zur LCD-Weiterentwicklung Quantum Dot (wie Samsung QLED) fehlten auf der ISE.
E-Paper – Vollfarbig, nachhaltig und leicht
Wirklich spannend und innovativ ist es zur Zeit jenseits der Standard-Lösungen. Am weitesten sind vollfarbige E-Paper-Displays, die klassische LCD-Displays bei Digital-Poster-Anwendungen ersetzen können. PPDS zeigte am ISE-Stand die neue Philips Tableaux-Serie, ein E-Paper Display mit 60.000 Farben, das optisch überzeugen konnte. PPDS nennt die neue Displaykategorie „Zero-Power“, da bi-stabile E-Paper Displays nur beim Motivwechsel sehr geringe Energie benötigen. Auch Sharp/NEC präsentierte auf der ISE E-Paper-basierte Farbdisplays, allerdings handelte es sich dabei noch um Prototypen.
Im Rahmen von Nachhaltigkeitsinitiativen könnten E-Paper-Displays insbesondere im Retail schnell an Bedeutung gewinnen. Für Bewegtbild-Content ist die Technologie allerdings nicht geeignet. Es ist trotzdem davon auszugehen, dass die von ESL bekannte Technologie im Lebensmitteleinzelhandel auch bei Digital-Poster-Touchpoints schnell an Bedeutung gewinnen kann.
BOE Reflektiv-LCD – Niedrigenergie-Displays für DooH und ÖPNV
Noch unter dem Radar der meisten ISE-Besucher präsentierte der chinesische Displayriese BOE mit reflektiven LCD-Displays eine neue, sehr innovative Displaykategorie. Die sehr dünnen reflektiven LCD-Displays kommen ohne ein energiehungriges Backlight aus, dem größten Energieverbraucher von LCD-Displays.
Reflektierende LCDs nutzen das Umgebungslicht von einer frontalen Quelle, normalerweise das Umgebungslicht. Transmissive Displays dagegen nutzen LED-Hintergrundbeleuchtung, um die Oberfläche zu beleuchten. Mit einer Kombination aus reflektierenden und transmissiven Eigenschaften kann ein transflektives LCD – wie sie auch schon LG für sonnenlichttaugliche Displays eingesetzt hat – gleichzeitig das Umgebungslicht und die LED-Hintergrundbeleuchtung nutzen.
BOE bietet die neuen Displaytechnologien bereits bis zu einer Bildschirmgrößte von 42 Zoll seinen Kunden an. Der Clou: Der Energieverbrauch für das auf der ISE ausgestellte 38,2-Zoll-Full-HD Display liegt bei nur 8 Watt. Im Gegensatz zu E-Paper können reflektive LCDs auch Bewegtbildcontent anzeigen und sind damit auch für DooH-Anwendungen interessant. Wenn das Tageslicht nicht mehr ausreicht, sorgt ein vorderes Edge-Light für Sichtbarkeit. Neben DooH sieht BOE insbesondere Transit-Anwendungen (ÖPNV) als ideale Einsatzszenarien an, denn die Displays können per Solarzellen mit ausreichend Strom versorgt werden.
AUO Art – Die Kunst der Antireflexion
Während BOE mit Umgebungslicht-Reflexionen die Digital Signage-Branche revolutionieren möchte, hat AUO die Antireflexion zur Kunst entwickelt. Der taiwanesische Displayanbieter zeigte in Barcelona LCD-Displays mit Art – das steht für Advanced Reflectionless Technology. Mit AI-Unterstützung und einer speziellen Oberflächenbeschichtung zeigen die Displays Kunstwerke ohne Bildverzerrung und Reflexion. Diese Displays stellen digitale Bilder bis hin zu den feinsten Pinselstrichen, subtilen Tönen und Texturen naturgetreu dar, ohne das Werk zu verändern, und präsentieren es so, wie es der Künstler beabsichtigt hat.
Die kontinuierlich auf die aktuellen Lichtverhältnisse angepasste Bilddarstellung ist absolut faszinierend, und mit Holzrahmen wirken die Kunstwerke wie im Museum. Die Displays sind als quadratische Displays mit 17 Zoll und im regulären Digital Signage-Seitenverhältnis in 32 Zoll und 85 Zoll verfügbar. Beim Geschäftsmodell setzt AUO auf ein Abonnementmodell in Zusammenarbeit mit weltberühmten Museen und Blockchain-Technologie.