invidis: Herr Kürten, Ihr Unternehmen Kürten & Lechner gehört zu den führenden POS-Druckdienstleistern in Deutschland. Seit einiger Zeit beschäftigen Sie sich auch mit Digital Signage. Warum?
Rolf Kürten: Als Druckdienstleister hat Kürten & Lechner sich immer weiterentwickelt und in neue Technologien investiert, zuletzt vom Siebdruck hin zum Digitaldruck. Irgendwann hat uns Media Frankfurt gebeten, einen Leuchtkasten für Drucke am Frankfurter Flughafen abzubauen. Er wurde durch einen digitalen Screen ersetzt – das hat uns aufgeschreckt. Hier wurde eine von uns hart erkämpfte Position abgebaut. Uns wurde klar: In das Medium, das uns dort substituiert hat, wollen wir rein. Daraus entstand die Business Unit KL Digital.
Welche Vorteile ergeben sich aus dem zusätzlichen Angebot?
Als POS-Druckerei brauchen Sie das Besondere. Wenn Sie sagen: Ich drucke schöner, billiger und flexibler – das behauptet jeder von sich, so werden Sie ersetzbar. Wer dagegen sagt, ich kann digital, ist vorn mit dabei.
Wie stattet man den POS am besten mit Druck und Digital Signage aus?
Die richtige Balance ist entscheidend. Bei Digital Signage haben wir in den vergangenen Jahren einen Hype gesehen, der sich nun wieder zurückbildet. Wir haben zum Beispiel Banken, die sich aus Digital Signage wieder zurückziehen. Hier befinden sich die Kunden und die Integratoren in einer gemeinsamen Lernkurve.
Wie sehen Sie grundsätzlich die Entwicklung der Kommunikation am Point of Sale und im Retail?
Der Mensch ist darauf ausgelegt, auszugrenzen. Wir müssen wieder lernen, wie Werbung richtig wirkt. Das beinhaltet auch, Ruhe hineinzubringen. Je nach Zielgruppe sollten aus unserer Sicht 80 Prozent des Verkaufsraums analog gestaltet werden. Insgesamt wird sowohl beim Druck als auch bei Digital Signage die Wertigkeit in den Vordergrund treten.
Digital Signage ist also auch aus ihrem Portfolio nicht mehr wegzudenken?
Nein. Covid-19 und die Energiekrise haben das Digital Signage-Thema stark gebremst, aber der Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Insgesamt geht es schneller als gedacht.
Über Kürten & Lechner
Kürten & Lechner ist einer der führenden POS-Druckereien Deutschlands. Mehr als 300 Mitarbeiter sind am Unternehmenssitz in Bergisch Gladbach tätig. Die Historie geht bis ins Jahr 1896 zurück, seither befindet sich die Druckerei in Familienbesitz. Rolf Kürten übernahm 1996 in der vierten Generation die Geschäftsführung.
Welchen Anteil am Gesamtgeschäft erbringt KL Digital?
Erst einmal: Die Abteilung trägt sich, und das ist wichtig. Wir sind auf einem guten Weg, mit KL Digital 10 Prozent des Gesamtumsatzes zu erreichen. Doch reine Zahlenvergleiche sind hier schwierig. Die Rendite bei Druck und Digital Signage ist sehr unterschiedlich.
Was war die größte Herausforderung beim Aufbau der Business Unit?
Die größte Herausforderung ist es, das richtige Personal zu finden. Denn die größte Investition bei einer derartigen Abteilung sind die Mitarbeiter. Es geht darum, Know-how und Redundanz aufzubauen. Nun sind wir unter der Leitung von Christian Schmäling sehr gut aufgestellt.
Welche Eigenschaften bringen Sie als Kürten & Lechner für Digital Signage-Installationen mit?
Mit mehr als 70 Mitarbeitern im Projektmanagement haben wir das Know-how, uns schnell in neue Techniken und Applikationen einzuarbeiten und im Projekt die Helikopterperspektive einzunehmen. Und natürlich können wir mit unserer Kompetenz am Point of Sale punkten.
Wie sehen Sie die Position der Sparte in Zukunft?
Ich erwarte, dass wir mit KL Digital in den nächsten Jahren bei 25 Prozent Umsatzanteil landen.
Für Kürten & Lechner also eine Abteilung mit viel Potenzial?
Die erwähnten zehn Prozent Umsatz bilden nicht ab, wie wichtig KL Digital für Kürten & Lechner ist. Digital Signage zieht die Kunden an – das bemerkt man zum Beispiel auf Messen. Mittlerweile hat das die gesamte Mannschafft gelernt. Seit der Euroshop ist das KL-Druck-Team mit Digital Signage infiziert. Dadurch können wir unseren USP viel besser herausstellen. Digital Signage und Druck tun sich gut.