Bei der zweiten Keynote des DSSE 2023 liefen die Dinge etwas anderes. Stefan Schieker und Florian Rotberg wählten einen neuen Ansatz: Beim Wake-up-Call diskutierten sie Schwächen und Herausforderungen der Branche, die angegangen werden müssen – auch anhand von „Worst-Practice-Beispielen“.
Dabei war es den invidis-Experten wichtig zu betonen, dass es nicht darum ging, einzelne Unternehmen an den Pranger zu stellen. Vielmehr wollten sie anhand der Beispiele Trends in der Industrie illustrieren – schlechte Gewohnheiten, die abgestellt werden müssen, um die Branche als Ganzes voranzubringen.
Es ging um Probleme, die invidis weltweit immer wieder an zahlreichen Touchpoints beobachten konnte. Zu viele unterdurchschnittliche Installationen befinden sich dort draußen, bei denen Digital Signage keinen Mehrwert bietet – und somit irgendwann für die Kunden nicht mehr interessant ist.
Lost on Connectivity
Gute Infrastruktur mit kontinuierlicher Konnektivität ist mittlerweile Pflicht. Zu viele Screens verlieren im wahrsten Sinne des Wortes den Anschluss – in wenigen Fällen wird das mit einer Message wie „Connectivity Lost“ auch deutlich sichtbar.
Auch Screens, die schlecht platziert sind, müssen der Vergangenheit angehören. LED-Installationen, die weg von der Straße zeigen und vor denen ein Baum platziert ist, bewirken nichts anderes als Stromverschwendung.
Ein weiteres besonders drastisches, aber immer wiederkehrendes Beispiel sind Screens, an denen Informationen mit aufgeklebten Stickern verbessert. Das kehrt den Grundgedanken von Digital Signage, die Flexibilität, ins Absurde.
Der Content ist entscheidend
Auch das Problem von langweiligem, immer wiederkehrendem und somit irgendwann nichtssagenden Content wurde angesprochen. Inhalte für Digital Signage-Installationen müssen aktuell gehalten werden – und das bedeutet mehr Aufwand und Zeit. Es ist essenziell, dass Integratoren mit ihren Kunden diesen Zusatzposten besprechen, um eine langlebige Experience zu garantieren.
Und dann sind da noch die offensichtlichen Fehler, die Digital Signage in einem schlechten Licht dastehen lassen: Schwarze Screens, der immer noch vorkommende Blue Screen of Death und unschöne Kabelsalate dürfen in ordentlichen Digital Signage-Installationen nicht mehr vorkommen.
Green Signage ist Pflicht
Einen Fokus legten Florian Rotberg und Stefan Schieker auf Green Signage. Nachhaltige Lösungen sind kein Nice-to-Have mehr, sondern ein absolutes Muss.
Und hier müsse die gesamte Industrie noch viel schneller aus den Startlöchern kommen. Solange es noch Screens gebe, die in der Nacht durchlaufen, könne noch nicht einmal im Ansatz von einer nachhaltigen Industrie gesprochen werden.
Ebenso ist der Einsatz von Helligkeitssensoren Pflicht. Grell leuchtende Screens in der Nacht verstärken eine Anti-Haltung gegenüber Digital Signage, die sich in immer mehr Teilen der Öffentlichkeit – und auch der politischen Entscheider – ausbreitet. Um die Argumente auf ihrer Seite zu haben, muss die Industrie die Argumente ernst nehmen und Maßnahmen ergreifen, die wiederum Gegenargumente im öffentlichen Diskurs validieren.
Somit bleibt noch einiges zu tun, um Digital Signage auch für die Zukunft fit zu machen. Denn trotz guter Prognosen werden die Herausforderungen nicht weniger. Beispielsweise lockt das Wachstum auch große IT-Beratungsunternehmen wie Accenture an, die in einer anderen Liga als fast alle Digital Signage-Anbieter spielen. Auf solche Szenarien muss sich vorbereitet werden – oder wie Florian Rotberg es ausdrückte: „Wenn Sie Veränderung in Ihrem Unternehmen wollen, setzen Sie sie jetzt um. Nicht in ein paar Monaten, handeln Sie jetzt.“