Mitte des letzten Jahrzehnts stand Scala-Partner Beaver – bis heute einer der führenden britischen Digital Signage-Integratoren und seit 2019 als Trison UK tätig – mal wieder vor der Plattform-Entscheidung. Die in der eigenen Organisation vertraute Digital Signage-Plattform Scala lief nativ ausschließlich auf Windows. Doch um Kunden neue Innovationen und Hardware anzubieten, suchte der Beaver-Group-CEO und Mitgründer Peter Critchley nach Alternativen.
„Wir suchten nach einer modernen Cloud-basierten Plattform mit App-Approach“, resümiert der heutige Trison-UK-Geschäftsführer im invidis-Gespräch. „Google hatte 2015 gerade die erste Generation der Chromebox gelauncht. Uns gefiel die Cloud-Philosophie von Google – und dass es sich um einen Anbieter handelt, der als Weltkonzern zuverlässig eine Mission-Critical Digital Signage-Plattform liefern und unterstützen kann.“
Der erste Anlauf des Suchmaschinenkonzerns in die B2B-Welt basierte auf dedizierten Chrome Devices, unter anderem von Asus, Acer und HP. Mit der cloudbasierten, stabilen und sicheren Chrome-OS-Plattform eroberte Google in kurzer Zeit den nordamerikanischen Education-Markt. Der Kiosk- und Digital Signage-Markt sollte die nächste Erfolgsgeschichte werden. Doch der erste Versuch zum Markteintritt misslang – den wenigen Chromebox-Mediaplayern fehlten einige Digital Signage-relevante Features wie multiple Outputs,die Fähigkeit, mehrere Screens hintereinander zu schalten (Daisy-Chain), und Funktionen wie ein integrierter Remote-Desktop.
Trison UK & Google: „The ecosystem is as important as the CMS“
Von der Plattform überzeugt
Das Team um Peter Critchley ließ sich von den Unzulänglichkeiten der ersten Generation nicht abhalten. „Wir waren von der Plattform überzeugt und sahen das gewaltige Potenzial – und wir wussten, dass wir Google dabei unterstützen konnten. Die Google Admin Console gab uns differenzierte Steuerungsmöglichkeiten, und wir konnten so einfach wie noch nie vorher im Digital Signage-Markt die Devices ausrollen, betreiben und verwalten.“
Doch Peter Critchley war überzeugt, das sich die Zukunft für Digital Signage auch über die Device-Management-Plattform und nicht nur über das CMS entscheidet. „Im Markt herrscht bis heute der Irrglaube, das ein CMS den alleinigen Unterschied macht. Das Ökosystem ist genauso wichtig wie das CMS.“
Die Vorteile von Chrome OS gegenüber Windows sind heute aus Sicht von Trison UK aktueller denn je. „Als Digital Signage-Betriebssystem ist Chrome OS widerstandsfähig, performant, zuverlässig im Betrieb und bietet niedrige Einstiegs – sowie Betriebskosten.“
Die damaligen Digital Signage-Feature-Lücken der Google-Plattform – insbesondere im Content Management – füllte Beaver mit dem selbstentwickelten CMS Signage Ninja. „Den vorhandenen Content-Management-Systemen fehlte ein Großteil der von unseren Kunden geforderten Betriebsfunktionen und eine zunehmende Anzahl von Funktionen, die auf den damals verfügbaren CMS-Plattformen einfach nicht verfügbar waren“, erläutert Peter Critchley. „Also beschlossen wir, unsere eigene Plattform zu entwickeln – und seit Beginn des Projekts laufen zwischen 5.000 und 10.000 Google Chrome OS Digital Signage-Endpunkte auf unserer eigenen Plattform.“
Das CMS ist nicht nur bei Trison-UK-Kunden im Einsatz, sondern wird auch von anderen Partnern, unter anderem in Nordamerika eingesetzt.
Chrome OS auch auf Kiosk-Systemen
Neben Digital Signage sieht Google auch viel Potenzial als Betriebssystem für All-in-One-Kiosklösungen. Chrome OS Flex ist laut Google ein nachhaltiger Weg, um bestehende Geräte zu modernisieren oder neue Geräte von ihrem Standard-Betriebssystem auf eine cloudbasierte, schnelle und sichere Plattform und Betriebssystem umzustellen. HP bietet bereits eine Chrome-OS-basierte Kiosklösung an, als nächster folgt die AIO-Kiosklösung eines großen koreanischen Displayherstellers. Für Peter Critchley ist die Sache klar: „Der Kioskmarkt bietet enormes Potenzial für ein stabiles, sicheres und fernwartbares Betriebssystem wie Chrome OS.“
Enterprise vs. Consumer – Chrome OS vs. Android
In der Theorie ist die Arbeitsteilung ganz einfach – Android wurde als Consumer-Betriebssystem entwickelt und läuft milliardenfach auf Mobiltelefonen und ähnlichem weltweit – in mehr als hundert Varianten. Jeder Hersteller passt im gewissen Rahmen Android an seine Bedürfnisse an. Chrome OS dagegen ist vollstandardisiert und wird ausschließlich von Google selbst weiterentwickelt. Ähnlich wie bei Windows liegt die Gesamtverantwortung beim Softwareanbieter und nicht beim Hardwareproduzenten.
Doch aufgrund der hohen Verbreitung im B2C-Markt hat Android seinen Weg auch in die B2B-Welt gefunden. Digital Signage ist da keine Ausnahme. Außer Samsung und LG – die beide ein selbstentwickeltes Linux-Betriebssystem nutzen – setzen die meisten Digital Signage-Anbieter für ihre SOC-Systeme auf die eine oder andere Form von Android. Hunderte von Mediaplayern, Sticks und SoC-Touchscreens laufen erfolgreich auf eine der unzähligen Android-Varianten. ChromeOS dagegen ist weltweit immer nur in einer Version verfügbar – was einen höheren Grad an Sicherheit und Vorhersagbarkeit entspricht.