Neue Digital Signage-Start-ups haben oft die besten Chancen am Markt, wenn sie sich auf eine Nische konzentrieren. Eine neue Nische könnte sich in Deutschland innerhalb der nächsten Jahre auftun: Cannabis Signage. Das klingt für europäische Ohren vielleicht abgedreht, aber in Nordamerika sind Cannabis-Shops (Dispensaries) ein exklusiver Vertikalmarkt. Eine Reihe von Digital Signage-Anbietern wie Greenscreens oder Divvy Digital machen nichts anderes, als Digital Signage-Touchpoints für Cannabis-Retailer zu bedienen. Selbst Broadsign bietet eine Cannabis-Lösung an.
Wie heute vom Bundeskabinett beschlossen, soll bis Ende 2023 die Teil-Legalisierung auch hierzulande in Kraft treten. Zwar ist Deutschland noch weit vom kommerzialisierten Vertrieb entfernt – die Beschaffung soll zunächst über nicht-kommerzielle Anbauvereinigungen erfolgen – doch sind wettbewerbsfähige Cannabis-Ketten ein mögliches Zukunftsszenario. Und wie sich in Nordamerika zeigt, ein interessantes Geschäft für Digital Signage-Anbieter.
Der Cannabis-Retail erklärt
Die Besonderheiten des legalen Geschäfts mit Cannabis erklärt Jeremy Jacobs in diesem Podcast von Sixteen-Nine. Jeremy Jacobs‘ Weg in die Digital Signage-Branche führte ihn zunächst in das QSR-Business. Dann spezialisierte er sich auf Dispensary Signage und gründete Enlighten. Seine Digital Signage-Software läuft in rund 1.200 Cannabis-Shops in den USA.
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Cannabis verkauft sich nicht wie Kleider
In den USA und Kanada kauft man Cannabis in sogenannten Dispensaries. Meist sind es Ketten, die mehrere Filialen in einem Staat oder auf nationaler Ebene betreiben. Diese Dispensary-Ketten haben Herausforderungen, die anderen Retail-Sparten unbekannt sind. Sie müssen gesetzliche Vorschriften einhalten, die abhängig vom Staat recht liberal oder recht streng sind. Sie haben zwei komplett gegensätzliche Kundenstämme: Solche, die regelmäßig konsumieren und genau wissen, was sie wollen. Und solche, die neu mit dem Stoff in Berührung kommen und erstmal Aufklärung benötigen.
DooH im Cannabis-Kontext?
Das schreit nach Automatisierung, Visualisierung und Interaktion – ein Digital Signage-System kann alles drei. Diesen Bedarf haben einige amerikanische Software-Anbieter erkannt: Divvy Digital, Greenscreens und Enlighten sind drei der bekanntesten. Alle werben mit dem Label „Dispensary First“ zu sein, auf Cannabis-spezifische POS-Systeme zugeschnitten. Enlighten beispielsweise bietet eine Allrounder-Plattform, die sogar eine DooH-Komponente hat: Retailer bekommen Zugang zu einem Content-Hub mit Infotainment rund um Cannabis. Den können sie auf ihren Digital Signage-Screens im Shop ausspielen und nebenbei Werbeslots vermarkten.
Die grüne Nische für Software-Anbieter
Dieses Promo-Video von Greenscreens, einem der größten Anbieter von Dispensary Signage in den USA, gibt einen Einblick in die Software-Nische:
Cannabis Signage in Deutschland?
Cannabis-Werbung ist in Deutschland wahrscheinlich noch viel weiter entfernt als der Vertrieb in kommerziellen Shops. Sollte der aber irgendwann kommen, dann werden die Händler zweifelsohne auf Digital Signage zurückgreifen, um den Verkauf anzukurbeln und sich von der Konkurrenz abzuheben. Der Blick über den Ozean lohnt sich also ab und zu – weniger für konkrete Geschäftsideen, sondern als Beweis, dass sich immer wieder neue Digital Signage-Nischen auftun.