Kein Papier mehr

Das nachhaltigste Wiesn-Zelt

Kufflers Weinzelt ist Nachhaltigkeits-Vorreiter: Keine Papierhandtücher gibt es mehr in den Waschräumen. International hat die Wiesn aber eher den Ruf als CO2-Schleuder. Die Firma Dyson will das ändern.
In Kufflers Weinzelt feiern die Wiesngäste heuer ein klein bisschen nachhaltiger. (Foto: invidis)

Vergangenes Jahr wollte München wegen der Energiekrise fast die Wiesn absagen. Dieses Jahr ist es wieder still um das CO2-Oktober-Monster geworden. Doch krönte jetzt die Firma Dyson das nachhaltigste Wiesn-Zelt 2023 – zumindest hinsichtlich des Papierverbrauchs in den Toiletten. Kufflers Weinzelt schafft die Einwegtücher dieses Jahr ab und stellt Dyson Airblade Handtrockner auf. Würden das alle Zelte tun, könnte die Wiesn laut der Firma Dyson ganze 12,2 Millionen Papierhandtücher sparen.

84.000 Kilogramm CO2 könnten die Zelte sparen

Dyson rechnet dabei mit zwei mal zwei Papiertüchern pro Besucher pro Tag – obwohl das beim Bierkonsum auf dem Oktoberfest fast etwas gering erscheint. Circa 10.000 Sitzplätze überschlägt das Unternehmen für ein Festzelt. Bei insgesamt 21 Festzelten und 18 Festtagen kommt Dyson so auf die 12,2 Millionen. Dem gegenüber würden die Airblades 84.000 Kilogramm weniger CO2 verbrauchen. Viele Münchner Traditionsgaststätten wie das Hofbräuhaus rüsteten bereits von Papierhandtüchern auf Kaltluft-Händetrockner ab.

Kaltluft-Händetrockner von Dyson hängen dieses Jahr im Kufflers Weinzelt. Dyson will damit das ganze Oktoberfest ausstatten. (Foto: Dyson)
Kaltluft-Händetrockner von Dyson hängen dieses Jahr im Kufflers Weinzelt. Dyson will damit das ganze Oktoberfest ausstatten. (Foto: Dyson)

Wiesn-Luft ist zehnmal schlechter als in Boston

In der Gesamtsumme der CO2-Emissionen sind die Papiertücher dennoch ein winziger Bruchteil. Soweit die invidis-Recherche es ergab, hat den Gesamtausstoß des Festes noch niemand gemessen. Die lokalen Treibhausgasemissionen untersuchte die TU München aber bereits 2019. Professorin Jia Chen, Leiterin des Lehrstuhls für Umweltsensorik, schickte damals ein Team an Wissenschaftlern zur Luftprobenentnahme auf die Wiesn. Das Ergebnis: 1.400 Kilogramm Methan wurden während des Festes ausgestoßen, das in dem Jahr 16 Tage dauerte.

Im wissenschaftlichen Paper zur Studie verglichen die Autoren den Methanausstoß mit dem in der US-amerikanischen Stadt Boston, die als eine „sehr undichte Stadt“ bekannt ist, wie das Paper es formuliert. Im Vergleich stieß das Oktoberfest das 10-fache an Methan pro Quadratmeter aus. Diese Schlagzeile machte hierzulande weitaus weniger die Runde als in den USA. Alle bekannten Zeitungen griffen sie damals auf – unvergesslich die Headline im Smithsonian Magazine: Hold onto your Lederhosn.

Würde das Oktoberfest es also wirklich schaffen, auf die 12,2 Millionen Papierhandtücher zu verzichten, könnte das wieder eine Schlagzeile werden. Diesmal eine positive. Aber wohl eher in Deutschland, denn Nordamerika steht mit der Ökobilanz auf Festivals wahrscheinlich auch nicht besser da.

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