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Boring Signage

Lob der Langeweile

Unsere Branche ist bekannt für ihre Wow-Installationen. Doch sollte man ebenfalls die auf den ersten Blick unspektakulären Projekte schätzen. Ein Gastbeitrag von Dave Haynes.
Displays in der Londoner Metro (Foto: Dave Haynes)
Displays in der Londoner Metro (Foto: Dave Haynes)

Riesige, teure Display-Installationen erhalten in dieser Branche extrem viel Aufmerksamkeit. Deshalb weise ich immer wieder gerne darauf hin, dass einige der besten Installationen an die Grenzen des Langweiligen gehen – weil es sich um Arbeiten handelt, die einem sehr spezifischen, aber wertvollen Zweck dienen.

Auf meiner kürzlichen Reise nach London habe ich viele Fahrten mit der Londoner U-Bahn und den Regionalzügen unternommen. Während einige der alten Linien der Metro nicht wirklich technologisch aufgerüstet werden können, sieht das bei den neuen Linien anders aus.

Wir haben uns bewusst in einem Gebiet im Westen Londons aufgehalten, das von der neuen Elizabeth Line bedient wird, weil die Bahn schnell und relativ geräumig ist und quer durch London fährt und uns schnell an verschiedene Orte brachte.

Plan B dank Digital Signage

Eines der Dinge, die mir auffielen, war der hohe Grad an Digitalisierung. In den Waggons sind an der Decke mehrere balkenförmige LCD-Bildschirme angebracht – und sie sind nicht dazu da, Handyverträge, Haarpflegeprodukte oder Chips zu verkaufen. Sie dienen dazu, die Fahrgäste zu informieren und zu leiten.

Was mir sehr gut gefiel, war die durchlaufende Information über die nächste Haltestelle, aber noch wichtiger war die Information über andere Linien. Wenn beispielsweise auf der Circle Line große Verspätungen auftraten, wurden die Fahrgäste über das Display informiert, und sie konnten einen Plan B für ihre Route erstellen.

Ja, die Leute könnten diese Informationen auf ihren Smartphones abrufen. Aber so haben sie diese direkt vor der Nase und können weiter auf Tiktok oder Instagram starren.

Standard ist am nützlichsten

Mir gefiel auch, was ich in den Regionalzügen sah – wie dem, mit dem wir nach Cambridge und zurück fuhren.

Die Waggons waren mit den gleichen Deckenanzeigen ausgestattet und zeigten zum Beispiel an, in welchem Waggon man sich befand, wo sich die Haltestellen befanden und wie viele Sitze belegt waren. Eine Art Sensor löste eine Anzeige auf den Bildschirmen aus, wenn zum Beispiel eine Toilette benutzt wurde.

Informations-Screens in britischen Regionalzügen (Foto: Dave Haynes)
Informations-Screens in britischen Regionalzügen (Foto: Dave Haynes)

Zutiefst langweilig und Standard, ich weiß. Aber extrem nützlich.

Die spektakulären Wow-Projekte, die es da draußen gibt, sind wirklich toll, und mit diesen Projekten gewinnt man Preise. Aber man sollte nicht die langweiligen Screens unterschätzen – vor allem, wenn sie mit Echtzeitinformationen verknüpft sind –, die den Leuten helfen, sich zurechtzufinden und mit möglichst wenig Aufwand von A nach B zu kommen.

Über den Autor

Dieser Beitrag stammt von Dave Haynes, Betreiber des englischsprachigen Digital Signage-Blogs Sixteen-Nine. Sixteen-Nine und invidis führen eine Content-Partnerschaft um die DS-Expertisen von Europa und Nordamerika zusammenzuführen. Dave arbeitet auch am invidis Jahrbuch mit.

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