Anzeige
Indien

Von Null auf DooH-Boom

Mumbai | Digitale Außenwerbung am Straßenrand war bis letztes Jahr in Indien verboten. Nun erlaubt die Region Maharashtra mit der Metropole Mumbai erstmals Roadside-DooH, und hunderte von LED-Billboards und digitalisierten Bushaltestellen wurden bereits in Betrieb genommen. Goldgräberstimmung trotz Infrastruktur-Herausforderungen.
DooH in Mumbai (Foto: invidis)
DooH in Mumbai (Foto: invidis)

Eine Fahrt mit dem Auto durch Mumbai testet die Geduld insbesondere europäischer Besucher. Der Verkehr bewegt sich Tag und Nacht nur im Schritttempo, neben Autos und Dreirädern teilt man sich die Fahrbahn auch mit Fußgängern und außerhalb der Innenstadt mit Tieren. Die geringe Durchschnittsgeschwindigkeit sorgt für lange Betrachtungszeiten von Roadside Out-of-Home.

Aus Sicherheitsgründen – Ablenkung im Straßenverkehr – und Stromverbrauch – die Stromversorgung bricht immer wieder zusammen – waren bis vergangenes Jahr DooH-Werbeträger am Straßenrand landesweit verboten. Die Wirtschaftsmetropole Mumbai mit der Region Maharashtra preschte 2022 voraus und legalisierte als erste Region Indiens DooH am Straßenrand. Wie in den meisten anderen Ländern bleibt Bewegtbild im öffentlichen Raum weiterhin verboten, aber kleine Animationen sind möglich.

Digital wächst sehr schnell

In kürzester Zeit wurden analoge OoH-Flächen digitalisiert. In der Regel wurden Flächen eins-zu-eins ersetzt, sodass der optische Wildwuchs an OoH-Flächen sich nicht verbessert hat, aber die DooH-Formate dem gelernten Standard entsprechen. Der Mindestabstand zwischen zwei Werbeträgern wurde von 100 auf 70 Meter reduziert – eher ein theoretischer Wert. Denn neben den offiziellen Plakatstellen tummeln sich viele nicht-genehmigte Plakate. Obwohl die Metropolregion Mumbai mehr als 20 Millionen Bewohner hat, erzielt die Stadt jährlich nur 2,4 Mio. Euro Einnahmen mit OoH-Lizenzen.

Für die großen Out-of-Home Player wie Times OOH (Times of India) oder Signpost – die schon seit vielen Jahren DooH in Shopping Malls, Flughäfen und anderen Indoor-Locations vermarkten – bringt die Digitalisierung am Straßenrand einen gewaltigen Schub. JC Decaux ist mit Streetfurniture in Indien bisher primär in Delhi aktiv, in Mumbai vermarktet der Weltmarktführer nur die Metrozüge.

OoH mit Zusatznutzen - Bücherei, Briefkasten, USB-Charging und CCTV (Foto: Signpost)
OoH mit Zusatznutzen – Bücherei, Briefkasten, USB-Charging und CCTV (Foto: Signpost)

Mit Sensoren für mehr Service und bessere Lebensqualität

In Mumbai integriert Signpost CCTV-Kameras an den Unterständen der Bushaltestellen, die den Verkehrsfluss überwachen. Autos, die die Bushaltestelle blockieren, werden damit erkannt und über integrierte Lautsprecher ermahnt.

Aber auch Busfahrer, die im Straßenchaos von Mumbai nicht am direkt Straßenrand, sondern einige Spuren entfernt halten, werden per CCTV identifiziert und ermahnt. Die neuesten Warteanlagen in Mumbai sind auf dem Dach mit großformatigen LED ausgestattet, haben USB-Ladeanschlüsse und eine SOS-Ruffunktion für Frauen.

Mit AI und Tracking

Zusätzlich werden vermehrt kamerabasierte Trackingtools eingesetzt, um Frequenz und soziodemografische Details automatisiert zu erfassen. Zuverlässige und vertrauenswürdige Frequenzdaten fehlen in Indien ebenso wie in vielen anderen Regionen des Globalen Südens. Doch Indien setzt auf digitale Tools und Software, um möglichst schnell Daten zu erfassen und die Qualität zu verbessern.

Vekehrschaos während der DooH-Tour von invidis (Foto: invidis)
Verkehrschaos während der DooH-Tour von invidis (Foto: invidis)

invidis on Tour

Im Rahmen der Infocomm India veranstaltete invidis erstmals auch eine Digital Signage-Konferenz (DSS India) auf dem Subkontinent. Abends nach der Messe entdeckten wir mit lokaler Unterstützung die neue DooH-Welt Mumbais. Mehrere Stunden quälten wir uns per Auto durch den unfassbar chaotischen Verkehr der 21-Millionen-Einwohner-Metropole. Ein Abenteuer der besonderen Art.

Florian Rotberg auf Recherche auf Mumbais Straßen (Foto: invidis)
Florian Rotberg auf Recherche auf Mumbais Straßen (Foto: invidis)