Visual Solutions in Flugzeugen gibt es seit mehr als einem halben Jahrhundert – zu Beginn waren es klobige Projektoren und Röhrenfernseher, den Sound gab es via pneumatischen Kopfhörern. Heute sind persönliche Inseat-Videolösungen auf Langstreckenflugzeugen Standard, in Nordamerika auch auf vielen Kurz- und Mittelstrecken. Doch die Systeme sind teuer, schwer und entsprechen nicht den Ansprüchen der Generation Smartphone.
Lufthansa Technik und LG Electronics haben sich zum Ziel gesetzt, modernes Entertainment und Internet-Connectivity modularer und aufrüstbar in die Kabine zu bringen. Dazu wurde in Hamburg das Joint-Venture Aerq gegründet (invidis-Bericht). Die Visionen von Aerq zeigen transparente OLED-Displays als Klassentrenner und Digital Signage am Flugzeugeingang. Neben Large Format setzt Aerq auch auf Inseat-Video Lösungen und testet diese nun erstmals im Live-Betrieb.
Dazu hat die Lufthansa-Urlaubsfluglinie Discover Airlines eines ihrer Kurzstreckenflugzeuge mit einem neuen, weltweit einmaligen digitalen Unterhaltungssystem ausgestattet. Gäste sollen damit Bordunterhaltung auf großen UHD-Screens an jedem Sitzplatz mit umfangreichen und personalisierten Inhalten erhalten – und ab 2025 auch High Speed Internet für alle. Das gesamte Angebot steht Passagieren kostenlos zur Verfügung. Ein erstes Teaservideo zeigt Einbau und Integration.
Der umgebaute Airbus A320 mit dem Kennzeichen D-AIUQ fliegt ab Anfang April 2024 für einen Testzeitraum von mindestens drei Jahren und ist von außen durch den zusätzlichen Aufdruck „next level entertainment on board“ erkennbar.
Discover Airlines ist die erste Fluggesellschaft weltweit, die das Aerena Inseat System von Aerq installiert hat. Die Kooperation zwischen Aerq und Discover Airlines wird vom Lufthansa Group Innovation Runway unterstützt, eine konzerninterne Initiative, die innovative Lösungsfindung innerhalb der Lufthansa Group sowie mit externen Partnern fördert.
Neueste Hardware, personalisierte Inhalte, High-Speed-Internet
Die fest installierten 14-Zoll-LG-Screens sind mit 4K-Auflösung ein sichtbares Upgrade zu sonst üblich verbauten Displays. Die Steuerung erfolgt wie üblich per Touchscreen, Reisende können zudem eigene Geräte und Kopfhörer via Bluetooth mit dem Display koppeln. Das angebotene Entertainment- und Informationsprogramm kann durch optionale Abfragen personalisiert werden.
Neben einer großen Auswahl an Filmen, Serien, Podcasts, Spielen und einer Moving Map in 3D bietet die offene cloudbasierte IT-Plattform die Möglichkeit, zahlreiche Apps und Services einzubinden. Zu Beginn der Testphase stehen bereits Applikationen zur Verfügung, mit denen Reisende sich auf dem Weg in den Urlaub über ihre Destination informieren und Touren reservieren können.
Satellit und LTE-Bodenstationen sorgen für Connectivity
Anfang 2025 wird der Mittelstrecken-Airbus dann zusätzlich mit der neuesten Internettechnologie ausgestattet, was schnelles Surfen, Bezahl- und Buchungsfunktionen, Streaming und die Einbindung vieler weiterer Funktionen ermöglicht. In diesem Zuge ist auch „Order to Seat“ geplant, sodass Gäste während des Fluges über den Bildschirm Essen, Getränke und Produkte aus dem Bord-Shop bestellen und bezahlen können. Ziel ist es, Reisenden während des Fluges volle Vernetzung zu ermöglichen.
Inseat-Video klingt nicht neu, ist auf europäischen Flügen bisher noch die Ausnahme. Ein neues Hybridnetzwerk, das von der Deutschen Telekom und Inmarsat mit Nokia aufgebaut wurde, dient als Backhaul für Bord-WLAN bei Flügen innerhalb Europas und enthält ein LTE-Bodennetz, das durch eine Satellitenverbindung unterstützt wird. Somit können nun auch in Europa Flugzeuge mittels spezieller, bodengestützter Mobilfunksendeanlagen kostengünstiger als nur mit Satellit mit Internet versorgt werden.