Licht und Schatten für die Schweizer Außenwerbeindustrie: In Zürich konnte ein großflächiges Verbot von Außenwerbung gestoppt werden. Allerdings wird nun per Beschluss bis 2030 auf einen DooH-Ausbau verzichtet.
Bereits im vergangenen Jahr entschied Zürich über einen Abbau von digitalen Außenwerbeflächen. Nun gab es einen neuen Antrag, eine sogenannte Motion, des Gemeinderats an den Stadtrat Zürich, um ein großflächiges Außenwerbeverbot anzugehen. Digitale Screens sollten komplett verboten werden.
OoH-Verbot abgelehnt
In Zürich übernimmt der Gemeinderat die Legislative, der Stadtrat ist für die Exekutive zuständig. Die Motion kam von der Partei der Alternativen Liste, die bereits früher ähnliche Forderungen stellte. Im aktuellen Antrag sollten nur Kulturwerbung und Werbungen direkt am Ort des Geschäfts zulässig sein.
Diesen Antrag lehnt der Stadtrat nun ab. Er begründete dies unter anderem mit der 120 Jahre alten Tradition der Außenwerbung in Zürich. „Sie wird in der Stadt mit Sorgfalt und Rücksicht auf das Stadtbild eingesetzt“, heißt es in einer Pressemitteilung. Ein Totalverbot würde einen massiven und einseitigen regulativen Eingriff in die lokale Wirtschaft bedeuten – mit absehbaren Verschiebungen in andere Werbekanäle, die von internationalen Konzernen geprägt seien.
DooH finanziell attraktiver
Auch brachte der Stadtrat Positiv-Argumente für digitale Außenwerbung: DooH-Flächen seien finanziell deutlich attraktiver. Zudem wurde für jeden installierten DooH-Screen an Haltestellen eine analoge Plakatfläche abgebaut, bei den restlichen Displays waren es sogar drei für eines.
In Sachen Nachhaltigkeit bescheinigte der Stadtrat DooH im Vergleich zu OoH eine schlechtere Umweltbilanz – was konträr zu Ermittlungen des IDOOH steht, die DooH als nachhaltigste Werbeform pro Kontakt identifiziert.
Außerdem betonte der Stadtrat, in diesem Jahr weitere Maßnahmen zum effizienteren Betrieb der DooH-Anlagen durchzuführen. Schon jetzt werden die Anlagen mit Ökostrom des Versorgers EWZ gespeist.
Keine weiteren Screens bis 2030
Nichtsdestotrotz kündigte der Stadtrat an, den weiteren DooH-Ausbau bis 2030 zu stoppen. Dies mache es möglich, von technischen Neuerungen in diesem Zeitraum zu profitieren. Zudem wolle man prüfen, ob eine weitere Digitalisierung sinnvoll sei.
Zürich verfügt über 3.377 Werbeflächen auf öffentlichem Grund, darunter 651 Flächen für kulturelle Werbung. DooH-Flächen sind es insgesamt 377. Insgesamt nimmt die Stadt Zürich durch die Konzessionen jährlich 28 Millionen Franken ein.
Erleichterung herrscht vor
Die Schweizer Außenwerbe-Industrie reagierte erst einmal erleichtert, dass das vollflächigee Außenwerbeverbot abgewendet wurde.
Eine Sprecherin des Schweizer Außenwerbeverbands AWS kommentierte: „Der Verband Aussenwerbung Schweiz begrüßt es, dass der Zürcher Stadtrat ein Werbeverbot im öffentlichen Raum ablehnt. Wir teilen die Punkte seiner Begründung zur Ablehnung dieser Motion.“
Michelle Sameli, Head of Marketing & Communication bei Goldbach Neo, sagte gegenüber invidis: „Wir haben den Entscheid zur Ablehnung eines generellen Werbeverbots wohlwollend zur Kenntnis genommen. Die Diskussion bezüglich Ausbaustopp werden wir weiterhin aktiv mitverfolgen.“