Neue DooH-Technologie

Zwischen E-Paper und Split-Flap

Wie E-Paper-Displays, die für große Billboards geeignet sind: KA-Dynamic Color aus Israel zeigt eine neue Display-Technologie, die von weitem LED mit 10 Millimeter Pixelpitch ähnelt, aber extrem stromsparend ist.
KA-Dynamic Color sieht für seine Display-Technologie Chancen am OoH-Markt, speziell for große Billboards. (Foto: KA-Dynamic Color)
KA-Dynamic Color sieht für seine Display-Technologie Chancen am OoH-Markt, speziell for große Billboards. (Foto: KA-Dynamic Color)

Das israelische Unternehmen KA-Dynamic Color stellt nächste Woche in New York eine neue Technologie für digitale Billboards vor. Auf den ersten Blick sieht sie so aus, als hätten farbiges E-Paper und elektromechanische Technologien ein Baby bekommen. Wie die E-Paper-Displays von E Ink ist sie reflektierend, funktioniert aber nach dem Mechanismus alter Split-Flap-Anzeigen an Bahnhöfen – nur in Farbe und digital aktualisierbar. Strom verbraucht sie nur dann, wenn sich das Bild ändert.

Dieser Artikel erschien zuerst in englischer Sprache auf Sixteen:Nine, dem nordamerikanischen invidis-Contentpartner.

KA-Dynamic Color wird die Technologie gemeinsam mit seinem in New York ansässigen Partner Sign Expo vorführen. Gründer und CEO des Unternehmens ist Arnon Kraemer, der eines der interessantesten Linkedin-Profile hat, die ich kenne. Er ist ausgebildeter Wirtschaftsingenieur, hat einen MBA-Abschluss von Israels Top-Tech-Schule, war F16-Kampfpilot bei den IDF und ist seit 20 Jahren Verkehrspilot bei El Al.

Arnon Kraemer erklärte mir, dass die Inspiration zu der Technologie, bei der er die Entwicklung leitete, vom Chamäleon kam. Genau wie das Reptil verwenden die Displays Pigmente, um ihre Farbe zu ändern und reflektierend zu erscheinen. Die Innovation hinter KA-Dynamic Color besteht darin, Pigmente auf flexiblen Filtern zu verwenden, die in Silikonöl schwimmen. Durch das Bewegen dieser Filter entstehen unendlich viele Farbkombinationen.

Wie bei E-Ink und ähnlichen Display-Produkten handelt es sich um eine reflektierende Technologie. Das heißt, sie nutzt kein künstliches Backlight, zum Beispiel aus LEDs, sondern das Licht der Sonne. Nachts werden die Werbedisplays wie herkömmliche Plakate beleuchtet, meist durch ein bescheidenes Frontlight. Der Energiebedarf für Frontlight und Bildwechsel wäre so minimal, dass er durch Solaranlagen oder kleine Windturbinen am Billboard-Standort gedeckt werden könnte. Damit würden auch die hohen Kosten und Komplikationen entfallen, die mit der Stromversorgung am Straßenrand verbunden sein können.

Anders als die meisten farbigen E-Paper-Produkte kann diese Technologie eine riesige Farbpalette darstellen, nämlich 650.000 Farben, wobei sich jedes Pixel kann individuell steuern lässt. Die Technologie zielt speziell auf Billboards an Autobahnen ab. Die Darstellung entspricht in etwa einem LED-Pixelabstand von 10 Millimeter – geeignet für einen hohen Betrachtungsabstand. In ihrer Form erinnern die Billboards dem Aufbau herkömmlicher LED-Walls. Sie bestehen aus Kacheln, die den LED-Modulen entsprechen.

Kachel der KA-Dynamic-Color-Technologie (Foto: KA-Dynamic Color)
Kachel der KA-Dynamic-Color-Technologie (Foto: KA-Dynamic Color)

Die Technologie verwendet ein patentiertes elektrohydraulisches System, das die Farbwechsel mit einer Aktualisierungsrate von 0,3 Sekunden steuert. Das ähnelt im Kern den alten Split-Flap- und Flip-Disc-Schildern. Das System verfügt über eine so genannte „progressive Lernfähigkeit“ und eine Autokorrekturfunktion. Die Kacheln lassen sich zu Schränken oder Gehäusen aufrollen, die für größere Displays gestapelt und aneinandergereiht werden. Die Pixel in den Gehäusen, so wie sie auf der Website dargestellt sind, erinnern ein wenig an bunte Fischschuppen.

Die Markteinführung erlag laut Arnon Kraemer durch die Pandemie einem Stillstand, jetzt soll es aber wieder vorangehen. Der CEO geht davon aus, dass er im ersten Quartal 2025 ein vollständiges Referenz-Display zu bauen. Mit Verträgen und Werkzeugen eines Auftragsherstellers hofft und plant er, das Produkt bis Anfang 2026 ausliefern zu können.

Obwohl besonders die europäischen Medienunternehmen auf Energieverbrauch und Nachhaltigkeit fokussiert sind, setzt Arnon Kraemer besonders auf den riesigen US-Markt, wo die Zahl der Highway-Billboards immer weiter zunimmt. Auch wenn grüne Themen hier noch nicht im Vordergrund stehen, achten die Außenwerber darauf, ihre Betriebskosten zu senken. Sicherlich wären sie froh, Geräte zu haben, die keine Unmengen an Strom verschlingen.