Der chinesische Digital Signage-Markt hat zwei Gesichter: Das eine sind die exportorientierten Hardwarehersteller wie Lenovo, Absen oder BOE, die zu den führenden Produzenten der Welt zählen. Das andere sind Integratoren und Software-Entwickler, die ihre Leistungen primär im Heimatmarkt anbieten. Neben hunderten von chinesischen Anbietern haben sich in den letzten Jahren jedoch auch zwei Europäer im Premiumsegment etabliert: M-Cube und Trison.
Doch egal ob Luxus-Retail oder Supermarkt – neue Digital Signage-Projekte sind im einstig boomenden Markt seltener geworden. Und reine Installationsprojekte sind wenig attraktiv. Deshalb ist inzwischen ein ganzheitlicher Blick auf Digital Experiences immens wichtig. „Hang & Bang“ reicht schon lange nicht mehr aus – der Trend geht zu weniger, dafür komplexeren Projekten, die skalierbar, fernüberwacht und vernetzt sind.
- John Sidwick auf der invidis Konferenz in Peking (Foto: infocomm)
- Wilson Wong von M-Cube auf der invidis Konferenz in Peking (Foto: infocomm)
- Florian Rotberg auf der invidis Konferenz in Peking (Foto: infocomm)
- invidis Digital Signage Konferenz in Peking (Foto: infocomm)
Daten und Skalierung im Fokus
Auch wenn das Spezialwissen der europäischen Integratoren, globale Konzepte zu lokalisieren, weiterhin gefragt ist, konzentrieren sich M-Cube & Co bei der Kundenakquise in China jetzt zusehends auf skalierbare Retail-Experiences mit komplexeren Backend-Anbindungen, umfassende Managed-Signage-Betriebskonzepte sowie Projekte in den Nachbarländern.
Im Rahmenprogramm der Infocomm China organisierte invidis die jährliche Digital Signage-Konferenz. Zum Fireplace-Talk konnten wir Wilson Wong begrüßen, den neuen Asien-Statthalter von M-Cube. Wong – der voher im B2B-Displaylösungsgeschäft von Samsung tätig war – leitet seit September 2024 von Hong Kong aus das APAC-Geschäft.
M-Cube sieht sich mit der eigenen Digital-Experience-Plattform DXP One gut positioniert, um ERP-, CRM- oder AI-gesteuerte Datenquellen in Digital Signage-Experiences zu integrieren. Anforderungen, die auch in Asien immer wichtiger werden.
AI & IoT
Auch in China kommt man um das Thema AI nicht herum. Der ProAV-Berater und AI-Experte Jon Sidwick, Mitgründer von Blue Touch Paper, erläuterte die Disruption von AI für ProAV und Digital Signage; und erklärte wie Analytics, Generative und nun auch Agentic AI das Wirtschaftsleben transformieren. Die Disruption hat aber auch praktische Grenzen, sowohl in westlichen Märkten als insbesondere auch in China. Anders als noch auf der ISE war in Peking das Thema AI omnipräsent. Kaum ein Messestand, auf dem keine AI-basierten Lösungen präsentiert wurden. Der Impact von AI ist in der Digital Signage-Branche nicht zu unterschätzen.
Aber auch der Raum um Digital Signage herum wird immer mehr in Experience-Konzepte integriert. Dazu sorgen sowohl dedizierte Sensoren wie auch in Einbindung von Building-Automation-Daten. Digital Signage-Sensor-Experte Florian Bogeschdorfer erläuterte, wie Lowcost-Kamerasensoren mit Raspberry-PI eine große Bandbreite an AI-basierten Use-Cases abbilden können. Und das lokal „on-device“ und somit datenschutzkonform.
Wirtschaftskrise trifft ProAV-Integratoren hart
In China ist der Wettbewerb für die Breite des Digital Signage-Markts brutal – geringe Marge, wenig Wertschöpfung. Die Anzahl der Integratoren hat sich wohl seit der Pandemie halbiert. Genaue Daten sind schwierig zu erheben, jedoch bestand bei den großen Herstellern klare Einigkeit darüber, dass die Anzahl der im Markt aktiven Integratoren relevant abgenommen hat.
Im Gegensatz zu westlichen Märkten haben IT-Integratoren in China den Digital Signage-Markt noch nicht in großem Maße für sich entdeckt. Sobald sich der Markt aber von Hang & Bang zu Managed Service weiterentwickelt, sollte die Stunde der IT-Integratoren schlagen.