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Green Signage

Weniger Bericht, mehr Vision

Von Nachhaltigkeit zu sprechen ist out – oder vielleicht doch nicht? Die Verschiebung des Diskurses und das Vereinfachungspaket der EU könnten dabei helfen, vom reinen Reporting zu einem lösungsorientierten Ansatz zu kommen.
Es gab einige passend gestaltete Stände, aber insgesamt blieb das Thema Green Signage auf der ISE 2025 eher unsichtbar. (Foto: invidis)
Es gab einige passend gestaltete Stände, aber insgesamt blieb das Thema Green Signage auf der ISE 2025 eher unsichtbar. (Foto: invidis)

Heutzutage sind die Dinge schnelllebig. Noch vor zwei Jahren überboten sich die Aussteller auf der ISE gegenseitig mit dem Anspruch, die nachhaltigste Lösung anzubieten. In diesem Februar war das Thema Green Signage kaum sichtbar. Wäre da die breitere Einführung von E-Paper-Lösungen gewesen, deren Produkte an 16 Ständen zu sehen waren, wäre das Thema Nachhaltigkeit auf der Messe wohl eher unbemerkt geblieben. Die grüne Kennzeichnung war nicht so sichtbar wie früher, obwohl die Unternehmen intensiv über Energieeinsparungspotenziale sprachen, ohne jedoch immer die grüne Flagge zu schwenken. Stattdessen wurden in vielen Gesprächen Belastbarkeit und Effizienzgewinne angeführt.

Manche behaupten, dass die mangelnde Sichtbarkeit der Nachhaltigkeit ganz natürlich ist. Jedes Jahr gibt es etwas Neues zu zeigen, und jetzt ist es an der Zeit, Platz für andere Trends zu schaffen, wie zum Beispiel für AI. Andere sagen, dass der Nachhaltigkeit in den letzten Jahren zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wurde, sodass es verständlich ist, dass das Interesse an dem Thema abnimmt.

Berichtspflicht ist nicht abgeschafft

Auch die Politik hat an der Nachhaltigkeitsmühle gedreht. Die EU in Brüssel kündigte Ende Februar ein „Vereinfachungspaket“ an, um auf die Kritik an der Berichtslast für Nachhaltigkeit zu reagieren. Die derzeitige Berichterstattungsrichtlinie war sehr anspruchsvoll, sowohl was den Zeitaufwand als auch die Kosten für externe Berater, interne Nachhaltigkeitsspezialisten und zusätzliche Prüfverfahren angeht. Die Ende Februar vorgeschlagene Überarbeitung soll nach Angaben der Kommission „KMU vor einer übermäßigen Nachhaltigkeitsberichterstattung schützen“.

invidis Sustainability: Das Green Signage Handbook

Sie wird jedoch nicht zu einer Abschaffung der Berichtspflicht für kleine und mittlere Unternehmen führen. Zwar werden weniger Unternehmen direkt über Nachhaltigkeit berichten müssen. Doch viele Unternehmen werden weiterhin verpflichtet sein, Daten zur Verbesserung des CO2-Fußabdrucks als Teil der Wertschöpfungskette größerer Kunden zu veröffentlichen. Das Ungleichgewicht zwischen dem kleineren Digital Signage-Anbieter und dem konsolidierten größeren Kundenstamm wird auch in der abgespeckten „Omnibusstruktur“ einen umfassenden Satz an Nachhaltigkeitsdaten erfordern.

Kunden aus der Industrie – mehr als 1.000 Beschäftigte und 50 Millionen Euro Umsatz – müssen nach wie vor Bericht erstatten und den Lieferantenstamm in ihre Berichterstattung im Rahmen des Scope-3-Reportings einbeziehen, um Verbesserungen in der Wertschöpfungskette zu analysieren. Wenn Sie also ein KMU im Bereich Digital Signage führen: Ihre eigenen Berichtspflichten werden vielleicht wegfallen, aber Ihr Kundenstamm wird Sie weiterhin dazu zwingen, kritische Nachhaltigkeitsdaten in ähnlichem Umfang wie bisher zu bewerten.

Lösungen statt Reporting

Meiner Meinung nach lag der Schwerpunkt im Bereich Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren zu sehr auf dem Reporting. Viele Unternehmen hatten mit bürokratischen Anforderungen zu kämpfen und haben damit gewartet, sich proaktiv mit dem Thema Nachhaltigkeit zu befassen – und es versäumt, sich auf die geschäftlichen Vorteile zu konzentrieren, was ich vorgezogen hätte.

Die Botschaft aus Brüssel über weniger Bürokratie ist also ein gutes Zeichen. Sie deckt sich mit der Notwendigkeit der Branche, über die Berichterstattung hinaus nachhaltige Ansätze zu entwickeln, die einen Mehrwert schaffen und innovativ sind.

Second Life für Displays

Mir fallen zwei Beispiele für vielversprechende Entwicklungen in unserer Branche ein. Das eine ist natürlich E-Paper, das in Barcelona in aller Munde war. Es zeigt, dass eine kontinuierliche Entwicklung mit einem klaren Fokus auf Energieeinsparung in eine vielversprechende Produktpalette umgesetzt werden kann, von kleinen bis hin zu großen Außenanwendungen. Wenn es richtig gemacht wird, könnte es die Art und Weise ändern, wie die Branche die Qualität von Displays betrachtet. Vielleicht wird „Gut Genug“ das neue Mantra sein, wenn es um Display-Parameter geht, denn die Vorteile in Bezug auf Energieeinsparungen sind enorm.

Über den Autor

Daniel Oelker ist der Green Signage-Experte von invidis. Der invidis impact-Partner und ehemalige Zetadisplay-CCO analysiert die Branche hinsichtlich ihrer Nachhaltigkeitsauswirkungen und schreibt regelmäßig über die Fortschritte auf invidis.de.

Die andere Entwicklung, an die ich denke, wurde von Sharp auf der ISE vorgestellt. Es war ein gemeinsamer Ansatz zwischen dem Leasingspezialisten CHG Meridian und Sharp Europe, um ein zweites Leben für Hardware zu fördern. Wie wir es bereits bei Smartphones oder Tablets sehen, ermöglicht ein Restwert am Ende der Vertragslaufzeit ein längeres Leben in einem Zweitmarkt.

Digital Signage-Displays sind am Ende der Vertragslaufzeit oft noch weit vom Ende ihrer Nutzungsdauer entfernt. Die Schaffung eines neuen Marktes für „gebrauchte“ Produkte eröffnet neben den ökologischen Vorteilen auch die Möglichkeit, einen neuen Kundenstamm zu erschließen.

Mehr Diskussion erwünscht

Ich denke, dass das öffentliche Interesse an Nachhaltigkeit in unserer Branche seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Doch auch wenn das Thema derzeit nicht in aller Munde ist, muss die Branche Nachhaltigkeitsdaten sowohl in die Produktentwicklung als auch in die Beziehungen entlang der Wertschöpfungskette integrieren.

Wenn wir als Branche dies ernsthaft angehen, werden wir in unserer Rolle als relevanter, geschäftskritischer Partner für verschiedene Branchen und Behörden einen weiteren Schritt nach vorne machen. Ein gutes Forum, um zu diskutieren, wie wir dies proaktiv tun können, ist der kommende Digital Signage Summit in München im Mai. Wir laden Sie herzlich ein, sich dort an der Diskussion zu beteiligen!

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