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Zölle

„Ruhe bewahren – aber weiter entscheiden“

Es sind unruhige Zeiten, seit US-Präsident Donald Trump am 9. April das über Jahrzehnte aufgebaute Welthandelssystem aus den Angeln hob. Fast im Tagesrhythmus ändern sich die US-Regeln. Wie kann und muss sich die Digital Signage-Branche darauf einstellen? invidis sprach mit Tobias Lang, CEO der Lang AG und Treasurer bei Avixa.
Tobias Lang, CEO der Lang AG, investiert hährlich viele Millionen Euro in LED und Projektoren. (Foto: LANG AG)

In den vergangenen zwanzig Jahren hat sich die globale Arbeitsteilung überspitzt so dargestellt: Amerika entwickelt, Asien produziert und Europa konsumiert. Doch US-Präsident Donald Trump ist angetreten, um mit Strafzöllen dieses System zu zerstören. Für Unternehmen heißt es nun, sich auf die neue Situation einzustellen – nicht überstürzt, aber kontinuierlich.

Vieles ist nicht mehr, so wie es bisher war. Insbesondere die langfristige Planbarkeit ist verloren gegangen. Auch wenn US-Präsident Trump für drei Monate die Zusatzzölle aussetzt, „90 Tage abwarten kann nicht die Lösung sein“, sagt Tobias Lang, CEO der Lang AG und Treasurer bei Avixa im invidis-Gespräch. „Unternehmer müssen akzeptieren, dass es keinen Ruhezustand mehr gibt.“

Die Welle trifft Europa Mitte Juni

Auch wenn die extremen Strafzölle von mehr als 100 Prozent für Elektronikprodukte erst einmal ausgesetzt wurden, findet auf dem jetzigen Niveau kaum noch ein Handel zwischen China und den USA statt. Produzenten fokussieren sich auf Europa und andere offene Märkte.

Die Fabriken in China müssen weiterlaufen, es gibt keine Lagerhallen, Material muss abtransportiert werden. Der Schiffstransport von Ostasien benötigt sechs Wochen, so dass ab Juni eine Flut an Digital Signage-Hardware Europa erreichen wird. „Ich erwarte zuerst einen erhöhten Preisdruck und dann recht schnell Marktsättigung hier in Europa“, sagt Branchenexperte Tobias Lang.

SMD-LED unter Preisdruck

Insbesondere bei SMD-LED wird ein Preisdruck zu spüren sein, da SMD im Vergleich zu COB eher Lagerware ist. COB (MicroLED) muss aus Uniformitätsgründen immer aus dem gleichen Produktionsbatch stammen und ist damit eher Build-to-Order. Junge LED-Hersteller, insbesondere in den USA, werden am ehesten unter dem Margendruck leiden, wie Tobias Lang prognostiziert, der als einer der weltweit führenden Dry-Hire-Anbieter jedes Jahr viele Millionen Euro in neue Miet-Hardware investiert.

Kreative Lösungen für die USA gefragt

Natürlich wird es auch weiterhin einen großen Bedarf an LED-Lösungen in den USA geben. Nur bei zurzeit 20 Prozent und womöglich bald schon wieder weitaus höheren Strafzollsätzen müssen Anbieter, Integratoren und Endkunden kreativ werden.

Ein Weg sind Langzeitmieten von ProAV-Hardware, die einmal im Jahr abgebaut und kurzfristig mit dem Truck über die kanadische Grenze gebracht werden. Die Hardware wird dafür aus anderen Bereichen der Welt angemietet. Eine Alternative für das Eventgeschäft, für die Festinstallation wohl weniger praktikabel.

Importeure setzen nun vermehrt auf Hardware- und Software-Bundles, bei denen ein größerer Wert auf Services und Software gebucht wird und somit zollfrei behandelt wird. So lassen sich laut Zollexperten 15 bis 20 Prozent des Wertes verschieben. Ein weiterer Grund, intensiver über Managed Services nachzudenken.

Auf tektonische Veränderungen einstellen

Über Dekaden entwickelte globale Wertschöpfungsketten werden nicht in Wochen verändert werden. Es ist unrealistisch zu fordern, in kurzer Zeit Display- oder LED-Fabriken in den USA aus dem Boden zu stampfen. Aber Flexibilität ist Trumpf. Nur die Anbieter und Integratoren, die sich schnell den massiven Verwerfungen anpassen, werden profitieren. „ProAV und Digital Signage-Unternehmen sollten den Markt sehr gut beobachten und Ruhe bewahren – aber weiter entscheiden. Abwarten und Aussitzen ist keine Lösung“, rät Tobias Lang der Branche.

Schon jetzt steht ein Sieger fest – und das ist Indien. Die Produktion von Elektronikprodukten wird noch schneller als bisher geplant aus China nach Indien ausgelagert. „Made in India“ wird zum relevanten Produktionsfaktor.

Jetzt am Exklusiv-Briefing zu Zöllen teilnehmen

invidis consulting bietet am Freitag, den 25. April, um 09:00 Uhr CET/17:00 Uhr (Tokyo, Seoul, Taipei) sowie um 15:00 Uhr CET/14:00 UK/09:00 Eastern ein Executive Briefing zur aktuellen Krise an. Im Fokus steht ein Update zur aktuellen Digital Signage-Marktentwicklung mit Florian Rotberg und Stefan Schieker. Die Teilnahme ist für invidis-consulting-Kunden und invidis-Jahrbuch-Anzeigenkunden kostenlos. Bei Interesse bitte an Florian.Rotberg@invidis.com wenden.

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