Die Idee ist einfach und genial: DooH-Screens, die ohnehin mit Sensoren ausgestattet sind, werden nachts zusätzlich zur Sicherheit eingesetzt. Sobald es dunkel wird, schalten sich die Kameras ein und überwachen den Bereich rund um die Haltestelle.
Vor allem Pendlerinnen können sich so sicherer fühlen. Wer an einer solchen Haltestelle wartet, kann über den Screen Kontakt zu einem Mitarbeiter in einer Sicherheitszentrale aufnehmen. Dieser bleibt bis zur Ankunft des Busses in der Leitung, sorgt für ein beruhigendes Gespräch und greift bei Gefahr sofort ein. Über Lautsprecher und Screen können die Sicherheitskräfte direkt mit den Wartenden sprechen und so kritische Situationen entschärfen.
Hintergrund: Sicherheit in Brasiliens Städten
Viele brasilianische Großstädte gelten als unsicher, besonders nachts kommt es häufig zu Überfällen. São Paulo, die größte Stadt der südlichen Halbkugel mit mehr als 20 Millionen Einwohnern, gilt dabei noch als vergleichsweise harmlos – dennoch ist die Gefahr spürbar.
Um Pendler besser zu schützen, entwickelte Eletromidia, der größte DooH-Anbieter in Brasilien, gemeinsam mit dem Telekommunikationsunternehmen Claro Brasil ein neues Konzept. Claro stellt dafür sowohl sein 24-Stunden-Überwachungszentrum als auch die mobile Internetverbindung bereit.
Erfolgreicher Testlauf
Seit 2023 läuft eine Pilotphase an 82 Haltestellen in São Paulo. In dieser Zeit wurden rund 22.000 Anrufe über die Screens getätigt – und mehr als 300 gefährliche Situationen sollen verhindert worden sein. Das Projekt hat dafür bereits Preise gewonnen.
„Abrigo Amigo“ startet landesweit
Nach dem erfolgreichen Start wird das Konzept nun stark ausgeweitet. Unter dem Namen „Abrigo Amigo“ („Freundlicher Schutzraum“) sollen 635 Bushaltestellen in besonders gefährdeten Stadtteilen mit dieser Technik ausgestattet werden. Allein in São Paulo und Rio de Janeiro entstehen jeweils 200 solcher sicheren Haltestellen.
Mit diesem Projekt zeigen Eletromidia und Claro, wie sich moderne Technologie nicht nur für Werbung, sondern auch für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum einsetzen lässt.
invidis Kommentar
„Abrigo Amigo“ ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie intelligente digitale Touchpoints im öffentlichen Raum mehr Lebensqualität schaffen können. Kritiker sehen DooH-Screens oft nur als störende Werbeflächen. Doch hier werden sie zu einem Teil der Stadt-Infrastruktur, das Schutz und Sicherheit bietet – und das ganz ohne Steuergelder, da das System durch Werbung finanziert wird.
Solche Initiativen könnten auch in europäischen Städten viel bewirken. Statt sie durch Datenschutzbedenken oder Werbekritik auszubremsen, sollte überlegt werden, wie man ähnliche Konzepte auch hier einbinden kann.
