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Kommentar

DooH auf Samsung-Kühlschränken – na und?

Samsung zeigt jetzt Digital Signage und DooH auf Kühlschränken. Viele regen sich auf. Aber warum eigentlich? Man kann sie ausschalten – und wer einen Kühlschrank mit Screen kauft, sollte damit rechnen. Ein Kommentar von Dave Haynes.
Samsungs smarte Kühlschränke können jetzt auch Digital Signage und DooH anzeigen – gut oder schlecht? (Foto: Samsung)
Samsungs smarte Kühlschränke können jetzt auch Digital Signage und DooH anzeigen – gut oder schlecht? (Foto: Samsung)

Sollten wir uns jetzt ernsthaft aufregen, weil Samsung Werbung auf Kühlschränken zeigt?

Nein.

In den letzten Tagen gab es online viel Aufregung darum, dass Werbung nun auch in die Küche drängt. Tech-Seiten berichteten, dass Samsungs Smart Fridges jetzt Anzeigen auf dem eingebauten Display ausspielen. Viele fanden das schlimm.

Meine Meinung: Na und? Man kann die Werbung abstellen. Punkt.

Die größere Frage ist eigentlich: Warum kauft man überhaupt einen Kühlschrank mit Screen? Für mich wirkt das wie eine Entscheidung, bei der eindeutig Männer mitredeten. Denn laut Recherchen achten Frauen bei Geräten auf Zuverlässigkeit und gutes Design. Männer lassen sich öfter von Technik-Spielereien blenden. Überraschung! Oder auch nicht.

Zurück zum Thema: Samsung verkauft schon länger Premium-Kühlschränke mit Displays. Die Dinger heißen Family Hub. Die Displays sind 21,5 oder 32 Zoll groß. Die Geräte haben Kameras und AI-Funktionen, erinnern an Einkaufslisten und Termine, spielen Musik aus und so weiter. Bisher dienten die Displays als digitale Pinnwände oder Fotoalben. Jetzt gibt es ein neues Widget. Es zeigt Nachrichten, Wetter und Kalenderinfos. Also im Grunde Digital Signage. Ob das auf einem Kühlschrank wirklich nützlich ist? Kann man diskutieren. Wetter und News findet man ja überall.

Dieses Widget zeigt nun aber auch Werbebanner im Ruhemodus – also wenn das Display nicht aktiv genutzt wird. Samsung sagt, manche Anzeigen könne man ausblenden. Im Kunst- oder Foto-Modus erscheine keine Werbung. Und man könne Werbung komplett deaktivieren. Dann fehlten aber manche Angebote oder Tipps wie Rezeptvorschläge. Die wichtigen Funktionen blieben. Auch Musik oder Pinterest-Scrollen zum Beispiel– falls jemand das wirklich auf einem Kühlschrank machen will.

Ich will keine Werbung in meiner Küche. Deshalb habe ich auch keinen Kühlschrank mit großem Screen gekauft. Wenn Sie so einen gekauft haben, hätten Sie vielleicht ahnen können, dass dort irgendwann Werbung läuft. Wie auf jedem Screen.

Ich hab zu Hause einen Samsung QLED-TV, der tolle Bilder produziert aber manchmal spinnt wie ein kleiner Poltergeist. Und ja, unten links sehe ich ab und zu eine Anzeige. Heute Morgen war es Haarpflege-Werbung. Die war zum einen für Frauen gedacht und zum anderen für Leute, für die Haare nicht ein Thema der Vergangenheit sind, wie bei mir. Meist beachte ich die Werbung ohnehin nicht. Und ich glaube, die meisten anderen auch nicht.

Samsung nennt das Ganze „Screens Everywhere”. Alles soll vernetzt sein. Ein Kühlschrank ist nur ein weiterer Screen. Samsung hat über 235 Millionen Geräte, die Werbung ausspielen. Damit verdient der Technologie-Konzern über 300 Millionen Dollar pro Jahr. Kein Wunder also, dass auch Kühlschränke dazugehören.

Schon 2015 sahen Menschen täglich 2.000 bis 5.000 digitale Werbeanzeigen. Heute sind es 6.000 bis 10.000. Noch ein Screen mehr macht da keinen großen Unterschied. Trotzdem lassen online viele ihren Ärger in wütenden Kommentaren los und kündigen an, nie wieder Samsung zu kaufen.

Ja klar. Bis Black Friday kommt.

Früher zählte der Moment am Regal im Laden. Heute recherchieren Menschen zu Hause erst online – das nennt man „Zero Moment of Truth”. „Screens everywhere“ ist also kein Trend, sondern eine permanente Entwicklung. Marken wollen jeden Blick abfangen. So läuft das. Ich mag auch keine Werbung auf meinem Kühlschrank. Aber ganz ehrlich: Es gibt wichtigere Dinge, über die man sich aufregen kann.

Nicht zufrieden? Einstellungen öffnen. Werbung aus. Fertig.

Über den Autor

Dave Haynes ist ein Urgestein der nordamerikanischen Digital Signage und DooH-Szene. Über 20 Jahre lang führte er den Branchenblog Sixteen:Nine, bevor er im Sommer 2025 in den Ruhestand ging und den Blog an invidis übergab. Für uns schreibt er weiterhin eine wöchentliche Kolumne.

Dave Haynes, Fachjournalist für Digital Signage und DooH aus Kanada (Foto: invidis)
Dave Haynes, Fachjournalist für Digital Signage und DooH aus Kanada (Foto: invidis)
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