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ISE 2026

Zölle verändern die globale Lieferkette

Zölle und Handelsspannungen verändern die ProAV-Branche. Steigende Hardwarekosten, Projektverzögerungen und strategische Umstellungen hin zu Software und Fertigung in Mexiko verändern die Rahmenbedingungen für Integratoren und Anbieter gleichermaßen. Wie sich der ProAV- und Digital-Signage-Kanal anpasst.
Der weltweite ProAV-Channel passt sich an die Zölle an. (Quelle: invidis)
Der weltweite ProAV-Channel passt sich an die Zölle an. (Quelle: invidis)

Geopolitische Spannungen und sich wandelnde Handelspolitiken hinterlassen tiefe Spuren in der ProAV-Branche. Wie Michael Sullivan-Trainor, Senior Industry Analyst bei Avixa, erläutert, haben Zölle, Gegenzölle und unvorhersehbare Vorschriften ein volatiles Umfeld für Hersteller, Integratoren und Käufer geschaffen.

Strategie-Sitzung auf der ISE

Nehmen Sie am Mittwoch, 4. Februar, um 16:40 Uhr am ISE 2026 Tradescape Forum teil, wo Florian Rotberg von invidis consulting, Michael Sullivan-Trainor von Avixa und globale Handelsexperten in einem 90-minütigen Programm die Auswirkungen von Zöllen, Handelsbarrieren und Veränderungen in der Lieferkette auf ProAV und Digital Signage diskutieren.

Preisdruck und Projektverzögerungen

Die jüngsten von den USA verhängten Zölle – und die Gegenmaßnahmen – haben zu Preissteigerungen in wichtigen Hardware-Kategorien geführt: Displays, Kameras, Beleuchtung und Computerkomponenten. „Die Nettoauswirkung ist klar: höhere Kosten und verzögerte Projekte“, erklärt Michael Sullivan-Trainor. Viele Käufer haben Installationen aufgrund schwankender Preise verschoben, während andere den Umfang reduziert oder auf kostengünstigere Materialien umgestellt haben. Die neuesten Erkenntnisse liefert der Market Opportunity Analysis Report von Avixa (Q3 2025).

Auswirkungen von Zöllen auf ProAV-Projekte

  • 39 Prozent der Käufer haben die gestiegenen Kosten übernommen.
  • 23 Prozent haben den Umfang ihrer Projekte reduziert oder sich für günstigere Materialien entschieden.
  • 33 Prozent haben Verzögerungen gemeldet.
  • 15 Prozent haben ihre Projekte komplett gestrichen.

Kostenaufteilung und Bevorratung

Um die Auswirkungen abzumildern, hat die Branche einen Ansatz zur Kostenaufteilung eingeführt, bei dem Hersteller, Integratoren und Endnutzer die Zollbelastung untereinander aufteilen. Einige Unternehmen haben vor Ablauf der Zollfristen Geräte bevorratet, aber die Lagerbestände schrumpfen rapide, was das Jahr 2026 zu einer Herausforderung macht.

Katalysator für Veränderungen: Software und Mexiko

Hardware-Zölle beschleunigen die Verlagerung hin zu Software, Cloud-Diensten und SaaS-Modellen, die vollständig von Einfuhrzöllen befreit sind. Gleichzeitig führt die Zollpolitik der USA zu einer strategischen Neuausrichtung auf Mexiko als zollfreien Produktionsstandort für Nordamerika. Unternehmen mit bestehenden Niederlassungen in Mexiko sind gut positioniert, während diejenigen, die von China oder Vietnam abhängig sind, mit erheblichen Nachteilen konfrontiert sind.

 

Auch Europa und Lateinamerika spüren die Auswirkungen. Vergeltungszölle auf in den USA hergestellte Waren und umgeleitete chinesische Exporte haben in Europa zu kurzfristigen Überangeboten geführt und die Preise gedrückt – allerdings nur vorübergehend.

Widerstandsfähigkeit der Lieferkette

Die Pandemie hat Schwachstellen in den Lieferketten der AV-Branche offenbart und zwischen 2020 und 2022 drei Wellen von Störungen ausgelöst. Heute hat sich die Verfügbarkeit weitgehend normalisiert, aber die Erfahrungen haben bleibende Spuren hinterlassen. Die Channel-Umfrage 2025 von AVIXA zeigt:

  • Probleme in der Lieferkette sind als größte Herausforderung von 40 Prozent im Jahr 2024 auf 29 Prozent im Jahr 2025 zurückgegangen.
  • Die Lagerhaltung sank im Jahresvergleich von 30 auf 13 Prozent.

Integratoren haben dauerhafte Änderungen vorgenommen: Diversifizierung der Lieferanten, frühere Bestellungen und lokale Beschaffung. „Der Anstieg der Unternehmen, die sich ihre eigene Versorgung sichern, macht den gesamten Vertriebskanal robuster“, bemerkt Michael Sullivan-Trainor.

Neue Märkte und langsameres Wachstum

Die Unsicherheit im Handel ist nicht der einzige Treiber für Veränderungen. Avixa prognostiziert für 2025 bis 2030 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate (CAGR) von 3,9 Prozent, nach zuvor 5,35 Prozent. Das langsamere Wachstum veranlasst Unternehmen dazu, neue Märkte zu erschließen – sowohl geografisch (Indien, Lateinamerika, Naher Osten, Südostasien) als auch vertikal, beispielsweise mit Broadcast-Lösungen für Firmenkunden und AV-Dienstleistungen für Medienunternehmen.

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