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Folgen der Katastrophen in Japan für Digital Signage

Die Folgen der Dreifachkatastrophe in Japan auf die weltweite Digital Signage-Industrie können zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht genau vorhergesagt werden. Zwar ist die Versorgung mit professionellen Displays für die kommenden Wochen gewährleistet. Doch einige Auswirkungen auf die Branche sind bereits zu erkennen und werden auch in Europa spürbar sein. Eine invidis-Analyse von Florian Rotberg.

Display-Produktion japanischer Anbieter

Die japanischen IT- und Displayindustrie ist traditionell im Süden des Landes rund um Osaka (Kansai Region) angesiedelt und somit in zurzeit sicherer Entfernung des Katasrophengebietes. Display-Produktionsstätten sind nach aktuellem  Stand nicht beschädigt worden. Das gilt auch für die großen Fabriken der Displayhersteller Sharp, Panasonic/Sanyo und Sony. NEC lässt ausschließlich im Ausland produzieren, allerdings sind im Großraum Tokio/ Yokohama die Verwaltung und Entwicklung von NEC beheimatet.

Andere Produktionen der großen Elektronikanbieter wie Sony (Magnetbänder) oder Sanyo (Akkus), die nördlich von Tokio liegen, sind teilweise erheblich beeinträchtigt. Hier wird versucht, die Kapazitäten auf andere Werke zu verlegen.

Japanische Wirtschaft

Sorge macht vielen Anbietern im ganzen Land die Stromversorgung. Aufgrund der vielen abgeschalteten Atommeiler ist dieser nicht immer ausreichend vorhanden. Viele Konzerne reduzieren auch aus Rücksicht auf die von der Katastrophe betroffenen Gebiete im Nordosten Japans die Produktion, um Energie zu sparen.

Neben der Stromversorgung leidet auch die Logistik. Die Straßen, Eisenbahnverbindungen und die Hafeninfrastruktur im Nordosten werden für Wochen oder gar Monate unterbrochen sein. Flugverbindungen nach Tokio sind zurzeit stark reduziert. Dadurch steigt die Nachfrage nach Transportkapazitäten und damit auch die Preise.

Internationaler Display Markt

Die Hotspots des internationalen Displaymarkts sind neben Japan Taiwan, Korea und China. In Taiwan (AUO und Chimei Innolux) und Korea (Samsung, LG Displays) werden LCD-Panels in einigen Milliarden US-Dollar teuren Fabriken produziert. In China setzen dann Spezialisten wie die taiwanesische TPV (Konzernmutter von MMD/Philips) die Panels mit der Elektronik und dem Gehäuse zusammen.

Die finale Assemblierung der für Europa bestimmten Displays findet aus Zollgründen meistens innerhalb der EU, beispielsweise in der Slowakei, Polen oder Ungarn statt. Hier sind die Lager auch noch gefüllt und Engpässe erst einmal nicht zu erwarten.

Allerdings sehen Experten in Taiwan möglicherweise Nachschubprobleme in ein bis zwei Monaten auf die LCD-Industrie zukommen. Einige Rohmaterialen und Komponenten – sogenannte Upstream raw materials – könnten knapp werden, da es nur eine kleine Anzahl an spezialisierten Lieferanten in Japan und Korea gibt. Laut der Branchenzeitung Digitimes könnten sich somit die Weltmarktpreise für LCD-Panels wieder erhöhen.

Sonstige Auswirkungen

Die Kosten für Elektrizität werden in Deutschland aufgrund der Abschaltung von alten Atommeilern  steigen. An der Leipziger Strombörse stieg gestern der Preis für eine Megawattstunde Strom im zweiten Quartal 2011 um neun Euro auf 61 Euro. Die Erhöhung der Großmarktpreise werden auch Digital Signage-Kunden zu spüren bekommen

invidis Kommentar
Die Katastrophen in Japan sind in ihrer Dimension und Zerstörungskraft unfassbar. Zurzeit gilt unser Mitgefühl dem japanischen Volk.

Trotzdem bedarf es einer nüchternen Betrachtung der Auswirkungen auf die deutsche und europäischen Digital Signage-Branche – einer Industrie und einem Medium, das im vergangenen Jahr beträchtlich an Schwung gewonnen hat, aber immer noch ein verhältnismäßig zartes Pflänzchen ist.

Ernsthafte Engpässe sind für professionelle Displays aller Voraussicht nach nicht zu erwarten. Temporäre Lieferverzögerungen und volatilere Preise könnten aber durchaus ab April auftreten. Der Trend zu Green Digital Signage wird nun sicherlich noch einmal verstärkt.

Lesenswert ist auch der Hintergrundbericht des manager magazins zum Thema „Weltwirtschft in der Japan-Zange“