APG|SGA – Schweizer Platzhirsch in der Außenwerbung – hat seinen Geschäftsbericht 2015 veröffentlicht. Finanziell und bilanziell geht des dem Unternehmen weiterhin sehr gut.
Bei der Digitalisierung und dem Ausbau der Geschäftsfelder bleibt das Unternehmen weiter am Ball – befindet sich aber mit seinem großen Schweizer Mitbewerber Clear Channel in einem Rechtsstreit, der die Digitalisierung der Außenwerbung derzeit noch in Teilen lähmt.
Das Zahlenwerk des Außenwerbers APG|SGA liegt schon vor – wir berichteten zuletzt an dieser Stelle. Man erwirtschaftete 2015 ein Nettoergebnis in Höhe von 53,3 Millionen CHF – eine Zunahme gegenüber dem Vorjahr um 3%. Eine Analyse des Berichts zeigt, wo der Außenwerber digitale Schwerpunkte setzt.
Da, wo es die Märkte für Außenwerbung in der Schweiz betrifft, kann der Platzhirsch weiterhin punkten. Zwar musste sich die APG in Teilen, etwa bei der Airportwerbung, manches Kuchenstück dm Wettbewerb überlassen. Doch der Wegfall der Rechte am Airport Genf – der unter neuem Vermarkter nun 4K Screens ans Netz nimmt -sowie andere Konzessionen, bei denen es die APG nicht weiter schaffte, werden durch weitere andere Aktivitäten sehr gut ausgeglichen.
Das Wachstum findet in DooH statt: in Retail DooH, in Shopping Malls, an Airports. Dabei werden oftmals bestehende Standorte erweitert und digitalisiert. Hier herrscht ein maßvoller und schrittweiser Aufbau vor – wie in den Vorjahren.
Einzelne Bereiche befeuern derzeit generell den Schweizer Markt – etwa der Bereich Traffic. Auch wenn dort das Gros in analogen Angeboten besteht: hier gab es Wachstum zu verzeichenen. Generell gilt bei der APG der Grundsatz, dass analoge Outdoor Werbeträger ebenfalls modernisiert werden – etwa Rolling Boards.
Doch, um bei Traffic zu bleiben, auch Fahrgast TV Systeme haben APG|SGA im Jahr 2015 Zuwachs gebracht. Und: Hier dürfte ein weiterer Ausbau geplant sein. TrafficMediaScreen haben die Schweizer das digitale Innen-Format von APG|SGA Traffic getauft. Die Doppel-Screens in den Fahrzeugen zeigen auf der linken Seite Fahrstrecke, Haltestellen und Umsteigemöglichkeiten an – auf der rechten Seite läuft ein Mix aus interessanten Inhalte, News und Werbefenstern.
In Lausanne ging am 1. November 2015 TrafficMediaScreen bei den transport public de la région lausannoise auf Sendung. Mit 414 Screens und 80 Millionen jährlichen Fahrgästen der größte Verkehrsbetrieb in der Schweiz mit digitalem Angebot.
Bei den Inhalten auf der rechten Hälfte der Doppel-Screens ging man neue Wege: Statt auf News und Wetter setzt TrafficMediaScreen in Lausanne auf lokale touristische Inhalte und Informationen aus den rund 42 bedienten Gemeinden. Dank der Aufteilung des Programms in 22 lokale Zonen können die Inhalte sehr effizient und ortsspezifisch ausgestrahlt werden.
Man kann davon ausgehen, dass die APG den Bereich Fahrgast TV ausbauen möchte. In Lausanne jedenfalls hat es der Media Owner – eigentlich – geschafft, mit seinen Screens regional sowohl über ePanel und eBoard in der City vertreten zu sein, wie im lokalen Nahverkehrs-Netz. In der Theorie.
Denn das City Netzwerk existiert derzeit de facto nicht – es ist Bestandteil mindestens einer juristischen Auseinandersetzung vor dem höchsten Schweizer Gericht, dem Bundesgericht in Lausanne. Zufälligerweise trifft man sich vor Gericht in der Stadt, um deren Werberechte man sich juristisch streitet – beteiligt sind die beiden Branchenunternehmen APG|SGA und Clear Channel Schweiz.
Mit Lausanne und der Metropolregion Lausanne-Genf möchten die Außenwerber eine Region in der Schweiz mit DooH und anderen Medien bedienen, in der denen neben vielen Unternehmen und internationalen Organisationen auch kaufkräftige Zielgruppen und ein internationales Umfeld zusammen kommen.
Derzeit gibt es allerdings noch ein juristisches Problem: Der Rekurs eines Mitbewerbers führte laut dem börsennotierten Außenwerber „zu Verzögerungen hinsichtlich der Umsetzung. Ein Entscheid des Bundesgerichtes ist noch hängig“. Es geht dabei um die Werberechte an insgesamt 1.980 analogen und digitalen Werbeträgern. Vorangegangen waren erste Auseinandersetzungen beim kantonalen Gericht. Dabei ging es unter anderem darum, ob Lausanne durch den Zuschlag an den langjährigen Vertragspartner APG|SGA gegenüber dem Konkurrenten benachteiligt haben könnte. Schließlich geht es um Millionen Franken schwere Werberechte und Arbeitsplätze von zehn bislang beschäftigten kommunalen Mitarbeiter, berichtete die Tribune de Genève im Herbst 2015.
Damit wird es möglicherweise erst nach einer juristischen Entscheidung zum vernetzten Angebot kommen. Alternativ wäre eine Kooperation mit einem etwaigen Mitbewerber eine Option.
Derzeit können bei APG lediglich ePanel und eBoard (LED Screens und 65″ LCD Screens) in Lausanne gebucht werden, bei denen es sich jeweils um Rail Netzwerke handelt. Momentan nicht nur metaphorisch ein Halte-Bahnhof für den Außenwerber.
Bei dem Gegner in dem Rekurs-Verfahren handelt es sich Clear Channel Schweiz. Damit kämpfen beide Branchengrößen um die wichtigen analogen und digitalen Rechte in Lausanne.
Entschieden wird über diesen lukrativen Werbestandort ebenfalls in Lausanne – nämlich in einem der Gerichstssäle des Bundesgerichts, dem Roten Gerichtssaal, dem Blauen Gerichtssaal oder dem Großen Gerichtssaal.
Auf Nachfrage bestätigte das Schweizer Bundesgericht, dass es derzeit zwei Verfahren zwischen APG|SGA sowie Clear Channel Schweiz gibt. Mindestens eine der beiden noch nicht ausgefochtenen Rechtsstreitigkeiten dürfte sich um die Werberechte in Lausanne drehen. Beide Verfahren sind hängig und tragen jeweils ein Aktenzeichen aus dem Jahr 2015. Über den Ausgang werden wir berichten, sobald Prozesse eröffnet und geführt wurden.