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Signage Sunday

Wirbel um Facial Recognition in Österreich

Signage Sunday heute: Mal wieder gibt es medialen Wirbel um Facial Recognition. In Österreich testet Bayer die Technologie in Apotheken, um Kunden passende Werbung auszuspielen. Trotz transparenter Erklärung sorgt das derzeit für Unmut.
Test mit Facial Recognition – Werbe-Screen in einer österreichischen Apotheke (Foto: Bayer Austria)
Test mit Facial Recognition – Werbe-Screen in einer österreichischen Apotheke (Foto: Bayer Austria)

Signage Sunday berichtet sonntags über die kleinen und großen Ereignisse der Digital Signage-Woche. Mit dem neuen Feature blicken wir auch über den Tellerrand hinaus und beleuchten Trends und Diverses jenseits von 16:9-Signage. Signage Sunday heute.

Die Akzeptanz von Werbung, die auf den Nutzer zugeschnitten ist, ist eigentlich gegeben: Schon seit Jahren wird die personalisierte Ansprache im Web und Mobile Web auf verschiedenen Wegen genutzt. Entsprechend sorgen Algorithmen dafür, dass Nutzer, die sich für ein Thema zu interessieren scheinen, passende Werbung ausgespielt bekommen. Und bei Plattformen wie Amazon werden Angebote der Art „Kunden, die sich für X interessiert haben, haben sich auch für Y interessiert“ von den allermeisten Endkunden sogar als willkommene Anregung angenommen.

In der deutschsprachigen Offline-Welt sieht es dagegen derzeit noch anders aus. Testen Unternehmen zusammen mit DooH- und Digital Signage-Screens eine Software, die bei Kunden Merkmale wie Geschlecht und Alter schätzt, ist schnell der Ärger da. Das zeigten die vergangenen Monate in Deutschland. Etwa als real,- einen solchen Test bei seinem Instore TV nach Berichterstattung und Protest einstellte. Hatte der Einzelhändler damals noch recht passiv und unglücklich reagiert – ein eigentlich identischer Pilott in Partner-Filialen der Deutschen Post blieb ohne Folgen – so hat Pharma-Riese Bayer in Österreich mit einem transparent kommunizierten Test in zwei Apotheken derzeit ebenfalls ein mediales Problem.

In Linz und an einem anderen Ort testet Bayer Werbe-Screens, die lokal mit Facial Recognition arbeiten, um passende Werbung für OTC-Medikamente auszuspielen. Mit einem Aushang machen das Unternehmen sowie die Partner-Apotheken darauf aufmerksam. Nachdem der ORF sowie Futurezone.at über den Versuch berichtet hatten, berichteten zahlreiche Medien in Österreich kritisch darüber. Auch Spiegel Online nahm das Thema in der letzten Woche auf. Tenor zumeist: „Skandal!“

Dass der Skandal nicht mal zum Skandälchen reicht – jeder Kunde wird informiert, kein Apothekenkunde wird zur Teilnahme gezwungen – zeigt, dass in der Online- und Offlinewelt im Raum DACH derzeit mit zweierlei Maß gemessen wird. Ein lokaler Scan ist kein sich im System festfressendes Cookie, dessen Infos in einem anderen Rechts-Raum in Übersee bearbeitet und womöglich lange gespeichert und mit weiteren Infos verknüpft werden. Ironie der Geschichte: Ausgerechnet kurz vor dem Black Friday, den viele Medien inzwischen selbst abfeiern wie die Heilige Messe, werden spezielle Werbemaßnahmen pauschal diskreditiert, ohne zu unterscheiden. Nach wie vor wird hier mit zweierlei Maß gemessen.

Letzteres übrigens auch durch die Nutzer selbst: Eine repräsentative Umfrage in Nordrhein-Westfalen ergab in diesem Jahr, dass sehr viele Kunden keine Gesichtserkennung für Werbung am Point of Sale wünschen – zugleich wären aber 56% damit einverstanden, wenn beispielsweise eine Überwachungskamera an der Haustür einer Privatwohnung Gesichter analysiert.