invidis hat bereits im April darüber berichtet, wie Designer von Samsung aus Display-Umverpackungen neue Möbelstücke basteln. Die Schachteln sind so gestaltet, dass Kunden die Verpackung ihres Samsung Design-TVs in vielseitige kleine Möbelstücke umwandeln können. Aus der dicken Wellpappe, aus der die Verpackung besteht, können kleine Tische und Regale gebaut werden. Durch Scannen der QR-Codes auf den Außenseiten der Schachteln kann auf die Bauanleitung zugegriffen werden. Die Koreaner nennen es Upcycling – anstelle in den Papiermüll wandert die Verpackung nun ins Wohnzimmer. Mit der ständig wachsenden Displaygröße nimmt auch die Verpackung an Größe und Volumen zu. Viel Material für neue Ideen rund um Green Signage.
In einem Hintergrundgespräch gibt Samsung nun einen Einblick in die Denke der Designer, die im Unternehmensbereich Visual Display Business mit der neuen Öko-Verpackung nicht nur schicke Displays entwickeln, sondern auch an Lösungen für ökologische Nachhaltigkeit arbeiten.
„Sollte es nicht einen Weg geben, aus Display-Verpackungen etwas Nützliches zu machen, statt sie einfach zu entsorgen?“ Mit dieser einfachen Frage begann die Entwicklung der Öko-Verpackungsinitiative. „Heute sind immer mehr Verbraucher daran interessiert, die Umwelt zu schützen“, erklärt Designer Daehee Yoon von der Product Design Group. „Dank Öko-Verpackungen können sie einfach Umweltschutz leisten, indem sie ganz normal Waren einkaufen. Das war die Idee, die uns angetrieben hat.“
Die Kernidee, Verpackungsmaterial wiederzuverwenden, reichte für sich allein aber noch nicht aus – es brauchte konkrete Maßnahmen, um die gemeinsame Vision tatsächlich zu verwirklichen. Während die Designer das Projekt planten, kam ihnen eine Idee durch die Art, wie Käufer den Lifestyle TV The Serif nutzten. Viele Kunden kauften auch zusätzliche Schubladen oder Schränke, in denen sie ihr Fernsehzubehör aufbewahren konnten. „Davon ausgehend begannen wir, Papp-Produkte auf dem Markt zu recherchieren und Hersteller von Kleinmöbeln zu besuchen“, erklärt Designer Jonathan Whang von der Future Experience Design Group.
Punktmuster-Matrix-Design – DIY leicht gemacht
Obwohl es wichtig ist, ein Produkt ästhetisch ansprechend zu gestalten, dürfen Designer nie die Benutzerfreundlichkeit aus den Augen verlieren. Für die Öko-Verpackungsdesigner war es daher das Ziel, ein Produkt zu entwickeln, das nicht nur die Kernidee erfüllt, sondern auch einfach zu handhaben und zudem langlebig ist. Zuerst dachten sie daran, Führungslinien in den Karton zu schneiden und gedruckte Pläne zu erstellen. Sie erkannten jedoch bald, dass eine solche Vorgehensweise die Anzahl der zur Verfügung gestellten Baumethoden einschränken und dazu führen könnte, dass die Ware bei der Lieferung beschädigt wird.
Schließlich kamen die Entwickler auf ein „Punktmuster“-Design: Durch ein direkt auf den Karton gedrucktes Punktmuster erhalten Nutzer eine leicht verständliche Anleitung zum Upcycling und das transportierte Produkt ist weiterhin geschützt – ohne dass zusätzliche Kosten oder Emissionen anfallen. „Jeder fünfte aufgedruckte Punkt ist größer als die anderen, so dient die Anzahl der Punkte als Maßeinheit“, erklärt Daehee Yoon. „Das macht den Bau der eigenen Upcycling-Möbel ganz einfach – und lässt die Möbel nach dem Bau natürlich auch gut aussehen.“
Die Samsung Öko-Verpackungsinitiative fördert nicht nur Upcycling, auch die zugehörigen Anleitungen werden papierlos angeboten: Eine große Auswahl von Bauplänen wird durch Scannen eines QR-Codes auf der Oberseite des Kartons elektronisch zugänglich gemacht. „Die QR-Codes ermöglichen einen schnellen Zugriff auf Bauanleitungen, ohne dass extra eine App installiert werden muss“, so Sungdo Son. „Das elektronische Format erleichtert auch das Hinzufügen und Modifizieren von Plänen.“
Punkte auf Schachteln zu drucken und digitale Baupläne bereitzustellen mag recht einfach klingen. Die Designer bei Samsung standen aber vor der nicht unerheblichen Herausforderung, Pläne zu entwickeln, denen Nutzer leicht folgen können und ein Endprodukt zu schaffen, das sowohl haltbar als auch attraktiv ist. „Wir mussten unsere Strategie mehrmals ändern, bis wir eine finale Lösung gefunden hatten, die allen Anforderungen genügte“, erklärt Jonathan Whang.
Wie der Bauvorgang für den Kunden aussieht, erläutert Whang so: „Wie viel Erfahrung und Zeit für den Bau jedes einzelnen Möbelstücks benötigt wird, ist in den Anleitungen vermerkt, damit die Nutzer eine informierte Entscheidung treffen können, was sie mit ihrer Verpackung anfangen. Nachdem die ersten Öko-Verpackungen versendet waren, war es interessant zu sehen, wie sehr sich die Endprodukte in Form und Aussehen unterschieden, obwohl sie nach den gleichen Plänen gebaut worden waren.“
Zu ihrer Öko-Initiative erklären die drei Designer: „Auch wenn unsere Öko-Verpackungen keine drastische Reduzierung des Papierabfalls bewirken, hoffen wir, dass unsere Bemühungen das Bewusstsein für die relevanten Umweltfragen stärken.
Die Geschichte der Öko-Verpackungsinitiative ist aber noch nicht zu Ende. „Wir kooperieren mit dem britischen Design-Magazin Dezeen, um einen Wettbewerb für Öko-Verpackungsdesign zu veranstalten, der für alle offen ist“, berichtet Sungdo Son. „Die Teilnehmer werden aufgefordert, Designs für verschiedene Arten von Öko-Verpackungen zu entwerfen, die aus umweltfreundlichen Materialien und Wellpappe hergestellt werden.“
invidis Kommentar:
Das Konzept, aus Display-Verpackungen neue längerfristige Möbel zu entwickeln, kann auch für die Digital Signage Branche ein interessanter Ansatz sein. Auch wenn sich wohl kein Integrator oder Retailer nach einem Rollout 2.000 Umverpackungen als Tisch ins Wohnzimmer oder Büro stellen möchte, kann es doch Szenarien geben, wo diese Umverpackung noch ein mehrwertstiftende zweite Nutzung erhalten. Ob als funktionales Möbel oder Basis für Spuckschutz in einer Tafel-Essensausgabe oder in Refugee-Camps. Natürlich sind Hygiene-Auflagen und andere Umstände zu berücksichtigen, aber Green Signage und Sustainability-Initiativen sollten auch in Krisenzeiten wie Corona nicht in Vergessenheit geraten. Wir freuen uns aus Vorschläge.