Für Werbung, Entertainment oder allgemeine Hinweise: Große LED-Installationen liegen im Trend. Komplizierte Genehmigungsverfahren können die Kosten und der Aufwand für solche Projekte allerdings enorm steigern – denn es geht um Sicherheit und Brandschutz in öffentlichen Bereichen mit hohem Menschenaufkommen. Spätestens dann kosten großflächige LED-Walls gern mehrere Hunderttausend Euro – Unabhängig davon ob sie in Flughäfen, Einkaufszentren, U-Bahnstationen oder auf Messen installiert sind. Und sollte das System wirklich einmal einen Brand auslösen, ist der Schaden aufgrund von Löschsystemen wie Sprinkleranlagen massiv – selbst, wenn eigentlich nur ein einzelnes Panel oder defektes Bauteil die Ursache ist.
Der deutsche Systemintegrator Ben Hur wollte genau dieses Problem lösen und setzt sich deswegen seit Jahren im Auftrag mehrerer Flughäfen mit dem Thema LED-Screens und Brandschutz auseinander. Dafür testete das Kölner Unternehmen zunächst verschiedene Displays und LED-Flächen in Zusammenarbeit mit der Material Prüfungsanstalt Braunschweig auf ihre Brandeigenschaften. Das Ergebnis war ernüchternd: Viele der in China standardmäßig für die Display-Produktion verwendeten Kunststoffe sind nach europäischer Norm leicht entflammbar. Und damit für Installationen im öffentlichen Raum nicht genehmigungsfähig.
Mini-Feuerlöscher direkt im Panel
Nur wenige Anbieter wie NEC bieten Displays in allen gängigen Größen mit Metallgehäuse. Die sind sicherer, aber auch nicht für alle Standorte geeignet. Ben Hur experimentierte viel und setzte dabei auch auf die Expertise seines Partners, dem Distributor Lang aus Lindlar. Dann fand man die Mini-Feuerlöscher des Ahrensburger Unternehmens und Sicherheitsexperten JOB. Genauer die „Automatic Miniature Fire Extinguisher“, kurz AMFE, und die VDS zertifizierte „E-Bulb“ Micro-Feuerlöscher. Ben Hur erkundigte sich, ob man auch eine Version für Medieninstallationen entwerfen könne. Das deutsche Dreiergespann entwickelte daraufhin gemeinsam ein automatisches System. Damit kann ein Entstehungsbrand im Screen selbst, der von außen mit Sprinklern oder anderen konventionellen Löschanlagen nicht zu erreichen ist, automatisiert gelöscht werden.
Dazu werden AMFEs direkt in die einzelnen Panels der LED-Walls und E-Bulbs unmittelbar auf den Platinen integriert. Der AMFE Mini-Feuerlöscher besteht aus einem Löschkopf und einem Zylinder. Bei einer definierten Temperatur oder einem Auslösesignal zerbricht eine Glasampulle im Zylinderkopf und gibt das Löschmittel frei: ein ungiftiges nicht-leitendes Flüssiggas. Innerhalb von Millisekunden füllt dieses den Raum innerhalb des brennenden Panels und löscht das Feuer.
Die noch kleineren E-Bulbs arbeiten nach dem gleichen Prinzip. Darüber hinaus wird die Stromzufuhr der LED-Wall sofort allpolig unterbrochen. Beide Löschanlagen können auch über Sensoren für Rauch ausgelöst werden. Im Gegensatz zu anderen Systemen mit CO2 ist die verwendete Löschflüssigkeit rückstandsfrei und beeinträchtigt die weitere Elektronik nicht. Das betroffene Panel kann anschließend getauscht werden, die restliche Wand bleibt intakt.
Vom Verursacher zum Beteiligten
Damit das alles funktioniert, müssen die verwendeten Displays und LED-Panels umfangreich mechanisch optimiert werden. Screens mit der automatischen Löschtechnologie werden von Brandverursachern zu Brandbeteiligten – genehmigungstechnisch ein großer Unterschied. Und das eröffnet neue Installationsmöglichkeiten. In Messegebäuden, Flughäfen und auf Rettungswegen sind nämlich nur Baustoffe der Brandklasse A1 (nicht brennbar) und B1 (schwer entflammbar) erlaubt.
Da LED-Walls und große Displays die Wände großflächig bedecken, müssen sie ebenfalls diesen Vorgaben entsprechen. Auch in Hochhäusern und Fahrstühlen, deren Brandschutzvorschriften mit zu den schärfsten zählen, können mit den neuen Komponenten digitale Wände installiert werden. Denn als „nicht brandverursachend“ sind sie auch in einer mit A1 oder B1 bewerteten Umgebung unbedenklich.
Zum Einsatz kommt die Gemeinschaftsentwicklung „Made in Germany“ beispielsweise bei den LED-Walls von Samsung, die inzwischen an mehreren großen deutschen Flughäfen und Messestandorten hängen. Die aktuell größte Installation wurde am Frankfurter Flughafen umgesetzt. Die 43 Quadratmeter große LED-Wall besteht aus 25 horizontalen und 5 vertikalen Einheiten, sogenannten Cabinets.
Mit der branchenweit einzigartigen Lösung ist Ben Hur seiner Konkurrenz technologisch ein bis zwei Jahre voraus. Vor der Corona-Krise war die Nachfrage enorm, gerade für großformatige Installationen. Der Integrator ist zuversichtlich, dass mit dem Wiederanlauf der Wirtschaft und den Wiedereröffnungen der Flughäfen und Messezentren auch die Nachfrage erneut steigt. Schließlich werden mit der von Ben Hur, JOB und Lang entwickelten Technologie völlig neue digitale Hingucker möglich.
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