Der Münchner Value Added Distributor Concept International ist Spezialist für Digital Signage-Player und PC-Systeme für Industrie, Handel, Gastronomie, Healthcare und den PoS. Die Auswirkungen der Corona-Krise spürte Concept besonders im April, als der erste Lockdown griff. Seitdem laufen die Bestellungen allerdings auf Hochtouren. Der Gesamtumsatz bei Concept stieg nach aktuellem Stand um rund +20% im Vergleich zu Vorjahren. „2020 wird wohl als das bizarrste Jahr in unserer Unternehmensgeschichte eingehen“ sagt Concept International CEO Mike Finckh im Gespräch mit invidis. „Die aktuelle Corona-Situation beeinflusst unser Geschäft weniger als die zwei Jahre dauernde CPU-Krise von Intel“.
Starke Worte, aber die Zahlen untermauern die Aussage von Finckh. Denn Anfang des Jahres verbesserte sich die CPU-Verfügbarkeit und die Münchner konnten gegenüber dem schwachen Vorjahr hier rund +5% mehr Umsatz verzeichnen. Treiber sind dabei unter derem der „DigitalPakt Schule“. Das Förderprogramm unterstützt Bildungseinrichtungen bei der Digitalisierung. Lange wurden die Gelder allerdings wegen komplizierten Antragsverfahren nicht abgerufen. Im Frühling entschärfte der Bund die Prozesse, seitdem steigt die Zahl der Aufträge von Schulen. Hier konnte Concept einige Ausschreibungen mit seinem GIADA PC68, einem Einschub-PC für Whiteboards, gewinnen.
Concept International: Wie Digital Signage und AI den stationären Handel beleben
Auf der anderen Seite sind die Android-Player des Distributors gefragt. „Viele Digital Signage-Softwarehersteller bieten inzwischen funktional leistungsfähige Lösungen mit unseren GIADA DN73 und DN74 an. Deren Kombination aus Android-Player auf Industrie-PC Niveau mit Watchdog-Funktion und weiteren Features ist einzigartig: hier laufen einige richtig große Stückzahlenprojekte.“ Großes Umsatzwachstum von +200% kommt aus dem Bereich Healthcare. Auch hier unterstützt Concept die Digitalisierung mit seinen PC-Produkten, die am Point-of-Care – sprich auf Station – eingesetzt werden.
Weiterer Umsatztreiber sind Android-basierte Kassensysteme für den Retail, hier verzeichnet Concept ein Plus von +320%. „Die Tendenz geht klar zu anspruchsvoll designten Kassensystemen, sowohl bei den mobilen Handheld-Kassen als auch bei Desktop-Kassen. Unsere Kunden suchen Lösungen mit schick integriertem Drucker, NFC Drahtlosbezahlung und einem Kundendisplay beispielweise zur Anzeige von Aktionscodes.“ Der Retail sellt sich auf das neue Verhalten seiner Kunden ein. Und die wollen modern kontaktlos bezahlen. Das führt zu Neuanschaffungen.
Herausforderung Logistik
Auch wenn Intels CPU-Krise überwunden ist, haben sich neue Herausforderungen durch Corona entwickelt. China scheint mit der Produktion bestimmter Bauteile nicht so recht nachzukommen. Verständlich, da in der Krisenzeit natürlich vorsichtig disponiert wurde. Einige wichtige Bauteile – wie beispielsweise WLAN-Chips – sind schwierig zu bekommen. „Aktuell leiden wir wieder etwas an der Nichtverfügbarkeit einzelner Chipsets. Und an den Corona-bedingten Einschränkungen in der Lieferkette“.
Zur Erklärung: Transportfirmen müssen derzeit aus Quarantänegründen mit doppelter Pilotenzahl fliegen, damit sofort wieder zurückgeflogen werden kann. „Fedex limitiert Paketsendungen derzeit auf 100 kg pro Tag, wir importieren aber aktuell rund 3.000kg pro Woche.“ Darum musste Concept alleine in den letzten sechs Monaten drei Preiserhöhungen hinnehmen, Stichwort „Coronazuschlag“. Auch ist es ein Lotteriespiel, was Fedex mit der nächsten Lieferung mitnimmt. Und das meiste bleibt stehen. Die zurückbleibende Ware lässt Concept wöchentlich von einer anderen Frachtspedition abholen. Daher kommt es zu zusätzlichen Preiserhöhungen für den Distributor und weiteren Lieferverzögerungen.
Die Preise für seine Kunden will Concept allerdings nicht erhöhen. „Viele Artikel haben wir noch in ausreichender Menge auf Lager, so dass gegebenenfalls auch ausgewichen werden kann. Wir bitten unsere Kunden hier um Einsicht und etwas Geduld. Aber wir schaffen das, kein Zweifel“.
Interview Concept International: „Der Trend geht weg von teurer PC-basierter Hardware“