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Digital Retail

Vorbereitung auf den Lockdown

Ab Mittwoch muss der Einzelhandel in Deutschland schließen – Für die Retailer eine Horrornachricht, allerdings keine große Überraschung. Über die letzten Monate bereiteten sich viele bereits auf einen möglichen erneuten Lockdown vor: ob Online-Bestellung und Abholung auf dem Parkplatz, Beratung per WhatsApp oder Verkauf über Zalando. Ideen und digitale Lösungen gibt es viele. Es bleibt die Hoffnung, das Kunden die Angebote auch nutzen.
Maskenpflicht in der Innenstadt von München (Foto: invidis)
Maskenpflicht in der Innenstadt von München (Foto: invidis)

Das wichtige Weihnachtsgeschäft ist für die Einzelhändler in diesem schwierigen Jahr verloren – ab Mittwoch gilt der Lockdown für Non-Food-Geschäfte. Die Nachricht an sich bedeutet wohl für einige Retailer das aus. Der Schock selbst dürfte aber wohl gering ausfallen, war die Entwicklung fast abzusehen. Mögliche Schließungen zum Weihnachtsfest, dass Händlern nochmal viele Kunden in die Geschäfte gebracht hätte, wurde seit Wochen und Monaten heiß diskutiert. Der Konsum-Dezember wäre ein letzter Lichtblick in einem sonst rabenschwarzen Jahr für die Branche gewesen.

Nicht alle Teil-Branchen sind aber gleichermaßen hart betroffen. Der Lockdown hat im Einzelhandel extrem unterschiedliche Auswirkungen: So lief es insbesondere bei Spielwaren, Büchern, Unterhaltungselektronik und Haushaltswaren in den letzten Tagen ganz gut. Der Lebensmittelhandel verzeichnet deutliche Zuwächse und der Online-Handel boomt. Ein Lockdown zum Jahreswechsel, wie er nun eintrifft, ist dafür eine harte Zerreißprobe etwa für Textilhändler. „Der Lockdown-Handel verzeichnet in diesem Jahr voraussichtlich Umsatzeinbußen in Höhe von 36 Milliarden Euro. Das kann die Branche ohne passgenaue Hilfen nicht mehr überstehen. Insbesondere im Modehandel stehen viele Betriebe kurz vor der Insolvenz“, so der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE) Stefan Genth.

Nach der Entscheidung für eine erneute Schließung des Nicht-Lebensmittelhandels hat der HDE seine Prognosen für das Gesamtjahr 2020 und das Weihnachtsgeschäft entsprechend angepasst. Demnach verliert der vom Lockdown betroffene Handel im Vergleich zum Vorjahr rund 20 Prozent seines Jahresumsatzes. Gleichzeitig erzielt der Online-Handel mehr als 20 Prozent Plus.

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Einige Händler zeigen sich aber auch vorbereitet auf die Schließungen, etwa mit maßgeschneiderten Multichannel-Strategien: wer neben stationär auch online kann, kommt besser durch die Krise. So richten einige stationäre Händler Alternativen ein und verkaufen ihre Ware etwa über Plattformen wie Zalando. Oder starten eigene kleine Netzwerke mit ihrer Stammkundschaft auf Facebook und WhatsApp und bieten Einkaufen auf Abholung am Parkplatz. Die Ladentüren müssen geschlossen bleiben, das Geschäft allerdings nicht ruhen. Dennoch, wer sich digital vorbereitet hat, kommt zwar glimpflicher durch den Jahreswechsel, dürfte aber einer Minderheit angehören.

Der HDE setzt sich deshalb bei der Bundesregierung für eine Gleichbehandlung mit der Gastronomie beim Umsatzausgleich für den Dezember ein. Bei den Überbrückungshilfen ab dem kommenden Jahr macht der HDE deutlich, dass diese bisher an vielen Stellen nicht passgenau für den Handel sind. „Die bisher vorgesehenen Hilfen der Bundesregierung sind wichtig, müssen aber noch in vielen Details an den tatsächlichen Bedarf angepasst werden sowie dann unbürokratisch und schnell ausgezahlt werden“, sagt Genth. Ansonsten gebe es womöglich für bis zu 50.000 Geschäfte mit 250.000 Beschäftigten keine Zukunftsaussichten mehr.

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