Anzeige
Brandschutz

Digital Signage als Teil der Lösung

Hamburg | Klare Regeln, nach denen Digital Signage-Anlagen die erforderlichen Brandschutz-Regeln erfüllen, sind noch Mangelware. Das liegt vor allem daran, dass die Medientechnik an den Maßstäben für Baustoffe gemessen wird. Daher sind ganzheitliche Brandschutz-Konzepte gefragt.
Die Brandschutz-Richtlinien sind im Allgemeinen nicht auf elektronische Geräte ausgerichtet. Ein integrierter Brandschutz kann Teil der Lösung sein. (Foto: JOB Gruppe)
Die Brandschutz-Richtlinien sind im Allgemeinen nicht auf elektronische Geräte ausgerichtet. Ein integrierter Brandschutz kann Teil der Lösung sein. (Foto: JOB Gruppe)

Der Brandschutz stellt Digital Signage-Anbieter immer wieder vor knifflige Herausforderungen. Das bewies auf der Veranstaltung Best Medientechnik auch der Vortrag von Jochen Zehfuß, Professor am Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz der TU Braunschweig.

Brandschutz und Digital Signage: Zuhören, diskutieren, umsetzen

In seiner Präsentation zeigte er Faktoren auf, die wichtig sind, um mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Genehmigung zu erhalten – und auch die Hindernisse. Denn wie elektronische Systeme im Brandschutz behandelt werden sollen, gerade in sensiblen Bereichen wie Fluchtwegen, ist nicht klar geregelt.

Professor Jochen Zehfuß hielt die Keynote auf dem Event Best Medientechnik. (Foto: JOB Gruppe)
Professor Jochen Zehfuß hielt die Keynote auf dem Event Best Medientechnik. (Foto: JOB Gruppe)

Das Grundproblem: Um Brände zu vermeiden, werden an kritischen Orten, zu denen auch solche gehören, an denen sich viele Menschen aufhalten, nicht- oder schwer brennbare Baustoffe gefordert. Diese werden nach DIN 4102-1 klassifiziert, zum Beispiel in das bekannte B1 – hier handelt es sich dann um einen schwerentflammbaren Baustoff.

Brandschacht für B1

Der Test, mit dem man eine Eignung auf B1 untersucht, ist die Brandschachtprüfung. Hierbei wird das Material nach einem vorgegebenen Schema beflammt und Brandausbreitung gemessen. Wichtig ist zudem, dass kein brennendes Material abtropft.

Hier zeigt sich wieder das Problem, dass es keine einheitlichen Standards gibt. Denn die DIN 4102-1 stimmt nicht vollständig mit dem europäischen Klassifizierungssystem überein, das in der DIN EN 13501 geregelt ist – der Norm, die üblicherweise zur Bewertung des Brandschutzes hinzugezogen wird. Hier wird nämlich gar nicht nach B1 klassifiziert, sondern lediglich nach B.

Brandschutz: Keine Displays mehr verheizen

Das ist aber nicht das Grundproblem für Digital Signage-Installationen. Dieses verdichtet sich in der Frage, die auch Jochen Zehfuß in seinem Vortrag stellte: Wie gehen wir mit elektrischen Geräten um? Denn diese befinden sich nicht im Regelungsbereich der Bauordnung. Oft können Prüfverfahren, zum Beispiel die Brandschachtprüfung, nicht bei elektrischen Geräten angewendet werden. Hier könnten nur Teilkomponenten getestet werden – was für die Klassifizierung des Gesamtsystems nicht ausreicht.

Das Ganze betrachten

Somit läuft es bei der Installation von Medientechnik immer auf eine individuelle Bewertung der Brandrisiken hinaus. Dabei werden Brandentstehungsrisiko und Brandausbreitungsrisiko gemessen. Und individuell bedeutet auch wirklich individuell. Denn Brandschutz ist Ländersache, somit gibt es 16 Brandschutzgesetze 16 Brandschutzbehörden in Deutschland – mit zahlreichen Unterbrandschutzbehörden. Somit kann ein Brandschutzkonzept bei einer Behörde durchgehen und bei einer anderen nicht – ein Albtraum für jegliche nationale Roll-outs.

Brandschutz: Unklarheit verhindert Digitalisierung

Um hier mehr Einheitlichkeit zu schaffen, plädierte Jochen Zehfuß für einen ganzheitlichen Ansatz, der sich nicht auf die Baustoffklassifizierung beschränkt. Das Vermeiden von Bränden und von Verrauchung – vor allem von Rettungswegen – sollte durch verschiedene Faktoren verhindert werden. Neben einer schweren Entflammbarkeit muss als wichtiges Element die Brennbarkeit von innen verhindert sein. Hier spielt wiederum der Geräte-integrierte Brandschutz eine wichtige Rolle.

Zudem könnte in einer ganzheitlichen Betrachtung Digital Signage als Teil der Lösung, und nicht des Problems, gesehen werden – zum Beispiel durch eine dynamische Fluchtwegführung. Screens könnten somit im Brandfall als Rettungsweganzeiger fungieren.

Digital Signage Brandschutz: Wenn der Screen sich selbst löscht